2 Heaven
„Ich werde es überleben. Ich hatte mich geirrt - er war doch nicht mein Traummann." Überrascht sah Charly sie an. „Nein? Aber du warst doch erst so begeistert von ihm?"
„Hm, ja ... man kann sich ja mal irren. Er hat es doch nicht so gebracht, wie ich gehofft hatte. Wenn du verstehst, was ich meine ..." Sie verzog den Mund zu einem breiten Grinsen.
„Außerdem ..."
„Außerdem was?"
„Außerdem bin ich heute beim Einkaufen meinem Traummann begegnet. Aber diesmal ist er's wirklich!" Charly stöhnte leise. Warum war Anne nur immer so impulsiv und so leicht zu begeistern?
„Und du wirst es nicht glauben - der Typ war auch bei Dämons Party!"
Jetzt wurde Charly doch neugierig. „Das gibt's doch nicht! -Wer ist es denn? Kenne ich ihn?"
Anne rieb sich vergnügt die Hände. „Er heißt Thomas und arbeitet für Crispin Heaven."
„Crispins Reitlehrer?", rief Charly entgeistert aus.
„Ja, genau der. - Und er ist nett und sehr attraktiv."
Da musste Charly ihr ausnahmsweise einmal zustimmen.
Thomas Griffith sah wirklich hervorragend aus. Aber ob er der Richtige für eine Frau wie Anne war?
Sie verkniff sich eine Bemerkung darüber, dass Thomas zunächst mit ihr geflirtet hatte. Er war genau so ein Frauenheld wie Dämon - soviel stand fest! Aber Anne musste einfach eigene Erfahrungen sammeln.
„Aber du warst doch noch nicht mit ihm im Bett, oder?" Ihre Freundin schüttelte den Kopf. „Damit werde ich mir dieses Mal Zeit lassen - obwohl er schon gut aussieht. Ich fühle mich ganz schwach in seiner Nähe."
Genau so erging es Charly, wenn sie mit Dämon zusammen war. Er hatte eine überwältigende Wirkung auf sie. Und noch immer wusste sie nicht, welche Rolle Cris für sie spielte. Es war alles so verzwickt.
Dämon suchte vergeblich nach Cris. In seinem Kopf war ein heilloses Durcheinander. Er musste irgendjemanden finden, mit dem er über diese Nachricht sprechen konnte. So etwas konnte doch nicht sein. Das KONNTE einfach nicht sein. Ein Virus. Oder - eine Warnung?
„Cris, wo steckst du, verdammt?!", fluchte er.
Er betrat das Insthaus, in dem Justins Wohnung war. Vielleicht war der Junge wenigstens da?
„Justin?"
Er schob die Tür auf, sie war nur angelehnt - und sah Justin. Erstaunt schaute der ihn an, während er sich zwei bunte Pillen in den Mund schob und sie hastig mit Mineralwasser runterspülte. „Dämon?"
Mit zwei schnellen Schritten war Dämon bei ihm und gab ihm eine schallende Ohrfeige.
Als Crispin mit der zierlichen Stute zusammen den Stall betrat, hörte er sofort das mühsam unterdrückte Schniefen. Spooky lief die Stallgasse entlang, Crispin hörte das Ticken der Krallen auf dem Betonboden. Mit einem kurzen Laut schlug er an. Dann wartete er leise.
Crispin führte die Stute zielsicher zu ihrem Stall, öffnete die Tür und nahm ihr erst im Stall Trense und Sattel ab. Beides legte er nachlässig vor die Stalltür auf den Boden - das hatte Zeit.
Langsam tastete er sich an den Gitterstäben entlang, bis zu der Box, vor der Spooky still verharrte.
Er öffnete die Tür. „J.?"
Wieder hörte er ein Schniefen. „Ja."
Crispin trat ein, schob den großen Fuchs ein wenig zur Seite. Vorsichtig ging er in die Knie, tastete nach Justin, berührte ihn sanft an der Schulter. Dann setzte er sich zu ihm. Zögerte kurz und schlang dann den Arm um den Jungen. Er zog dessen Kopf an seine Schulter. Justin schluchzte.
Crispin saß nur da, spürte den zarten, zuckenden Körper neben sich. Er fragte nicht, bedrängte Justin nicht. Was auch immer passiert war - er fühlte, dass Justin nicht darüber sprechen wollte.
Geräuschvoll putzte sich dieser die Nase. „Danke." Cris schüttelte den Kopf. „Du brauchst mir nicht zu danken." „Warum hat er das getan? Warum?" Justins Stimme war eine Mischung aus Trotz und Schmerz, und Cris konnte sich bereits denken, um wen es ging.
„Dämon?", fragte er leise. Und spürte, wie Justin an seiner Schulter nickte.
Schweigend blieb er noch eine ganze Zeitlang bei Justin sitzen. Was war passiert? Was hatte Dämon getan? Seine Kehle war wie zugeschnürt, er konnte Justins Schmerz spüren, doch er wusste nicht, was der Junge dachte.
„Du brauchst nicht hier bleiben", sagte Justin und bemühte sich um einen lockeren Tonfall, was allerdings gründlich misslang.
Cris hörte das. Er wäre gern geblieben, doch er musste zu Dämon. Er musste ihn unbedingt fragen, was vorgefallen war. Also stand er auf, obwohl alles in ihm sich dagegen sträubte.
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