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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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gelernt. Eine sehr verständliche Sprache.«
    »Schlimm«, meinte Anton. »Gut. Wie du dir sicherlich denken kannst, habe ich unter der Hand Befehle und Anweisungen vor der Reise bekommen. Ich soll dir nämlich deinen Lebenswillen zurückgeben.«
    Jetzt musste Igor doch lachen. »Verstehe. Da kann man wohl nichts machen... Dann pack mal aus.«
    Anton legte einen dicken Packen Briefe auf den Tisch. Auf jedem Umschlag stand nur ein Name: des Absenders.
    »Jeder von uns hat dir geschrieben. Olga hat verlangt, dass du ihren Brief als Erstes liest. Das Gleiche haben allerdings auch Juletschka und Lena verlangt. Also entscheide selbst...«
    Igor schaute nachdenklich auf die Briefe. »Ich ziehe später einfach einen. Gut, pack weiter aus. Ich meine jetzt nicht die Briefe.«
    Lächelnd holte er eine in Papier gewickelte Flasche heraus.
    »Smirnowskaja Nr. 21«, sagte Igor. »Stimmt's?«
    »Stimmt.«
    »Das hab ich gewusst. Mach weiter.«
    Mit einem schiefen Lächeln holte Anton aus der Tüte einen kleinen Laib Schwarzbrot Borodinski, eine Wurst, eingelegte Gurken in einer Plastiktüte, einige fliederfarbene Zwiebeln aus Jalta und ein Stück Speck.
    »Teufel auch!« Igor schüttelte den Kopf. »Alles, was ich mag. Da hat Semjon euch beraten, oder?«
    »Ja.«
    »Die Zöllner müssen dich für verrückt gehalten haben.«
    »Ich habe ihren Blick abgelenkt. Schließlich bin ich auf Dienstreise, da habe ich das Recht dazu.«
    »Alles klar. Gut, ich bereite uns was vor. Du erzählst mir, was bei uns los war. Man hat mich zwar informiert... aber so ist es besser. Von Andrej und Tigerjunges... von diesem ganzen Wirrwarr.«
    Während Igor die Sachen zurechtschnitt, Gläser spülte und gewissenhaft abtrocknete und die Flasche öffnete, gab Anton ihm eine Kurzfassung der jüngsten Moskauer Ereignisse.
    Schweigend goss Igor Wodka in vier Gläser ein. Zwei deckte er mit geschnittenem Brot ab, eins schob er Anton hin, das letzte nahm er selbst.
    »Auf die Kollegen«, sagte er. »Möge das Licht ihnen gnädig sein. Auf Tigerjunges... auf Andrjuschka...«
    Sie tranken auf ex, ohne vorher anzustoßen. Neugierig betrachtete Anton Igor. Der hustete los und sah das Glas verzweifelt an. »Anton... um Himmels willen... der Wodka ätzt einem ja alles weg!«
    »Ach nee!«, bestätigte Anton fröhlich. »Dieser Wodka ist auch etwas ganz Besonderes, nämlich reiner Alkohol, veredelt mit Leitungswasser. Ich habe ewig danach gesucht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schwierig es jetzt ist, in einem Geschäft gepanschten Wodka zu bekommen!«
    »Wozu?«, erwiderte Igor.
    »Was, wozu? Wozu bringe ich dir das Borodinski mit? In jedem Prager Geschäft hätte ich ein Schwarzbrot kaufen können, ein frisches und leckeres Brot! Und Wurst auch. Und Speck. Mit den Zwiebeln wäre es vielleicht nicht so einfach gewesen...«
    »Was ist das? Ein Gruß aus der Heimat?«, fragte Igor, der noch immer das Gesicht verzog.
    »Genau.«
    »Alles, bloß das nicht... An meinem letzten Morgen möchte ich ohne Kopfschmerzen aufwachen«, sagte Igor ernsthaft. Er runzelte die Stirn und fuhr mit der Hand über die Flasche und die beiden vollen Gläser. Die Flüssigkeit funkelte kurz zitronengelb auf. »Niedere Magie ist mir erlaubt«, erklärte Igor mit einem leichten Schuldgefühl in der Stimme.
    »Dann gieß noch mal ein.«
    »Musst du noch irgendwohin?«, fragte Igor, wobei er zu Anton hinüberschielte und den magisch behandelten Wodka einschenkte.
    »Nein. Wo sollte ich hinmüssen?«, erwiderte Anton. »Ich sitze lieber hier mit dir zusammen und unterhalte mich. Willst du wissen, weshalb ich die Flasche ausgetauscht habe?«
    »Dann geht das also auf dich zurück?«
    »Ja, genau. Semjon hat richtigen mitgebracht. Aber ich wollte dich an etwas erinnern ... Nicht immer steckt in einer schönen Verpackung auch ein schöner Inhalt.«
    Igor seufzte, sein Gesicht verschattete sich. »Gorodezki... du brauchst mir keine Moralpredigt zu halten. Ich war schon bei der Wache, da warst du noch nicht mal geboren. Mir ist das alles klar! Aber ich bin schuldig, und ich werde meine Strafe akzeptieren.«
    »Nein, dir ist überhaupt nichts klar!«, schrie Anton wütend. »Du stehst da, Seht nur her... besser, du sitzt da! Ich bin schuldig, ich akzeptiere meine Strafe...«, äffte er Igor nach. »Und was sollen wir tun? Vor allem jetzt, ohne Tigerjunges und Andrej? Hast du schon gehört, dass Geser beschlossen hat, unsere Programmiererinnen auszubilden?«
    »Hör auf damit, Anton! Jeder

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