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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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sie nicht Fukaeri beobachteten, wen oder was dann? Tengo selbst oder Tengos Haus? Er überlegte. Natürlich waren das alles nur Vermutungen, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass er es war, für den man sich interessierte. Er war doch nicht mehr als ein Befehlsempfänger, der Handlanger, der das Manuskript von Die Puppe aus Luft überarbeitet hatte. Das Buch war erschienen, hatte Aufsehen erregt und war dann vergessen worden. Tengos Auftritt war längst beendet. Es gab keinen Grund, sich jetzt noch für ihn zu interessieren.
    Fukaeri hatte seine Wohnung nie verlassen. Dass sie sich beobachtet glaubte, musste also bedeuten, dass die Wohnung überwacht wurde. Doch von wo aus konnte man das tun? Sie lag zwar in einem engen Stadtviertel, war aber wie durch ein Wunder von nirgendwo einsehbar. Ein weiterer Grund, weshalb es Tengo dort so gefiel und er schon so lange dort wohnte. Auch seine ältere Freundin hatte die Wohnung damals sehr geschätzt. »Von außen sieht die Wohnung nach nichts aus«, hatte sie oft gesagt. »Aber sie ist erstaunlich ruhig. Wie ihr Bewohner.«
    Kurz vor Sonnenuntergang kam eine große Krähe an sein Fenster. Es war die Krähe, von der Fukaeri am Telefon gesprochen hatte. Sie ließ sich auf dem schmalen, für Blumentöpfe vorgesehenen Fensterbrett nieder und rieb ihre großen schwarzen Flügel an der Scheibe. Die Krähe hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Tag, ehe sie in ihr Nest zurückkehrte, bei Tengo Station zu machen. Sie zeigte erhebliches Interesse am Inneren der Wohnung. Mit ihren großen schwarzen Augen spähte sie durch den Spalt zwischen den Vorhängen und sammelte Informationen. Krähen sind kluge Tiere. Und sehr neugierig. Fukaeri hatte behauptet, sie habe sich mit der Krähe unterhalten und glaube nicht, dass sie in irgendjemandes Auftrag Tengos Wohnung auskundschafte.
    Aber von wo aus beobachtete man ihn dann?
     
    Auf dem Weg vom Bahnhof zu seiner Wohnung ging er in einen Supermarkt und kaufte Gemüse, Eier, Milch und Fisch. Vor seinem Haus angekommen, blieb er, die Papiertüte im Arm, sicherheitshalber stehen und sah sich um. Nichts Verdächtiges zu entdecken. Die übliche Szenerie. Die Stromleitungen, die wie dunkle Eingeweide in der Luft hingen, der winterlich braune Rasen im winzigen Vorgarten, die rostigen Briefkästen. Er lauschte. Doch außer dem immerwährenden Rauschen des Großstadtverkehrs war nichts zu hören.
    Nachdem er in seiner Küche die Lebensmittel eingeräumt hatte, ging er zum Fenster, zog die Vorhänge zurück und sondierte die Straße. Gegenüber standen drei alte einstöckige Häuser, alle auf kleinem Raum errichtet. Auch die Besitzer waren alt und alteingesessen. Sie blickten mürrisch drein und verabscheuten jede Art von Veränderung. Fremde und Neuankömmlinge waren ihnen daher äußerst unwillkommen. Außerdem hätte man selbst vom ersten Stock aus höchstens ein Stück von Tengos Decke sehen können, und wenn man sich noch so verrenkte.
    Tengo schloss das Fenster und kochte sich Kaffee. Während er ihn am Tisch sitzend trank, spielte er verschiedene Szenarien durch: Irgendjemand in der Nähe beobachtet ihn. Und Aomame hielt sich in Gehweite von ihm auf. Stand das eventuell in Verbindung miteinander? Oder war das alles nur purer Zufall?
    Doch er gelangte zu keinem Schluss. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Er kam sich vor wie eine bedauernswerte Maus, die den Käse zwar riecht, aber keinen Ausgang aus ihrem Labyrinth findet.
    Er gab das Grübeln auf und blätterte in der Zeitung, die er an einem Bahnhofskiosk gekauft hatte. Präsident Ronald Reagan, der in diesem Herbst wiedergewählt worden war, nannte den Premierminister Yasuhiro Nakasone jetzt »Yasu«, und Premierminister Nakasone nannte den Präsidenten »Ron«. Vielleicht lag es nur an der Aufnahme, aber die beiden wirkten darauf wie zwei Bauunternehmer, die darüber berieten, wie sie ihr Baumaterial gegen ein billigeres, schlechteres austauschen könnten. In Indien dauerten die Unruhen nach dem Attentat auf die Staatschefin Indira Gandhi an, und überall hatte es Massaker an Sikhs gegeben. In Japan war die Apfelernte außergewöhnlich gut ausgefallen. Es gab nicht einen Artikel, der Tengos persönliches Interesse erregt hätte.
    Er wartete, bis die Zeiger der Uhr auf zwei standen, und wählte noch einmal Komatsus Nummer im Verlag.
     
    Er musste es zwölfmal klingeln lassen, bis Komatsu sich meldete. Wie immer. Aus irgendeinem Grund konnte er nicht einfach normal den Hörer

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