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1WTC

1WTC

Titel: 1WTC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich von Borries
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entfernt, dass man eher anruft, als einfach mal reinzuschauen. Ein Gefängnis.
    Polen.
    Sunner hat zwar keine Befehlsgewalt über ihn, aber was heißt das schon. Sunner hat Macht. Sein Netzwerk reicht weit. Er würde ihn bestrafen, auf welche Art auch immer.
    Polen. Verdächtige aus Afghanistan. Tom weiß, dass es geheime CIA-Gefängnisse im Ausland gab – und wahrscheinlich noch gibt –, in denen gefoltert wurde. »Alternative Verhörmethoden«, so der Fachterminus. Polen, Rumänien und Deutschland wurden in der Presse als mögliche Standorte genannt.
    Tom holt eine neue Skizzenrolle und beginnt zu zeichnen, legt die Rolle dann wieder weg. Er muss sich das vor Ort ankucken, sonst bringt die ganze Entwerferei gar nichts.
    Halbtotale. Drei Männer – Sunner, Connelly, Laporta – sitzen an demselben Tisch in derselben Bar. Dieselben Hintergrundgeräusche. Dieselbe Kleidung.
    Nahaufnahme von Connelly.
    Connelly: »Was gibt es Neues, meine Herren? Sunner, was macht Ihr Paradies?«
    Kamera schwenkt zu Sunner.
    Sunner: »Ich habe unseren Mann instruiert. Er sitzt dran. Sein Entwurf ist fast fertig. Nach Polen wissen wir mehr.«
    Connelly: »Wann werden Sie in Polen denn so weit sein?« Sunner: »In eineinhalb Monaten kommt ein geeigneter Kandidat aus Afghanistan. Bis dahin müssen wir fertig sein. Die eigentlichen Baumaßnahmen sollten sich schnell abschließen lassen, wir haben Firmen, die das recht effizient umsetzen können.«
    Schwenk zu Laporta. Er schaut nach rechts aus dem Bild. Dann dreht er sein Gesicht in die Kamera. Kalter Gesichtsausdruck.
    Laporta: »Sunner, ich weiß immer noch nicht, was Sie mit dem Paradies eigentlich genau meinen. Können Sie uns das freundlicherweise etwas genauer beschreiben?«
    Nachfolgender Dialog in Schuss-Gegenschuss.
    Sunner (lächelt verschmitzt): »Gerne. Sie wissen, wie sich Dschihadisten das Paradies vorstellen?«
    Laporta: »Ich habe keine Ahnung, wie sich irgendjemand das Paradies vorstellt. Und erst recht nicht, was sich ein verdammter islamischer Gotteskrieger darunter vorstellt.«
    Sunner: »Schade. Denn dann würden Sie schnell verstehen, woran wir arbeiten.«
    Connelly (kühl): »Sie meinen doch nicht etwa das, was ich jetzt denke?«
    Sunner: »Doch, Sir, genau das meine ich.«
    Halbtotale. Lange Einstellung. Die drei Männer tauschen Blicke aus.
    Connelly: »Und?«
    Sunner: »Im Paradies warten Jungfrauen, die die Märtyrer verwöhnen.«
    Laporta (entrüstet): »Sunner, Sie sind vollkommen übergeschnappt! Wie wollen Sie das denn nachbauen? Und was soll das bringen?«
    Sunner: »Mein lieber Laporta, ich bin nicht übergeschnappt. Ich glaube nur nicht an Ihre veralteten Methoden. Folter verschließt den Menschen. In Guantanamo haben wir damit kaum verwertbare Ergebnisse erhalten. Gewalt ist einfach das falsche Mittel. Ich bin kein Hippie (dreckiges Lachen), aber Waterboarding … Alle Foltermethoden, bei denen die Leute glauben, sie würden gleich sterben, sind einfach nicht zielführend. Das ist durch psychologische Studien bewiesen. Die Grund ist einfach: Die Terroristen haben keine Angst vor dem Tod. Im Gegenteil, die sehnen sich geradezu danach. Und diejenigen, die Angst haben, sind keine echten Täter – und können uns deshalb nichts sagen. Was sie in Todesangst erzählen, hat keinen Wert. Das hat uns immer nur in die Irre geführt, und das wissen Sie genauso gut wie ich. Make love, not war. Glauben Sie doch einfach an die Kraft der Liebe. Damit erreichen Sie viel mehr.«
    Die drei lachen dreckig.
    Connelly: »Und Sie meinen, das funktioniert wirklich?«
    Sunner: »Sir, wenn es uns gelingt, das Paradies zu simulieren, dann werden wir an die geheimsten Informationen kommen. An die Wahrheit. Und diese Wahrheit, meine Herren, wird für uns sehr wertvoll sein.«
    Sunner blickt herausfordernd zu Connelly hinüber.
    Connelly: »Gut. Machen Sie weiter. Testen Sie das. Und danach berichten Sie uns.«
    Sunner lehnt sich zurück, den Blick auf einen imaginären Punkt in der Ferne gerichtet. Er hebt sein Glas und nimmt einen großen Schluck Bier.
    Blende.
    Der Flughafen von Szymany liegt in einem Waldgebiet. Ei-ne ehemalige Militärbasis, seit fünfzehn Jahren stillgelegt. Matschige Wege, alte, heruntergekommene Hangars, dazwischen ein paar neue Baracken für amerikanisches Personal. Alles andere als ein Paradies. Und viel zu kalt. Ein Himmelfahrtskommando. Drei Tage verbringt Tom in Polen, er schaut sich die verschiedenen Gebäude an, die Umgebung, das nahegelegene

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