2 Die Connor Boys: Lieb mich hier und jetzt
erwiderte Seth. Das war natürlich eine dicke Lüge. Es gab Samantha. Er beschäftigte sich mit ihr Tag und Nacht und hatte mittlerweile das beunruhigende Gefühl, dass er sie nie wieder loswürde. Wie sollte sie auch mit ihrer Untersuchung fertig werden, wenn sie ihm immer bei der Arbeit half? Sie war immer da, witzig und interessant und unglaublich angenehm im Umgang. Seth hatte sich immer wieder einzureden versucht, dass sie alles andere als sein Typ war, doch ohne Erfolg. Ja, wenn die Dinge anders lägen, dann hätte er sich sogar in sie verlieben können.
Und vielleicht hatte er das auch schon.
Alles, was sie tat - die Art, wie sie aß, wie sie ging, wie sie lächel te -, brachte sein Blut in Wallung. Sie sehnte sich auch nach ihm. Sie machte kein Hehl daraus, dass sie ihn mochte, dass er ihr etwas bedeutete und dass sie ernstlich interessiert war. Seth hatte sich so gar schon vorgestellt, wie es sein würde, sie zu lieben und ihr zu beweisen, dass ihm ihr Geld und ihre vornehme Familie völlig gleichgültig waren. Samantha war etwas ganz Besonderes. Im Bett, während einer langen, leidenschaftlichen Nacht, hätte er ihr zeigen können, wie einzigartig und wunderbar sie war.
Leider würde es nie dazu kommen. Inzwischen war er sich zwar nicht mehr so sicher, dass er bei ihr versagen könnte, denn sie entzündete ein Feuer in ihm, das eigentlich für eine ganze Nacht reichen müsste, aber möglich war es trotzdem. Er hatte bei Gail versagt, und ein Versuch mit einer anderen Frau war auch fehlgeschlagen. Sicher würde er es eines Tages wieder probieren. Aber nicht ausgerechnet mit Samantha, nicht mit einer Frau, bei der zuviel auf dem Spiel stand.
„Seth? Bist du noch dran? Stimmt etwas nicht?"
„Ich bin noch dran. Alles ist in Ordnung." Leise seufzend fuhr er sich wieder mit der Hand durchs Haar. Himmel, er musste nur an sie denken, und schon reagierte sein Körper so heftig wie bei keiner anderen Frau. Er wandte sich entschlossen vom Fenster ab. „Wie geht es Kirstin?" fragte er.
Gordons Frau ging es gut. Nachdem sie weitere Familienneuigkeiten ausgetauscht hatten, beendete Seth das Gespräch und legte den Hörer auf. Er holte tief Luft und dachte an das Projekt, das er sich vorgenommen hatte. Es war genau das, was er jetzt brauchte - viel Arbeit, anstrengend und auslaugend, und vor allem ablenkend, weil es seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte.
Er nahm die beiden Eimer wieder auf und ging den Flur hinunter zum blauen Zimmer. Doch kaum hatte er es betreten, da ließ er die beiden Eimer mit einem lauten Plumps auf den Boden fallen.
Vor genau einer Woche hatte er ein Loch in die Wand geschla gen, und Samantha war Zeuge gewesen. Das Loch war so groß, dass er seinen Kopf hatte hindurchstecken können. Aber jetzt war nichts mehr zu sehen. Seth ging näher heran und untersuchte die Wand genauer. Prüfend fuhr er mit der Hand darüber. Die Oberfläche war nicht ganz glatt, und eine frische Schicht Gips zeigte noch schwach die Stelle an, wo das Loch gewesen war.
„Samantha!"
7. KAPITEL
„Ich war es nicht."
„Du musst es gewesen sein."
Samantha schüttelte den Kopf. „Ich glaube, es war der Geist. Vielleicht möchte er aus irgendeinem Grund nicht, dass du das blaue Zimmer veränderst."
„Samantha, das ist lächerlich."
Sie saß auf dem Teppich im Wohnzimmer, den Rücken gegen das Sofa gelehnt, und nahm sich Popcorn aus der Schale auf dem Tisch. Sie und Seth hatten schon zu Abend gegessen und hatten das Thema inzwischen unzählige Male besprochen. Aber Reden half nichts. Seth wanderte immer noch unruhig hin und her. „Ich hatte doch keinen Grund, die Wand zu reparieren", erklärte sie ihm noch einmal. „Ich finde deine Idee, die beiden Zimmer zu ver binden, selbst sehr gut. Außerdem weiß ich auch gar nicht, wie man ein Loch in der Wand zumacht."
„Nun, irgend jemand hat es aber getan."
Sie kaute nachdenklich an ihrem Popcorn. „Vielleicht warst du es selbst im Schlaf. Eine Menge Leute schlafwandeln und..."
„Ich nicht."
Sie machte einen neuen Versuch. „Da gibt es ein Haus in Norwegen. Vor ein paar Jahren ist ein junges Paar mit einem Baby dort eingezogen, und im Zimmer des Babys passierten andauernd die seltsamsten Dinge. Einmal fing es mitten in der Nacht an zu regnen, und als die Eltern hineingingen, um das Fenster zu schließen, da war es schon zu. Ein anderes Mal fing das Baby an zu weinen, und als die Großmutter hinaufging, sah sie gerade noch, wie eine Katze wie von
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