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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Man öffnet die Tür, tritt ein, erledigt, was man zu erledigen hat, geht hinaus und macht die Tür hinter sich zu. Mehr nicht. Aber wegen der begrenzten Zeit hatte ich ziemlich viele Auslagen. Jedenfalls übersende ich Ihnen zwei umfangreiche Packen Material. Wie immer im Austausch gegen mein Honorar.«
    Ushikawa notierte sich die Summe. Sie war doppelt so hoch wie angekündigt. Aber blieb ihm denn eine andere Wahl?
    »Diesmal möchte ich nicht den Postweg nutzen. Stattdessen schicke ich morgen um die gleiche Uhrzeit jemanden zu Ihnen. Bitte halten Sie die Summe in bar bereit. Wie immer stelle ich keine Quittung aus.«
    Er wisse Bescheid, sagte Ushikawa.
    »Ich habe es bereits erwähnt, aber sicherheitshalber wiederhole ich es. Sie bekommen die Informationen, mit denen Sie mich beauftragt haben. Sollten Sie mit ihrem Inhalt nicht zufrieden sein, übernehme ich dafür keine Verantwortung, denn es wurde alles unternommen, was technisch möglich ist. Sie bezahlen mich für meine Mühe, Herr Ushikawa, nicht für das Ergebnis. Geld zurückzuverlangen, weil die Informationen nicht Ihren Wünschen entsprechen, ist leider nicht möglich. Auch damit müssen Sie sich einverstanden erklären.«
    Ushikawa sagte, er sei einverstanden.
    »Übrigens war es unmöglich, ein Foto von Fräulein Aomame zu bekommen«, sagte die Fledermaus. »In allen Akten wurden sämtliche Aufnahmen entfernt.«
    »Ich verstehe«, sagte Ushikawa.
    »Vielleicht sieht sie inzwischen ja auch schon ganz anders aus«, sagte die Fledermaus.
    »Könnte sein«, sagte Ushikawa.
    Wieder hüstelte die Fledermaus. »Also dann«, sagte sie und hängte auf.
    Ushikawa legte den Hörer auf die Gabel, seufzte und steckte sich eine neue Zigarette zwischen die Lippen. Er zündete sie mit dem Feuerzeug an und hauchte langsam Rauch auf das Telefon.
     
    Am nächsten Tag suchte ihn eine junge Frau in seinem Büro auf. Dem Anschein nach war sie noch nicht einmal zwanzig Jahre alt. Sie trug ein kurzes weißes Kleid, das ihre Figur sehr hübsch zur Geltung brachte, ebenfalls weiße, glänzende Schuhe mit hohen Absätzen und Perlstecker. Im Verhältnis zu ihrer zierlichen Gestalt wirkten ihre Ohrläppchen sehr fleischig. Sie konnte nicht viel größer sein als einen Meter fünfzig. Ihre Haare waren lang und glatt, und sie hatte große, klare Augen. Sie hätte das Lehrmädchen einer Fee sein können. Sie sah Ushikawa direkt ins Gesicht und lächelte heiter und liebenswürdig, als habe sie etwas Wertvolles und Unvergessliches darin erblickt. Zwischen ihren zarten Lippen schauten zwei Reihen gerader weißer Zähne hervor. Natürlich war es ein dienstliches Lächeln, es kam so gut wie nie vor, dass jemand bei der ersten Begegnung mit Ushikawa nicht vor ihm zurückschreckte.
    »Ich bringe das Material, das Sie angefordert haben«, sagte die junge Frau und zog zwei dicke Dokumentenumschläge aus der Stofftasche über ihrer Schulter. Sie hielt sie mit beiden Händen wie eine Schreinpriesterin eine uralte Steininschrift und legte sie auf Ushikawas Schreibtisch.
    Ushikawa nahm den Briefumschlag, den er vorbereitet hatte, aus der Schublade und überreichte ihn ihr. Die junge Frau riss ihn auf, nahm das Bündel Zehntausend-Yen-Scheine heraus und zählte im Stehen. Ihre hübschen, schlanken Finger bewegten sich flink und routiniert. Als sie zu Ende gezählt hatte, steckte sie das Bündel zurück in den Umschlag und packte ihn in die Stofftasche. Dann lächelte sie Ushikawa noch strahlender und liebenswürdiger an als zuvor. Als sei sie noch nie so glücklich gewesen, jemanden zu sehen.
    Ushikawa überlegte, in welchem Verhältnis sie zu der Fledermaus stehen mochte. Aber das ging ihn natürlich nichts an. Das Mädchen war nicht mehr als eine Botin. Sie überbrachte das »Material« und nahm die Bezahlung in Empfang. Andere Aufgaben hatte sie vermutlich nicht.
    Nachdem die zierliche junge Frau sein Büro verlassen hatte, starrte Ushikawa noch lange und unentschlossen auf die Tür. Das Mädchen hatte eine deutliche Aura hinterlassen. Ob sie im Austausch einen Teil von Ushikawas Seele mit sich genommen hatte? Er verspürte eine neue Leere in seiner Brust. Wie war so etwas möglich, fragte er sich verwundert. Und was bedeutete es?
    Nach etwa zehn Minuten hatte Ushikawa sich endlich wieder gefasst und öffnete die beiden braunen Umschläge, die alle möglichen Ausdrucke, Kopien und Originaldokumente enthielten. Es war ihm ein Rätsel, wie die Fledermaus in der kurzen Zeit so viel Material in die

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