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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Olson
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das machte mich viel zu nervös.
    Ich litt mich durch übrig gebliebene Frikadellen hindurch und wollte schon den Tisch abräumen, als sie sich räusperte. »Hat irgendwer eine Vorstellung, wo das hier herkommt?« Sie zog den verschwundenen Zettel unter ihrem Platzdeckchen hervor und warf ihn auf den Tisch.
    Tyler las, was dort stand, dann sah er mich an. Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt machen sollte.
Mrs. Nelson!
Ich verkrampfte meine kalten Hände auf dem Schoß, versuchte, Mom in die Augen zu blicken, und alles in mir flehte um ihr Verständnis. Die Wanduhr tickte laut. Ich schob einen Daumen zwischen meine verschränkten Finger und presste so fest wie bei jemandem, der von einer ganzen Gruppe umarmt wird.
    »Also?«, sagte Mom und hob den Zettel hoch. »Wer immer du sein magst,
ich
fühle, dass du viel zu empfindlich bist, wenn ich mit dir rede, und
ich
wünschte, du könntest einen Witz verstehen.«
    Tyler nahm ihr den Zettel aus der Hand und warf einen Blick auf meine ehemals zuversichtlichen Worte. »Sarkasmus ist nicht witzig, Mom.«
    Sie riss den Zettel an sich, zerknüllte ihn und ließ ihn auf ihren schmutzigen Teller fallen. »Und jetzt fühle
ich
, dass ich diese Küche aufräumen will, und
ich
wünschte, ihr würdet mir helfen.« Sie lachte und stand auf.
    Tyler formte lautlos mit den Lippen: ›Halte durch!‹
    Mein Körper entspannte sich vorsichtig. Ich war erleichtert, weil sie mir keine Strafpredigt gehalten hatte, aber wurde ich jetzt verrückt? War ich wirklich zu empfindlich?Vielleicht musste ich tatsächlich ein bisschen lockerer werden. Machte sie Witze oder meinte sie das ernst? Ich wusste nur eins, nämlich, dass ich Kopfschmerzen hatte. Schon wieder.

KAPITEL 27
Wahlmöglichkeiten
    Ich hatte mit der Idee gekämpft, seit Mr. Hudson uns an die Bonuspunkte erinnert hatte. Beim bloßen Gedanken daran, vor der Klasse reden zu müssen, kriegte ich ja schon Muffensausen, aber
vielleicht,
ganz vielleicht würden die Bonuspunkte und Mr. Hudsons ›Etwas ganz Besonderes‹ meine Mutter die Sache mit dem Sommerlager noch mal überdenken lassen.
    Nachdem Mr. Hudson über Kontrolle gesprochen hatte, fasste ich endlich einen Entschluss.
    »Alle wollen die Kontrolle behalten: Nationen und Nachbarn, Liebende und Anführer, Mütter und Großmütter, Ärzte und …« Er lächelte uns kurz an. »… Lehrer.« Er schrieb
Kontrolle
an die Tafel. »Es gibt die positive Kontrolle«, sagte er und sah uns an, »bei der alle eine Wahl haben und den Weg einschlagen können, der ihnen den größten Vorteil bringt. Und es gibt negative Kontrolle, wenn die Leute diesen Weg überschreiten und fordernd, kritisch und übergriffig werden. Auf irgendeine Weise scheinen sie sich für wichtiger zu halten als alle anderen. Aber«, er zeigte mit dem Finger auf uns, »ihr müsst nicht übergriffig sein, ihr könnt euch gegen diesen Weg entscheiden. Ihr braucht auch nicht zum Opfer zu werden. Ihr habt immer eine Wahl, und das Wichtigste ist, wie ihr reagiert. Ihr könnt entscheiden, ob ihr stark sein oder ob ihr aufgeben wollt. Ihr müsst euchsagen: ›Ich bin wertvoll. Ich bin es wert, gerettet zu werden. Ich kann frei sein.‹ Denkt dran, ihr habt immer eine Wahl bei dem, was hier ist.« Er zeigte auf seinen Kopf. »Und hier.« Er legte sich die Hand aufs Herz.
    Ich spürte Mr. Hudsons Worte im ganzen Leib, bis in meine Füße hinab. Niemand flüsterte oder rutschte auf dem Stuhl herum, also ging es den anderen vielleicht auch so.
    »Das
Hände und Worte dürfen nicht
verletzen
-Gelöbnis dreht sich um positive Kontrolle«, sagte Mr. Hudson und hob die rechte Hand. »Vergesst nicht, beim Tag der offenen Tür das Gelöbnis noch einmal abzulegen, und erinnert auch eure Familien daran.«
    Der hatte gut reden …
    Erst am Ende des Tages, als wir alle die Stühle auf die Tische stellten, ging ich zu Mr. Hudson nach vorn. »Äh, Mr. H, ich möchte ein Bonuspunkt-Referat halten.«
    Er war offenbar geschockt, denn einige Sekunden lang starrte er mich nur an. Dann hob er ganz schnell den Daumen. »Gute Idee, Hope. Wie wäre es mit morgen, oder ist das zu früh?«
    Ich schluckte. »Das geht.«

    Als Mom an diesem Abend nach Hause kam, wartete ich an der Hintertür auf sie und half ihr mit ihren Einkaufstüten.
    »Ich halte morgen ein Bonuspunkte-Referat.«
    Schweigen.
    »Das bedeutet, ich muss mich vor die Klasse stellen und …«
    »Ich weiß, was das bedeutet.« Mom zog Spülmittel und Kaffeefilter aus der Papiertüte.
    Ich packte

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