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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Haargenau.
    Und auch die passenden Magier waren hier. Freilich nur drei. Die Regin-Brüder ... die übrigens rot (der Asiat!), schwarz (der Afrikaner!), weiß (der Slawe) und fahl (der von Geser ermordete Skandinavier!) sind.
    Sebulon hatte doch gesagt, er habe mit diesen dreien noch etwas vor. Jetzt konnte Edgar so kühn sein und mutmaßen, was genau. Und das Fehlen des vierten Reiters dürfte Sebulon kaum aufhalten.
    Edgar arbeitete den Abschnitt im Necronomicon bis zum Ende durch und stieß dabei noch auf zwei Details. Kleine, doch allem Anschein nach wichtige.
    Da Fafnir ein Drache war, musste seine Auferstehung laut Kanon so aussehen, als käme er aus dem Meer. Das war allerdings nicht zwingend notwendig. Dagegen war es unbedingt erforderlich, dem Meer ein Opfer zu bringen. Zuvor. Wo auch immer, in China oder auf den Falklandinseln.
    Oder auf der Krim.
    Als Opfer sollte ein »Jüngling oder eine Maid« dargebracht werden. Kein Kind mehr, aber auch noch kein Erwachsener.
    Das Artek, schoss es Edgar sofort durch den Kopf. Der Teenager, der infolge des Duells ertrunken ist.
    Und noch etwas. Wenn Sebulon für die Rolle der zweiten Figur in dieser Rochade wirklich ihn, Edgar, bestimmt hatte, dann musste der Chef, wo auch immer er sich befand, in den letzten vierundzwanzig Stunden ein Bild von Edgar aufgetrieben haben. Ein Porträt oder ein Foto. Am ehesten wohl ein Porträt. Und er musste die Darstellung bei sich tragen. Bis zum Moment des Austauschs.
    Das war's. Die Bibliothek konnte Edgar Jetzt nicht mehr helfen. Hastig dankte er dem als Bibliothekar angestellten Vampir und eilte zu einem Computer.
    Natürlich könnte er einfach in Moskau anrufen. Doch ein Anruf ließ sich leicht abhören, und Edgar wollte auf gar keinen Fall zu früh die Karten auf den Tisch legen. Darüber hinaus war er absolut sicher, dass Alita jetzt auf einem der Kanäle der IRC chatten würde.
    Der Systemadministrator, entweder ein schwacher Magier oder ein Zauberer, zeigte ihm hilfsbereit, wie er ins Internet kam. Edgar dankte ihm. Sofort tauchte der junge Mann wieder hinter dem Bildschirm seines Laptops ab, der mit Maschinencode übersät war. Er programmierte auf althergebrachte Weise, ganz ohne neumodischen Windows-Delphi-Kram.
    Edgar startete mirc, wählte sich gewohnheitsgemäß in den DALnet-Server in Göteborg mit einer lustigen Kuh als Logo (die Kuh war natürlich mit Buchstaben und Ziffern als Pseudographik gestaltet) ein und gab sein Passwort ein, klinkte sich aber in keinen Chatroom ein. Er wählte im Menü Query und gab den Spitznamen ein, den er suchte: Alita.
    Ein neues Fenster öffnete sich.
    Am meisten hatte Edgar davor Angst, im Ergebnisfeld werde die trockene Auskunft »No such nick or Channel« erscheinen.
    Doch das Dunkel war ihm gnädig. Schon im nächsten Augenblick bekam er eine Antwort. Die in der gewünschten Adresse bestand: [email protected].
    »Edgar! Hallo! Bist du in Prag?«
    »Ja. Alita, ich muss dringend etwas wissen ... allerdings ist es etwas merkwürdig. Und nicht für alle bestimmt. Hilfst du mir?«
    »Blöde Frage, Edgar! Natürlich.«
    »Bist du in den letzten Tagen beim Chef gewesen?«
    Die Wahrscheinlichkeit, dass Sebulon eine kleine Hexe zu sich rief, war insgesamt recht niedrig - aber mit irgendwas musste er ja anfangen.
    »Ja. Warum?«
    Ach nee, wunderte sich Edgar. Habe ich es also getroffen! »Hast du zufällig gesehen, ob der Chef ein Foto oder Porträt von mir im Büro hat?«, tippte er weiter. »Auf dem Tisch zum Beispiel...«
    »Woher weißt du das denn?« Alita schickte ihm eine ganze Reihe Smileys, die ihre gute Laune symbolisierten. »Nach deiner Abreise hat der Chef zwei Zeichnungen in Auftrag gegeben. Dein Porträt und die Darstellung eines Drachen. Beide stehen in Rahmen auf seinem Tisch. Die Rahmen habe ich in einem Geschäft für Künstlerbedarf in der Twerskaja gefunden. Der Chef hat mir dafür eine Flasche Cliquot geschenkt!«
    Edgar kniff die Augen zusammen.
    Das war's. Der letzte Strich unter der zukünftigen Rochade. Dein Urteil, Edgar der Este.
    Und was wirst du jetzt tun?
    »Vielen Dank, Alita«, hackte er mit hölzernen Fingern. »Ich muss wieder los, stecke bis über beide Ohren in Arbeit...«
    »Tschüss, Edgar. Ich küsse dich!«
    Die Smileys wollte er sich nicht einmal mehr ansehen. Edgar schloss das mirc-Fenster und stand vom Tisch auf.
    Der Programmierer sah ihn über seinen Bildschirm hinweg an. »Schon fertig?«, fragte er, ohne sich jedoch allzu sehr darüber zu

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