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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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im Verborgenen«, krächzte die Fledermaus. Ihrer Stimme war anzumerken, wie sehr sie solche Schlachten genoss.
    »Würden Sie das also für mich erledigen?«
    Leichtes Husten. »Ich versuche es. Aber das kostet.«
    »Können Sie ungefähr sagen, wie viel?«
    Der andere nannte eine geschätzte Summe. Ushikawa schluckte, willigte aber ein. Er konnte das Geld vorläufig auslegen und im Erfolgsfall später in Rechnung stellen.
    »Wie lange wird es dauern?«
    »Ich vermute, es eilt?«
    »Ja.«
    »Genau abschätzen kann ich das nicht, aber eine Woche bis zehn Tage werde ich wohl brauchen.«
    »In Ordnung«, sagte Ushikawa. Was blieb ihm auch übrig, als sich dem Zeitplan der Fledermaus anzupassen.
    »Wenn ich das Material beisammenhabe, rufe ich Sie an. Es wird auf jeden Fall innerhalb der nächsten zehn Tage sein.«
    »Falls Sie nicht von einer Rakete verfolgt werden«, sagte Ushikawa.
    »Sie sagen es«, krächzte die Fledermaus ungerührt.
     
    Als Ushikawa aufgelegt hatte, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und dachte nach. Er wusste nicht, durch welche »Hintertüren« die Fledermaus ihre Informationen bekam. Die Frage konnte er sich schenken, eine Antwort würde er ohnehin nicht erhalten. Sicher war nur, dass sie sich dabei illegaler Mittel bediente. Er konnte sich denken, dass die Bestechung interner Mitarbeiter eines davon war. Und wahrscheinlich unbefugtes Eindringen. Wenn Computer im Spiel waren, wurde es schon schwieriger.
    Bislang speicherten nur wenige Ämter und Firmen ihre Informationen auf Computern. Die Kosten und der Zeitaufwand waren zu hoch. Aber eine Sekte landesweiten Ausmaßes sollte eigentlich über dieses Medium verfügen. Ushikawa selbst wusste fast nichts über Computer, aber er begriff, dass diese Geräte ein unschlagbares Mittel zum Sammeln von Daten darstellten. Das Zeitalter, in dem man die Parlamentsbibliothek besuchte, verkleinerte Zeitungsausgaben und Jahrbücher auf dem Schreibtisch stapelte und ganze Tage mit Recherchen verbrachte, würde wohl bald der Vergangenheit angehören. Vielleicht würde die Welt sich in ein nach Blut riechendes Schlachtfeld verwandeln, auf dem sich Administratoren und Invasoren bekriegten. Nein, nach Blut würde es nicht riechen. Blut würde mit Sicherheit fließen, aber es wäre geruchlos. Eine verrückte Welt. Ushikawa gefiel die Welt mit Gerüchen und Schmerzen besser. Auch wenn diese unerträglich werden konnten. Aber der Typus Mensch, zu dem Ushikawa gehörte, würde sich zunehmend in ein archaisches Relikt verwandeln.
    Doch er war nicht pessimistisch. Er wusste, dass er über einen untrüglichen Instinkt verfügte, der es ihm ermöglichte, die verschiedensten Gerüche zu unterscheiden. Er spürte es auf der Haut, wenn der Wind drehte. Das konnte ein Computer nicht. Denn diese Fähigkeit ließ sich nicht berechnen oder systematisieren. Sich geschickt Zugang zu streng bewachten Computern zu verschaffen und Informationen herauszuziehen war die Aufgabe von Invasoren. Aber wissen, welche Informationen man herausziehen musste, und aus dem gewonnenen Material das Nützliche auswählen, das konnten nur Menschen aus Fleisch und Blut.
    Ich bin wahrscheinlich nur ein hässlicher, ewig gestriger Gauner, der langsam alt wird, dachte Ushikawa. Nein, nicht nur vielleicht . Kein Zweifel, das ist es, was ich bin. Aber immerhin habe ich ein paar Eigenschaften, die andere nicht haben. Instinkt und Ausdauer zum Beispiel. Wenn ich einmal auf eine Fährte gestoßen bin, lasse ich nicht mehr von ihr ab. Bisher hat mich das einigermaßen ernährt. Und solange ich mich auf meine Fähigkeiten verlassen kann, werde ich immer etwas zu beißen haben, auch wenn die Welt noch so närrisch wird.
    Ich bin dir auf den Fersen, Aomame. Du bist schlau. Geschickt und wachsam. Aber ich kriege dich. Warte nur. Ich bin schon in deine Richtung unterwegs. Hörst du meine Schritte? Nein, du kannst sie nicht hören. Denn ich bin wie eine Schildkröte, nahezu unhörbar. Doch ich komme näher, Schritt für Schritt.
    Allerdings hatte auch Ushikawa einen Verfolger. Nämlich die Zeit. Viel davon blieb ihm nicht mehr. Er musste Aomame bald aufspüren, musste bald aufdecken, wer hinter der ganzen Sache steckte, und den Vorreitern das Ergebnis auf dem Silbertablett präsentieren. Seine Zeit war begrenzt. In drei Monaten war es wahrscheinlich zu spät. Bisher war Ushikawa diesen Leuten sehr nützlich gewesen. Er war tüchtig und zuvorkommend, kannte sich mit dem Gesetz aus und war verschwiegen. Überdies

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