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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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abnehmen.
    »Ah, Tengo, mein Freund, lange nichts gehört«, sagte Komatsu. Dem Tonfall nach war er wieder ganz der Alte. Ungerührt, ein wenig theatralisch und nicht greifbar.
    »Ich hatte zwei Wochen Urlaub und war in Chiba. Bin erst gestern Abend zurückgekommen.«
    »Deinem Vater geht es schlecht, oder? Muss ganz schön anstrengend für dich sein.«
    »So anstrengend auch wieder nicht. Er liegt im Koma. Ich habe ihm nur beim Schlafen zugesehen und die Zeit totgeschlagen. Ansonsten habe ich in der Pension gesessen und an meinem Roman gearbeitet.«
    »Tja, der Mensch lebt allein und stirbt allein. Aber hart ist so was schon.«
    Tengo wechselte das Thema. »Sie sagten doch letztes Mal, Sie müssten mit mir reden. Das ist jetzt schon eine Weile her.«
    »Stimmt«, sagte Komatsu. »Ich würde mich gern mal ganz in Ruhe mit dir unterhalten. Hast du Zeit?«
    »Wenn es wichtig ist, sollte es bald sein, oder?«
    »Ja, ist vielleicht besser.«
    »Heute Abend könnte ich.«
    »Heute Abend ist gut. Wie wäre es mit sieben Uhr?«
    »Sieben Uhr, geht in Ordnung«, sagte Tengo.
    Komatsu nannte eine Bar in der Nähe des Verlags. Tengo war schon öfter dort gewesen. »Sie haben auch am Sonntag geöffnet. Da ist es angenehm leer, und wir haben unsere Ruhe.«
    »Wird es länger dauern?«
    Komatsu überlegte. »Keine Ahnung, das werden wir erst sehen, wenn es so weit ist.«
    »Kein Problem. Wir können so lange reden, wie Sie wollen. Ich richte mich ganz nach Ihnen. Schließlich sitzen wir ja in einem Boot. Oder sind Sie inzwischen in ein anderes Boot umgestiegen, Herr Komatsu?«
    »Durchaus nicht«, sagte Komatsu ungewöhnlich fügsam. »Wir sitzen noch immer im selben Boot. Also, wir sehen uns um sieben. Dann erstatte ich dir ausführlich Bericht.«
     
    Tengo legte auf und setzte sich an den Schreibtisch. Er schaltete das Textverarbeitungsgerät ein und übertrug die Aufzeichnungen, die er in der Pension in Chikura handschriftlich auf Manuskriptpapier gemacht hatte. Dabei kam ihm die kleine Stadt wieder in den Sinn. Der Ausblick vom Sanatorium und die Gesichter der drei Krankenschwestern. Der Wind vom Meer, der durch das schützende Kiefernwäldchen strich, die weißen Möwen, die darüber hinwegsegelten. Tengo stand auf, zog die Vorhänge zurück, öffnete das Fenster und atmete die kühle Luft ein.
     
    tengo wenn sie aus der stadt der katzen zurück sind lesen sie diesen brief alles gut
     
    Das hatte Fukaeri in ihrem Brief geschrieben. Aber die Wohnung, in die er zurückgekehrt war, wurde beobachtet. Er wusste nicht, wer ihn von wo aus sah. Vielleicht war in der Wohnung eine Kamera versteckt? Der Gedanke beunruhigte ihn, und er suchte jeden Winkel danach ab. Natürlich entdeckte er weder eine Kamera noch ein Abhörgerät. Wie sollte derlei auch in einer so winzigen Wohnung versteckt sein? Es wäre sofort aufgefallen.
    Tengo fuhr fort, seinen Text einzutippen, bis die Dämmerung hereinbrach. Da er ihn nicht einfach abschrieb, sondern immer auch Änderungen vornahm, brauchte er länger als erwartet. Als er die Arbeit unterbrach, um die Schreibtischlampe einzuschalten, fiel ihm nebenbei ein, dass die Krähe nicht gekommen war. Normalerweise hörte er sie, weil sie mit ihren großen Flügeln gegen die Scheibe schlug. Dabei hinterließ sie leichte Talgspuren. Wie einen Code, den er entziffern sollte.
    Gegen halb sechs machte er sich eine Kleinigkeit zu essen. Er hatte keinen Appetit, aber er hatte den ganzen Tag kaum etwas gegessen, und es war besser, etwas im Magen zu haben. Also machte er sich einen Salat aus Tomaten und Wakame und aß eine Scheibe Toast dazu. Um Viertel nach sechs zog er seine olivgrüne Cordjacke über den schwarzen Rollkragenpullover und verließ die Wohnung. Vor dem Haus blieb er stehen und sah sich um. Aber er konnte nichts Auffälliges entdecken. Niemand lauerte hinter einem Strommast. Nirgends parkte ein verdächtiger Wagen. Nicht einmal die Krähe war gekommen. Dennoch fühlte Tengo sich unsicher, weil auf einmal alle den Anschein erweckten , als würden sie ihn verstohlen beobachten. Die Hausfrau, die mit einem Einkaufskorb an ihm vorbeiging, der stille alte Mann, der seinen Hund Gassi führte, und sogar die Oberschüler, die, ihre Tennisschläger über der Schulter, an ihm vorbeiradelten, ohne ihn anzusehen – sie alle konnten geschickt getarnte Kundschafter der Vorreiter sein. Ich werde paranoid, dachte Tengo. Ich muss zwar vorsichtig sein, aber ich darf dabei nicht nervös werden. Mit raschen

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