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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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und ihn bestellen.«
    »Vergiss es, ich muss mir die Füße vertreten.«
    Anton erhob sich, verstaute das Amulett in der Tasche und nickte. »Gut, gehen wir...«
    An den Fahrstühlen war niemand, trotzdem mussten sie lange warten. »Halt dir doch mal vor Augen, was Sebulon machen kann ...«, meinte Igor gegen die Wand gelehnt. »Er klaut die Kralle des Fafnir aus dem Depot...«
    »Wie das?«
    »Was heißt hier, wie das? Einmal ist sie schon gestohlen worden, da kann es auch ein zweites Mal passieren! Dann werden ein paar magische Handlungen durchgeführt und die mythologischen Vorstellungen von der Apokalypse in Szene gesetzt. Heuschrecken... der Stern Wermut... vier Reiter...«
    »Ich stell mir schon vor, wie Sebulon vier Pferde am Zügel führt.«
    »Ach was, Pferde sind gar nicht nötig!« Igor runzelte die Stirn. »Du weißt genauso gut wie ich, was die Magie der Analogien ist. Nehmen wir einfach mal vier Menschen, besser noch vier Dunkle. Einen Asiaten, das ist das rote Pferd, einen Afrikaner, das ist das schwarze Pferd, einen Europäer, das ist das weiße Pferd, und einen, sagen wir mal, Skandinavier, das ist das fahle Pferd... Wir setzen sie auf Spielzeugpferde aus Holz ...«
    Anton erstarrte vor der Tür des Fahrstuhls, die sich gerade öffnete.
    In der verspiegelten Kabine standen, die Lichten verängstigt anschauend, die Regin-Brüder. Die Adoptivkinder der Sekte-, ein Afrikaner, ein Chinese und ein Ukrainer. Freilich ... in welchem Hotel hätten sie sonst untergebracht sein sollen? Schließlich hatten sie beim Tribunal der Inquisition zu erscheinen ... Irgendwie langsam, ohne Hast ließ sich Anton durch den Kopf gehen, dass der vierte Kämpfer ausgerechnet ein Skandinavier gewesen war.
    Und wie gut, dass er es gewesen war...
    Anscheinend hatte Igor den gleichen Gedanken. »Drei ...«, murmelte er.
    In tödlicher Stille schlossen sich die Türen des Aufzugs. Doch Juha Mustaioki trat plötzlich nach vorn, quetschte den Fuß zwischen den Spalt, genau unter die Fotozelle. Sofort gingen die Türen wieder auseinander.
    »Ich möchte der Moskauer Nacht-wache dan-ken«, sagte er unerwartet. Ohne Frage war er außer sich, versuchte aber dennoch, sich unter Kontrolle zu halten. »Das war sehr human.«
    »Was war human?«, fragte Anton.
    »Pasi Ollykainen zu verzeihen. Wir ... wir wissen es zu schätzen, dass er noch lebt.«
    »Wo ist er?«, rief Anton aus.
    »Unten... in der Bar...« Verwundert sah Juha die Magier an.
    »Vier Pferde ...«, sagte Igor tonlos. »Vier Pferde! Vier Pferde!«
    Mustaioki fuhr zurück und sah seine Gefährten verwirrt an.
    Die Magier blieben allein zurück.
    »Alles passt!« Igor drehte sich Anton zu. »Siehst du das nicht? Alles!«
    »Wart mal...«
    Anton konzentrierte sich, um sich an die Bewegungen zu erinnern. Er hob die rechte Hand, fuchtelte damit vor Igors Gesicht herum, riss sie abrupt herunter und dann wieder nach oben, wobei er mit den Fingern eine Schale formte.
    »Dass dich doch ...«, stöhnte Igor mit erstickter Stimme und stürzte ins Zimmer. Anton folgte ihm langsam. Während er auf Igors gekrümmten Rücken blickte, der in der geöffneten Toilettentür zu sehen war, streckte er sich im Zwielicht nach ihm aus. Igor stöhnte auf.
    Der Ernüchterungszauber ist nicht sehr kompliziert. Aber sehr unangenehm für das manipulierte Objekt.
    Ein paar Minuten später kam Igor aus dem Bad. Mit nassen Haaren, eingefallenen Augen, leichenblass.
    »Das fahle Pferd ...«, murmelte Anton. »Komm... jetzt bist du bei mir dran.«
    Igor führte bereitwillig die Passes durch, sodass jetzt Anton über der Kloschüssel hing. Danach wusch er sich, trank das ekelhaft schmeckende Leitungswasser (er hatte sofort Durst bekommen) und kam ein paar Minuten später wieder ins Zimmer. Igor hatte die Spuren ihres Besäufnisses bereits beseitigt. Er sah Anton an. »Das schwarze Pferd...«, meinte er amüsiert.
    Anton ging zum Kühlschrank, holte zwei Flaschen Mineralwasser heraus, riss mit den Fingern den Kronkorken ab und ließ sich in einen der Sessel fallen. Igor nahm die zweite Flasche. Eine Weile tranken sie in seligem Schweigen ihr Wasser. »Man-nomann ... was haben wir uns hinter die Binde gegossen«, meinte er schuldbewusst.
    »Diese Schaukelpferde!«, fluchte Anton und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Allein zuzugeben, dass wir auf so was gekommen sind, ist peinlich!«
    »Aber es sieht recht logisch aus...«, gab Igor kleinlaut zu bedenken. »Diese verfluchten Brüder... Der vierte lebt also

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