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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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nur eine andere Wohnungsnummer. Kawana im zweiten Stock, Ushikawa im Erdgeschoss. Hatte Ushikawa dort Tengo Kawana beschattet? Definitiv! Ein Zufall war so gut wie ausgeschlossen.
    Aber warum hatte Ushikawa ausgerechnet Tengo Kawana nachspioniert? Dass er selbst bisher nicht auf den jungen Mann gekommen war, lag daran, dass keinerlei Interesse mehr an ihm bestand. Tengo Kawana hatte Eriko Fukadas Die Puppe aus Luft bearbeitet. Als die Geschichte einen Debütpreis bekam, als Buch verlegt wurde und sich zum Bestseller entwickelte, hatten sie ihn mit besonderer Aufmerksamkeit beobachtet. Der Kahle hatte damals angenommen, dass der junge Mann eine wichtige Rolle spiele und ein bedeutsames Geheimnis hüte. Aber inzwischen hatte sich das alles erledigt. Es hatte sich herausgestellt, dass Tengo nicht mehr als ein Handlanger gewesen war. Er hatte die Geschichte nur im Auftrag dieses Komatsu bearbeitet und ein bescheidenes Honorar dafür erhalten. Mehr war an ihm nicht dran gewesen. Das ganze Augenmerk der Sekte konzentrierte sich auf Aomame. Dennoch hatte Ushikawa diesen Yobiko-Lehrer ins Visier genommen. Und ihn nach allen Regeln der Kunst beschattet. Und deshalb sein Leben lassen müssen. Warum?
    Der Kahle konnte es sich nicht vorstellen. Ushikawa musste auf eine Spur gestoßen sein. Anscheinend war er überzeugt gewesen, Aomame ausfindig machen zu können, wenn er sich an Tengo Kawanas Fersen heftete. Deshalb hatte er diese Wohnung gemietet, eine Kamera auf einem Stativ ans Fenster gestellt und ihn wer weiß wie lange beobachtet. Sollte eine Verbindung zwischen Aomame und diesem Kawana bestehen? Und wenn ja, welche Art von Verbindung?
    Der Kahle verließ wortlos den Raum, ging in ein beheiztes Zimmer nebenan und rief in Tokio an. Ein Apartment in Sakuraoka im Stadtteil Shibuya. Er ließ einen seiner Männer dort ans Telefon rufen und befahl ihm, sich sofort in Ushikawas Wohnung nach Koenji zu begeben und Tengo Kawana zu beobachten. »Er ist ein großer Mann mit kurzen Haaren«, sagte der Kahle. »Kaum zu übersehen. Sobald er das Haus verlässt, folgt ihr ihm unauffällig und zu zweit. Überzeugt euch, wohin er geht. Ihr dürft ihn unter keinen Umständen aus den Augen verlieren. Wir sind so schnell wie möglich bei euch.«
    Er ging in den Raum mit Ushikawas Leiche zurück und teilte dem Pferdeschwanz mit, dass sie sofort nach Tokio fahren würden. Dieser nickte kurz, ohne eine Frage zu stellen. Er war jemand, der Befehle entgegennahm und sie ausführte. Der Kahle schloss den Raum hinter sich ab, damit kein Außenstehender ihn betreten konnte. Dann verließen sie das Gebäude und wählten aus den etwa zehn Wagen auf dem Parkplatz einen schwarzen Nissan Gloria aus. Sie stiegen ein. Der Schlüssel steckte, und der Pferdeschwanz, der auch diesmal fuhr, ließ den Motor an. Der Wagen war den Vorschriften entsprechend vollgetankt. Das Nummernschild des Nissan Gloria war legal und der Wagen korrekt zugelassen. Sie konnten also ruhig etwas schneller fahren.
    Erst als sie schon eine Weile auf der Autobahn waren, fiel dem Kahlen ein, dass er vergessen hatte, die Erlaubnis seines Vorgesetzten für die Fahrt nach Tokio einzuholen. Das würde ihn vielleicht später in Schwierigkeiten bringen. Aber da war nichts zu machen, sie durften keine Sekunde verlieren. Wenn sie in Tokio angekommen waren, konnte er die Situation erklären. Er verzog leicht das Gesicht. Manchmal hingen ihm diese ganzen Beschränkungen zum Hals heraus. Die Vorschriften wurden immer mehr statt weniger. Aber er wusste, dass er außerhalb der Organisation nicht leben konnte. Er war kein einsamer Wolf. Er war nicht mehr als ein Rädchen im Getriebe, das sich nach den Anweisungen seiner Vorgesetzten drehte.
    Sie schalteten das Radio ein und hörten die Acht-Uhr-Nachrichten. Anschließend schaltete der Kahle es wieder aus und lehnte sich zurück, um etwas zu schlafen. Als er aufwachte, verspürte er Hunger (wann hatten sie eigentlich das letzte Mal etwas gegessen?), aber es fehlte ihnen die Zeit, an einer Raststätte anzuhalten. Sie mussten sich beeilen.
    Doch inzwischen hatte das Wiedersehen zwischen Aomame und Tengo bereits stattgefunden. Der Kahle und der Pferdeschwanz hatten keine Ahnung, wohin Tengo gegangen war. Über Tengo und Aomame standen die beiden Monde am Himmel.
     
    Still lag Ushikawas Leiche in der kalten Dunkelheit. Außer ihm war niemand im Raum. Das Licht war ausgeschaltet, die Tür von außen abgeschlossen. Durch die Fenster nahe der Decke schien

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