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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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konnte er als Außenstehender und Nicht-Mitglied freier agieren. Letztendlich war er jedoch nicht mehr als ein bezahlter Handlanger. Er gehörte nicht zu ihnen, war kein Freund, sondern ein Mann ohne einen Funken Frömmigkeit. Sobald er der Sekte gefährlich wurde, würde man ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, aus dem Weg räumen.
     
    Während er auf den Anruf der Fledermaus wartete, ging Ushikawa in eine Bibliothek, um sich über Geschichte und gegenwärtige Aktivitäten der Zeugen zu informieren. Er machte sich Notizen und kopierte wichtige Abschnitte. Er recherchierte gern in Bibliotheken. Es war eine alte Gewohnheit, die er sich bereits in seiner Kindheit zu eigen gemacht hatte. Er mochte die Vorstellung, Wissen in seinem Kopf anzusammeln. Als er seine Nachforschungen beendet hatte, machte er sich auf den Weg zu Aomames Haus in Jiyugaoka und vergewisserte sich einmal mehr, dass die Wohnung leerstand. Am Briefkasten hing noch Aomames Namensschild, doch die Wohnung machte keinen bewohnten Eindruck. Er suchte das dafür zuständige Maklerbüro auf und gab vor, sie mieten zu wollen.
    »Sie steht zwar leer, aber bis Anfang Februar kann da niemand einziehen«, sagte der Makler. Der gegenwärtige Mietvertrag gelte bis Ende Januar, und die Miete sei bisher jeden Monat bezahlt worden.
    »Die Wohnung ist vollständig ausgeräumt, Strom, Gas und Wasser sind abgemeldet. Aber der Mietvertrag ist noch nicht beendet.«
    »Bis Ende Januar bezahlt also jemand die Miete.«
    »So ist es«, sagte der Makler. »Er bezahlt die vertraglich festgesetzte Summe, also hat er Anspruch darauf, dass die Wohnung so bleibt, wie sie ist. Solange die Miete pünktlich eingeht, haben wir keinen Grund, uns zu beschweren.«
    »Seltsam, nicht wahr? Miete für eine Wohnung zu bezahlen, in der keiner wohnt.«
    »Ich war auch etwas beunruhigt und habe den Hausbesitzer einmal in der Wohnung nachsehen lassen. Wer will schon am Ende eine mumifizierte Leiche im Schrank finden? Aber es war nichts da. Alles war sauber geputzt. Und eben leer. Keine Ahnung, was da los ist.«
    Natürlich wohnte Aomame nicht mehr in der Wohnung. Aber aus irgendeinem Grund wollten diese Leute, dass sie nominell noch die Mieterin war, und zahlten deshalb vier Monate lang Miete für eine leere Wohnung. Die Leute mussten sehr vorsichtig sein, und knapp mit Geld waren sie auch nicht.
     
    Exakt zehn Tage später, am frühen Nachmittag, nahm Ushikawa in seinem Büro in Kojimachi den Anruf der Fledermaus entgegen.
    »Herr Ushikawa«, sagte die heisere Stimme. Im Hintergrund war wie üblich kein Laut zu hören.
    »Ja, am Apparat.«
    »Können Sie reden?«
    Ushikawa bejahte.
    »Die Sicherheitsmaßnahmen bei den Zeugen sind ziemlich massiv. Aber das hatten wir ja erwartet. Trotzdem konnte ich einige hieb- und stichfeste Informationen über Aomame erlangen.«
    »Keine Abwehrraketen?«
    »Bisher nicht.«
    »Sehr gut.«
    »Herr Ushikawa«, sagte der andere, dann hustete er mehrmals. »Es tut mir leid, aber könnten Sie Ihre Zigarette ausmachen?«
    »Wie bitte?« Ushikawa starrte auf die Seven Stars zwischen seinen Fingern. Ihr Rauch stieg langsam zur Decke hinauf. »Ich rauche tatsächlich gerade eine, aber woher wissen Sie das?«
    »Natürlich kann ich den Rauch nicht riechen. Aber allein zu hören, wie Sie daran ziehen, ruft bei mir Atemnot hervor. Ich habe eine extrem allergische Konstitution.«
    »Ich verstehe. Dessen war ich mir nicht bewusst. Entschuldigen Sie.«
    Wieder räusperte der andere sich mehrmals. »Aber nein, ich mache Ihnen keinen Vorwurf, Herr Ushikawa. Das konnten Sie ja nicht wissen.«
    Ushikawa drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und löschte sie mit etwas von dem Tee ab, den er gerade trank. Er stand auf und öffnete weit das Fenster.
    »Die Zigarette ist aus, das Fenster steht offen, und es wird gelüftet. Auch wenn man nicht behaupten kann, dass die Luft von draußen besonders frisch ist.«
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden.«
    Das Schweigen dauerte etwa zehn Sekunden an. Es herrschte vollkommene Stille.
    »Sie haben also das Material von der Gemeinschaft der Zeugen bekommen?«, fragte Ushikawa.
    »Ja. Sogar ziemlich viel. Jede Menge Daten über die Familienmitglieder, weil sie schon so alte und treue Anhänger sind. Am besten, ich schicke Ihnen alles. Was Sie davon gebrauchen können und was nicht, das können Sie selbst wohl am besten beurteilen.«
    Ushikawa pflichtete ihm bei. Das war ganz in seinem Sinne.
    »In dem Sportstudio geht so etwas ganz problemlos.

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