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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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konnte er ihre Gesichter fotografieren.
    Für die Wohnung musste Ushikawa eine Monatsmiete im Voraus sowie zwei Monatsmieten Kaution und zwei Monatsmieten Provision bezahlen. Obwohl die Miete nicht hoch war und er die Kaution zurückerhalten würde, ergab das doch eine ganz erkleckliche Summe. Abzüglich der Honorarforderungen der Fledermaus hatte er nun zwar nicht mehr viel Geld auf seinem Konto, doch in Anbetracht seiner Lage blieb ihm gar nichts anderes übrig, als die Wohnung zu mieten. Er hatte keine Wahl. Ushikawa ging zu dem Maklerbüro zurück, nahm das Bargeld aus dem vorbereiteten Umschlag und schloss den Mietvertrag im Namen der Stiftung für neue japanische Wissenschaften und Künste ab. Eine Kopie des Handelsregisterauszugs würde er später per Post nachreichen. Der junge Mann schien ohnehin nicht besonders erpicht darauf zu sein. Als der Vertrag unterzeichnet war, überreichte er Ushikawa erneut den Schlüssel.
    »So, Herr Ushikawa, damit können Sie die Wohnung schon heute beziehen. Strom und Wasser sind bereits angestellt. Allerdings muss der Mieter persönlich anwesend sein, wenn das Gas angeschaltet wird. Deshalb müssten Sie sich von dort aus mit den Gaswerken in Verbindung setzen. Wie steht es denn mit Telefon?«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Ushikawa. Ein Vertrag mit der Telefongesellschaft hätte zu viel Aufwand bedeutet, außerdem wäre ein Techniker in die Wohnung gekommen. Wahrscheinlich war es praktischer, ein öffentliches Telefon in der Nähe zu benutzen.
    Ushikawa ging noch einmal in die Wohnung und erstellte eine Liste der Dinge, die er brauchen würde. Besonders dankbar war er dafür, dass seine Vormieter die Vorhänge an den Fenstern gelassen hatte. Es waren altmodische, geblümte Dinger, aber er war froh, dass es überhaupt welche gab, denn für eine Observierung waren Vorhänge unerlässlich.
    Die Liste wurde nicht besonders lang. Zunächst einmal brauchte er genügend Lebensmittel und Getränke. Außerdem einen Fotoapparat mit Teleobjektiv und Stativ. Dann noch Toilettenpapier und einen Schlafsack, einen Campingkocher und Gas, ein scharfes Messer, einen Dosenöffner, Mülltüten, einfaches Waschzeug, einen elektrischen Rasierer, ein paar Handtücher, eine Taschenlampe und ein Transistorradio. Ein Minimum an Kleidung und eine Stange Zigaretten. Das war es eigentlich. Einen Kühlschrank, einen Esstisch und ein Bett brauchte er nicht. Er war schon froh, dass er einen vor Wind und Regen geschützten Platz gefunden hatte. Ushikawa kehrte nach Hause zurück, packte seine Spiegelreflexkamera und das Teleobjektiv in seine Fototasche und rüstete sich mit einer großen Menge Filme aus. Dann packte er alles, was auf seiner Liste stand, in eine Reisetasche. Was fehlte, konnte er noch in der Einkaufstraße am Bahnhof Koenji kaufen.
    Am Fenster des Sechs-Tatami-Zimmers stellte er das Stativ auf, installierte seine Minolta Automatik mit dem Teleobjektiv und stellte die Brennweite manuell auf die Entfernung der Gesichter von Leuten ein, die den Eingang passierten. Er würde den Apparat mit der Fernbedienung auslösen und den Motorantrieb benutzen. Den Rand der Linse schützte er mit einer Rolle aus festem Papier, um Lichtreflexen vorzubeugen. Eine Ecke des Vorhangs stand dadurch etwas hoch, aber von außen würde das niemand bemerken. Überhaupt käme wahrscheinlich niemand auf die Idee, dass jemand den Eingang eines so bescheidenen Mietshauses beobachten könnte.
    Ushikawa fotografierte versuchsweise mehrere Personen, die durch den Eingang kamen und gingen. Der Motorantrieb ermöglichte es ihm, mit einem Klick dreimal auszulösen. Er umwickelte die Kamera mit einem Handtuch, um das Geräusch zu dämpfen. Als er eine Filmrolle verbraucht hatte, brachte er sie in ein Express-Labor am Bahnhof. Ein Angestellter nahm die Filme dort entgegen und ließ sie anschließend automatisch von einer Maschine entwickeln, die eine große Anzahl Bilder in hoher Geschwindigkeit verarbeitete, sodass niemand darauf achtete, wen oder was sie zeigten.
    Die Qualität der Fotos war zufriedenstellend. Künstlerischen Anforderungen entsprachen sie wohl kaum, doch für Ushikawas Zwecke genügten sie vollauf. Immerhin waren sie so scharf, dass man die Gesichter der Leute aus dem Haus gut erkennen konnte. Auf dem Rückweg kaufte Ushikawa Mineralwasser, ein paar Lebensmittel in Dosen und in einem Tabakladen eine Stange Seven Stars. Die Einkäufe so im Arm haltend, dass sie sein Gesicht verbargen, ging er ins Haus

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