Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1WTC

1WTC

Titel: 1WTC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich von Borries
Vom Netzwerk:
einem Punkt zusammen.«
    »Daten von Leuten, die gefährlich sind, vielleicht. Aber dafür musst du schon ein wenig mehr anstellen, als nur vor ein paar Kameras rumzuturnen. Ich kann schon verstehen, dass du dir Sorgen machst. Und wenn dir das Risiko zu groß ist, dann lasse ich mir was anderes einfallen oder ich suche eine andere Darstellerin. Das wäre aber schade, weil ich einfach glaube, dass du genau die Richtige dafür bist.«
    Jennifer ist geschmeichelt. »Nein, keine Sorge. Ich bin dabei. Im Notfall habe ich immer noch meine Freunde bei der Civil Liberties Union. Soll ich mit denen eigentlich mal über den Film sprechen?«
    »Ach, ich glaube, das ist noch zu früh. Wenn wir etwas weiter sind, sollten wir darüber noch mal nachdenken.«
    An diesem Abend kommt Mikael nicht mehr in Syanas Wohnung. Stattdessen schickt er ihr eine SMS: »Komme morgen zum Frühstück. Love, Mikael«.
    Auf dem Weg zu Syana kauft Mikael im Bagel Shop Croissants. Er muss diese Dreiecksgeschichte klären. So bald wie möglich. Für den Film braucht er beide. Jennifer als Schauspielerin, oder besser: als Akteurin, und Syana zur technischen Unterstützung. Ohne sie würde alles scheitern.
    Er gibt den Türcode ein, steigt die vier Stufen zum Fahrstuhl hoch. Irgendeine Ausrede? Nein. Er öffnet die Aufzugtür, grüßt in die Kamera.
    Mikael sieht sofort, dass etwas nicht in Ordnung ist.
    »Was ist los?«
    »Das wollte ich dich gerade fragen.« Syana macht einen Schritt zur Seite, lässt Mikael herein. Die Hände in den Hüften, steht sie breitbeinig vor ihm.
    »Warum?«
    »Tu nicht so«, antwortet Syana verärgert. »Schläfst du mit ihr?«
    »Willst du mir nicht erst mal Hallo sagen? Und wollen wir nicht erst mal frühstücken?«
    »Hallo. Kannst gerne Frühstück machen. Aber die nicht gerade komplizierte Frage kannst du vielleicht trotzdem beantworten!«
    »Ja«, sagt er, den Blick fest auf Syanas Augen gerichtet.
    »Was ja?«
    »Ja, ich habe was mit Jennifer. Zufrieden jetzt? Oder schmeißt du mich raus?«
    »Spinnst du?« Sie schaut ihn spöttisch an. »Was bist du denn für ein Spießer? Ist doch schön, wenn du mit Jennifer was laufen hast. Schöne Frau. Glückwunsch.« Sie legt Mikael einen Arm um die Hüfte. »Aber warum hast du mir das nicht einfach erzählt?«
    »Warum soll ich dir das denn erzählen? Du erzählst mir doch auch nicht alles.« Syana macht ihn wütend. Diese gespielte Lockerheit. Immer will sie die Oberhand behalten. »Ich weiß ja noch nicht mal, wo du die letzte Zeit warst. Und woran du arbeitest. Nichts weiß ich, nichts!« Mikael fingert nervös an der Tüte mit den Croissants herum.
    »Ja, du hast recht«, antwortet Syana. »Du weißt nichts. Aber wenn du es eh nicht wissen willst, ist doch alles in Ordnung. Gib mal die Croissants her, sonst sind die gleich total zerfleddert.«
    »Nichts ist in Ordnung«, fährt Mikael dazwischen. »Deine ganze Bude ist verwanzt, und du filmst alles, was wir hier machen. Würdest du zu mir kommen, wenn ich alles aufnehmen würde? Aber dass ich das hier mitmache, ist natürlich völlig selbstverständlich. Ich bin doch kein, kein …« Er sucht nach einem passenden Ausdruck. »Ich bin doch nicht dein privater Pornostar.«
    »Hey, Mikael, reg dich nicht so auf. Ich bin halt neugierig. Und ein Kontrollfreak.«
    »Und warum musst du das an mir auslassen?«
    Syana erschrickt. Verliert sie schon die Kontrolle über ihn?
    Zwei Stunden später sitzen Mikael und Syana immer noch am Frühstückstisch, und er erzählt von Jennifer.
    »Das ist nicht bloß eine Affäre. Am Anfang hab ich das zwar gedacht, aber jetzt ist es mehr. Es geht nicht um die Spannung, es ist kein Spiel. Es fühlt sich einfach richtig an.«
    Schweigend hört Syana ihm zu. Sie spürt eine Schwere in der Magengegend. Die Zeit mit Mikael war schön, irgendwie vertraut. Aber was bringt es, dem jetzt nachzuweinen? Dann wird Jennifer halt auch Teil des Spiels. Vielleicht gar keine so schlechte Idee, das macht die Sache nur spannender.
    »Und wie soll es mit uns beiden jetzt weitergehen? Das war doch immer ganz schön im Fahrstuhl, oder?«
    »Ich weiß es nicht.« Mikael will Zeit gewinnen.
    »Okay, mit Jennifer kannst du dich ja so anregend über künstlerische Formen des politischen Protests austauschen. Von mir aus. Aber wenn sie nicht möchte, dass wir uns weiterhin sehen, wer hackt dir dann die Kameras? Betreibst du deswegen die ganze Geheimnistuerei?«
    »Nein, nein, das hat doch damit nichts zu tun.« Mikael wird

Weitere Kostenlose Bücher