2 Heaven
... Als Dämon die Tür seines Büros hinter sich schloss, atmete er erleichtert auf. Den ersten Schritt hatten sie geschafft. Er hätte nie gedacht, dass er sich mal in seine eigene Firma hineinmogeln musste.
Kershaw war misstrauisch gewesen, daran bestand kein Zweifel.
Er mochte es offensichtlich nicht, dass Dämon einen Besucher mitbrachte. Was Dämons Verdacht nur bestätigte.
Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und schaltete den Computer an. Er beobachtete, wie der Rechner langsam hochfuhr.
„Wir hätten auf Gwen und Justin warten sollen", sagte Charly leise.
Unruhig wanderte sie auf und ab. Sie hatte kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache.
„Es war so abgesprochen, dass sie nachkommen", erinnerte Dämon sie. „Wir sehen, ob die Codes was bringen und rufen Cris an, wenn wir die Tür im Treppenhaus der Tiefgarage aufhaben." Er tätschelte ihr beruhigend den Arm. „Das ist doch auch zu unserer eigenen Sicherheit. Außerdem war es schon schwierig genug, dich mit rein zu bekommen! Der Wachmann hat recht sparsam geguckt. Stell dir mal vor, wir hätten hier mit vier Personen reingewollt ..." Dämon gab die letzten Zahlen in den Computer ein und wartete gespannt. Auf dem Bildschirm war der Lageplan des Firmengebäudes abgebildet, alle Bereiche, die langen Gänge, alle Türen. Rote Markierungen zeigten die Sicherheitsschranken an, den blauen Bereich würden sie nur mit Gwens Hilfe betreten können. Und gerade als Dämon darüber nachdachte, ob es besser gewesen wäre, seinen Computerspezialisten David mit hier hereinzuschmuggeln, veränderte sich eine der Markierungen und wurde grün. „Ja!", entfuhr es ihm. „Die Tür ist auf." Charly kam näher und lugte ihm über die Schulter. Eine endlose Zahlenreihe flackerte über den unteren Bildschirmrand.
Crispin wartete im Wagen. Er war so nervös wie schon lange nicht mehr. Aber er musste im Auto bleiben und warten. Und er wusste, dass er für die anderen nur eine Belastung darstellte. Denn Spooky konnte er schließlich nicht mitnehmen. Die Dämmerung war bereits hereingebrochen, als sie losgefahren waren. Jetzt war es sicher schon dunkel. Er hörte vorbeifahrende Autos, Musik, den schneidenden Wind und ab und zu Stimmen.
Er wartete. Und während er wartete, malte er sich aus, was die anderen wohl in dieser Nacht finden würden. Wenn alles stimmte, was Gwen und Willson erzählten, würden sie in den geheimen Labors wirklich erschreckende Dinge vorfinden. Cris dachte an geklonte Menschen, an Leichenteile, an Monstrositäten ... Bilder aus Horrorfilmen, die er irgendwann einmal gesehen hatte oder aus Trips, die er durchgestanden hatte. Aber das war schon lange her.
Wie lange musste er wohl hier ausharren? Es wurde langsam kalt im Wagen. Er trug zwar eine dicke, dunkle Daunenjacke, doch die Kälte kroch unaufhaltsam in seine Kleidung. Draußen fror es. Der Wind pfiff um das Auto.
Crispin hörte seinen eigenen Herzschlag. Zu schnell.
Dann, plötzlich, ein leises Knacken. Jemand war am Wagen. Er hörte das Geräusch von schweren Schritten im Schnee, ein weiches Klacken - jemand öffnete seine Tür. Er erschrak heftig, wagte kaum zu atmen. Was hatte das zu bedeuten?
„Wer ist da?", fragte er unsicher.
Er bekam keine Antwort. Hörte nur den Atem des anderen. Wer konnte das sein?
„Das ist aber eine Überraschung", sagte schließlich eine dunkle, krächzige Stimme, die er nicht zuordnen konnte. Eine starke Hand packte ihn am Arm und zog ihn aus dem Wagen. Er wehrte sich halbherzig, wusste jedoch, dass er nichts
tun konnte. Mein Gott, er war völlig hilflos. Sollte er um Hilfe schreien?
Doch noch bevor er darüber nachdenken konnte, wurde er zu Boden gedrückt. Der Mann, der ihn überwältigte, schien recht groß und schwer. Cris blieb die Luft weg, als der Typ sich auf seinen Brustkorb kniete.
Er versuchte sich aufzubäumen, bekam jedoch sofort links und rechts eine Ohrfeige. Sein Gesicht brannte. „Ruhig bleiben."
Er hörte ein merkwürdiges Ratschen, als wenn Stoff zerriss; dann wurde sein Mund mit einem breiten Stück Klebeband zugeklebt.
Die Tür flog mit einem lauten Krachen auf. Dämon dachte für einen Augenblick, sie würde aus den Angeln fliegen.
Erschreckt sprang er von seinem Stuhl auf.
Glasten, Larkin und ein großer, breitschultriger Mann betraten das Büro. Letzterer schleppte Crispin hinter sich her.
Crispin - so eine verdammte Scheiße!
„Was zum Teufel ...?"
Doch Glasten schnitt ihm das Wort ab. „Das sollte ich wohl besser
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