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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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sie deinen Namen nicht preisgeben. Da können Polizei, Gestapo, Revolutionsrat oder Mutter Teresa kommen, wenn sie einmal beschlossen hat, nichts zu sagen, macht sie den Mund nicht auf. Spar dir die Sorgen.«
    »Ich mache mir keine Sorgen. Ich möchte nur wissen, was mir möglicherweise bevorsteht.«
    »Dein Name taucht nicht auf. Es ist alles in Ordnung«, sagte Komatsu. Er setzte eine ernsthafte Miene auf. »Jedenfalls muss ich dir eine Frage stellen. Eine, die mir nicht ganz leicht über die Lippen kommt.«
    »So etwas gibt es?«
    »Ja, es ist etwas Persönliches.«
    Tengo nahm einen Schluck Bier und stellte das Glas wieder auf den Tisch. »Also gut. Ich werde Ihre Frage beantworten, soweit ich kann.«
    »Hattest du eine sexuelle Beziehung zu Fukaeri? Als sie bei dir gewohnt hat. Es reicht, wenn du Ja oder Nein sagst.«
    Nach einer kurzen Pause schüttelte Tengo langsam den Kopf. »Die Antwort lautet Nein. Ich hatte keine solche Beziehung zu ihr.« Sein Instinkt sagte ihm, dass er unter keinen Umständen erzählen durfte, was sich an jenem Gewitterabend zwischen Fukaeri und ihm zugetragen hatte. Es war ein Geheimnis, das nicht ans Licht kommen durfte. Er durfte auf keinen Fall darüber sprechen. Außerdem war das Vorgefallene kaum als Geschlechtsakt zu bezeichnen. Um sexuelles Verlangen im herkömmlichen Sinn war es nicht gegangen. Auf keiner Seite.
    »Nein«, sagte er noch einmal in nüchternem Ton.
    Komatsu zog ein wenig die Nase kraus. »Nicht dass ich dir misstraue, aber vor deinem Nein hast du eine oder zwei Sekunden gezögert. Vielleicht wart ihr nahe dran? Ich werfe dir nichts vor, darum geht es nicht. Ich möchte nur die Wahrheit wissen.«
    Tengo sah Komatsu direkt in die Augen. »Das war kein Zögern. Ich habe mich nur ein bisschen gewundert. Dass es Sie interessiert, ob zwischen Fukaeri und mir eine sexuelle Beziehung besteht. Sie sind normalerweise nicht gerade der Typ, der seine Nase in die Privatangelegenheiten anderer Leute steckt. Eher im Gegenteil.«
    »Das stimmt wohl«, sagte Komatsu.
    »Und wieso fragen Sie mich dann plötzlich so was?«
    »Natürlich interessiert es mich im Grunde nicht, mit wem du schläfst oder was Fukaeri mit wem macht.« Komatsu rieb sich mit einem Finger die Nase. »Du hast völlig recht. Aber bekanntermaßen ist Fukaeris Entwicklung anders verlaufen als bei einem normalen Mädchen. Alles, was sie tut, kann – wie soll ich sagen – von besonderer Bedeutung sein.«
    »Ach ja?«, sagte Tengo.
    »Rational betrachtet, hat das, was ein Mensch tut, letztlich immer eine Bedeutung«, sagte Komatsu. »Aber bei Fukaeri ist es eine tiefere Bedeutung . Sie verfügt über außergewöhnliche Eigenschaften. Daher müssen wir uns über die Umstände, die sie betreffen, Gewissheit verschaffen.«
    »Und wen meinen Sie konkret mit ›wir‹?«, fragte Tengo.
    Komatsu wirkte ausnahmsweise ziemlich verlegen. »Ehrlich gesagt bin gar nicht ich es, der wissen will, ob ihr eine sexuelle Beziehung hattet, sondern Professor Ebisuno.«
    »Der Professor weiß also, dass Fukaeri bei mir gewohnt hat?«
    »Natürlich. Er weiß es seit dem Tag, an dem sie bei dir eingezogen ist. Sie hat ihm natürlich gesagt, wo sie sich aufhält.«
    »Davon hatte ich keine Ahnung«, sagte Tengo erstaunt. Ihm hatte Fukaeri gesagt, sie habe niemandem verraten, wo sie sei. Aber das war ja nun auch schon egal. »Trotzdem verstehe ich das nicht. Professor Ebisuno ist ihr Vormund und ihr Erziehungsberechtigter, also ist es vielleicht bis zu einem gewissen Grad normal, sich um so etwas zu kümmern. Aber in diesem Fall finde ich das etwas albern. Seine größte Sorge sollte doch vielmehr sein, dass Fukaeri wohlbehalten und in Sicherheit ist. Es ist schwer vorstellbar, dass ihre sexuelle Reinheit solchen Vorrang für ihn hat.«
    Komatsu zog einen Mundwinkel hoch. »Mag sein. Mit so was kenne ich mich nicht aus. Der Professor hat mich nur gebeten, dich zu fragen, ob zwischen dir und Fukaeri eine körperliche Beziehung bestanden hat. Also habe ich dich gefragt, und deine Antwort lautet Nein.«
    »Genau so ist es. Es gab keine körperliche Beziehung zwischen mir und Fukaeri«, sagte Tengo und sah Komatsu dabei scharf in die Augen. Er hatte nicht das Gefühl zu lügen.
    »Dann ist es ja gut.« Komatsu steckte sich eine Marlboro zwischen die Lippen, kniff die Augen zusammen und zündete sie mit einem Streichholz an. »Gut zu wissen.«
    »Fukaeri ist wirklich ein auffallend hübsches Mädchen. Aber wie Sie wissen, wurde ich in

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