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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Andere ist zu ersetzen. In der Reserve der Moskauer Wache sind Hunderte von Magiern und Zauberinnen!«
    »Ja, natürlich. Und wenn wir pfeifen, kommen sie. Sie verlassen ihre Familien, geben ihre Arbeit auf, das Übliche. Stehen Gewehr bei Fuß, was auch sonst? Wenn das aktive Personal sich blamiert hat, die Hände in den Schoß legt, aufgibt...«
    Igor seufzte. »Anton, das alles ist mir klar.« Er redete jetzt mit scharfer und energischer Stimme, erinnerte wieder an den Fahnder von einst. »Du bist ein schlauer Kerl, und du hast Recht, wenn du mich auf die Palme bringst. Du versuchst, meinen Lebenswillen wieder anzustacheln ... versuchst, mich zu überzeugen zu kämpfen ... Aber du musst eins begreifen: Ich will wirklich nicht kämpfen! Ich halte mich wirklich für schuldig. Ich habe wirklich ... entschieden zu gehen. Ins Nichts, ins Zwielicht.«
    »Warum, Igor? Ich verstehe, dass der Tod eines Menschen im mer eine Tragödie ist, vor allem wenn es deine Schuld ist, aber du konntest doch nicht vorhersehen...«
    Igor bedachte ihn mit einem schweren Blick. Und schüttelte den Kopf. »Nein, Antoschka. Du verstehst nicht das geringste Bisschen. Du glaubst, ich bestrafe mich dafür, dass dieser Junge ertrunken ist? Nein.«
    Anton nahm sein Glas und leerte es in einem Zug.
    »Der Junge tut mir leid«, fuhr Igor fort. »Sehr leid. Ich habe in der Tat schon eine Menge mit ansehen müssen ... auch, dass Menschen sterben. Meinetwegen. Kinder, Frauen und Alte. Musstest du zum Beispiel schon einmal entscheiden, zu wem du rennst, wen du rettest: einen nicht initiierten Anderen oder einen normalen Menschen? Ich musste es. Musstest du schon mal aus einer Menge alle Kraft ziehen? In dem Wissen, dass mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit zwei Menschen in dieser Menge das nicht aushalten und sich das Leben nehmen? Ich musste es.«
    »Ich habe auch schon einiges durchmachen müssen, Igor.«
    »Ja, ich weiß. Damals dieser Orkan ... Warum kommst du mir dann mit diesem Mist? Kannst du mir nicht glauben, dass es nicht um diesen unglückseligen Jungen geht? Sondern darum, dass ich eine Dunkle liebe?«
    »Das kann ich nicht«, gab Anton zu. »Niemals! Geser hat das auch gesagt, aber...«
    »Gut, dann glaub halt Geser.« Igor lächelte bitter. »Ich liebe sie, Anton. Selbst jetzt noch. Und ich werde sie immer lieben - das ist mein Problem.«
    Er nahm das Glas.
    »Vielen Dank auch, dass du zu Ehren dieser Toten wenigstens kein Glas auf dem Tisch stehen hast...« Anton spürte, wie die Wut in ihm hochkocht. »Viel...«
    Und verstummte, als er unwillkürlich Igors Blick folgte. Im Schrank, hinter der Scheibe, stand ein halb volles Glas, auf dem ein Stück hart gewordenes Brot lag.
    »Du bist ja verrückt«, murmelte Anton. »Absolut verrückt. Igor, versteh doch, sie ist eine Hexe!«
    »Sie war eine Hexe«, räumte Igor mit einem leicht traurigen Lächeln ein.
    »Sie hat dich um den Finger gewickelt ... freilich, nicht verzaubert, das natürlich nicht, aber sie hat dafür gesorgt, dass du dich in sie verliebst.«
    »Nein. Sie hat sich auch verliebt. Und nicht den geringsten Verdacht gehabt, wer ich bin.«
    »Gut. Gehen wir davon aus, dass du Recht hast. Trotzdem war es eine Intrige. Von Sebulon, der genau wusste, was...«
    »Ja, vermutlich schon«, meinte Igor nickend. »Ich habe viel darüber nachgedacht, Anton. Anscheinend war auch die Konfrontation in Butowo von den Dunklen eingefädelt worden. Von den höchsten Leuten, von Sebulon und noch ein, zwei Dunklen. Die Lemeschewa wusste wahrscheinlich Bescheid. Edgar und die Hexen nicht.«
    Die Vampire und Tiermenschen hielt er nicht einmal für erwähnenswert.
    »Wenn du mir also zustimmst...«, setzte Anton an.
    »Warte. Ja, die Dunklen haben diese Operation geplant. Es war eine Intrige Sebulons. Eine erfolgreiche Intrige ...« Igor senkte den Kopf. »Nur ändert das doch nichts an meiner Beziehung zu Alissa, oder?«, sagte er tonlos.
    Am liebsten hätte Anton tüchtig losgeflucht. Was er auch tat. »Igor, du kennst doch das Dossier von Alissa Donnikowa«, sagte er danach. »Du musst es dir angesehen haben!«
    »Ja.«
    »Dann weißt du doch, wie viel Blut an ihren Händen klebt! Wie viel Böses sie angerichtet hat! Ich selbst bin mehrmals mit ihr zusammengestoßen! Ihretwegen sind unsere Operationen den Bach runtergegangen, sie ... sie war Sebulon treu ergeben...«
    »Du hast noch vergessen zu erwähnen, dass sie Sebulons Matratze gewesen ist«, sagte Igor mit Grabesstimme. »Dass das Haupt

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