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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Schrat, lächelte Edgar mit gebleckten Zähnen an.
    Schon wieder ein Schrat, dachte Edgar leicht verwundert. Ob sie in Prag wirklich häufiger vorkommen? Das ist schließlich schon der zweite...
    Im Territorium der ehemaligen UdSSR waren insgesamt nur sechs Schrate registriert: zwei in Turkmenistan und je einer auf der Krim, in Weißrussland, in Jakutien und auf Kamtschatka. Edgar wusste das, weil er sich vor fünfzehn Jahren mit einem Fall außerhalb von Tallinn beschäftigt hatte, bei dem alle sechs als Zeugen auftraten.
    Die Zwielicht-Gestalt des Schrats war fast klassisch. »Ich grüße Sie, Kollege!«
    »Guten Tag.«
    Im Zwielicht gab es natürlich keine Verständigungsprobleme.
    »Was führt Sie in unsere Bastion? Ein Fall? Oder ist das nur ein Höflichkeitsbesuch?«
    »Eher ein Fall. Wo finde ich hier das Archiv?«
    »Im zweiten Untergeschoss, alles Weitere sehen Sie dann selbst.«
    Zweites Untergeschoss, dachte Edgar. Also ein Keller mit mehreren Geschossen...
    »Vielen Dank. Kann ich dann durchgehen?«
    »Natürlich! Ein Dunkler kann gehen, wohin er will, oder etwa nicht?«
    Edgar seufzte. Irgendwie war es so - und doch auch wieder nicht.
    »Der Fahrstuhl ist dort drüben«, erklärte der Schrat.
    »Vielen Dank«, meinte Edgar noch einmal und ging in die genannte Richtung.
    Der uralte Aufzug brachte ihn zwei Stockwerke unter das Straßenpflaster. Und dabei ging es noch weiter hinunter: Noch fünf weitere Geschosse versteckten sich unter der Erde. Die Prager Wache hatte gründliche Arbeit geleistet!
    Der Flur vor dem Fahrstuhl war absolut winzig, maß nur vier mal vier Meter. Rechts und links gab es je eine Tür; an der einen hing ein Schild »Bibliothek«, an der andern eins mit der Aufschrift »Rechenzentrum«.
    Fangen wir mit der Bibliothek an, beschloss Edgar. Zur Zeit von Fafnir und Alhazred gab es noch keine Computer... zumindest keine Computer im heutigen Sinne.
    Edgar trat auf die Tür linker Hand zu. Sie war nicht abgeschlossen, sondern einfach nur zu.
    Eine klassische Bibliothek: ein großer Saal, in dem ein Dutzend Tische und lange Reihen mit Bücherregalen standen. Ein Blick auf die Rücken genügte, um zu erkennen, dass die altehrwürdigen Folianten sich der besonders anderen Anderen entsannen ...
    Edgar blieb stehen. In diesem Moment kam hinter den Regalen ein unglaublich dünner Dunkler hervor. Ein Vampir. Zudem ein Höherer Vampir, das erkannte Edgar sofort.
    Normale Vampire gibt es in Moskau reichlich. Sie stellen das unterste Glied dar. Jenes Kanonenfutter, von dem Anton Gorodezki gesprochen hatte. Zu magischen Handlungen sind sie kaum in der Lage, selbst ein miserabler Magier ist stärker als sie. Etwas andres sind Höhere Vampire, die in Moskau und in Osteuropa aus irgendeinem Grund überhaupt nicht vorkommen. Eine Ausnahme stellen hier jedoch Tschechien und Rumänien dar.
    »Guten Tag. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    »Guten Tag. Ich suche Materialien zu einem Magier aus der Vergangenheit.«
    »Zu welchem denn?«, wollte der Vampir wissen.
    »Fafnir. Der Zwielichtdrache.«
    »Oh, oh!«, meinte der Vampir respektvoll. »Das war ein mächtiger Magier. Einer der stärksten Dunklen in der gesamten Geschichte der Menschheit. Was konkret interessiert Sie denn?«
    »Die Todesumstände. Die Gründe für das Duell mit Siegfried, die Vorgeschichte, Einzelheiten ... Kurzum, ich möchte mich umfassend über diese bemerkenswerte Persönlichkeit informieren. Die Sache ist nur die, dass mir dafür leider nur ein paar Stunden zur Verfügung stehen. Außerdem würde ich mir gern klar machen, wie eine Aktion aussehen müsste, die zu einer Rückkehr aus dem Zwielicht führt...«
    »Eine solche Aktion ist leider praktisch unmöglich«, meinte der Vampir mit einem traurigen Lächeln. »Dafür wären Manipulationen von solcher Kraft und Intensität notwendig, dass die Dunklen - und zwar alle weltweit, das betone ich ausdrücklich - das Recht darauf nicht erwerben könnten, selbst wenn sie einen hundertjährigen Winterschlaf hielten.«
    »Gleichwohl.« Edgar beschrieb einen Kreis mit der Hand. »Ich würde diese Aufgabe gern lösen, und sei es nur auf dem Papier.«
    »Dann müssen Sie im Necronomicon von Alhazred nachlesen«, riet der Vampir. »Dort werden die nötigen Schritte zur Rematerialisierung eines Wesens recht ausführlich beschrieben.« Ohne Übergang fragte er dann: »Sind sie ein Theoretiker der Nekromantie?«
    »Wie kommen Sie denn darauf!«, meinte Edgar mit breitem Lächeln. »Ich

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