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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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beklagt hast, dass Andere in der Regel normale Menschenkinder bekommen...«
    »Da habe ich mich abstrakt empört ...« Swetlana schlug die Hände überm Kopf zusammen. »Ihr beiden habt doch bestimmt was zum Rauchen...«
    Schweigend gab Igor ihr eine Zigarette.
    »Warum muss das so laufen? Hinter meinem Rücken?«, fragte Swetlana kläglich, während sie ihre Zigarette anrauchte. »Und wie will man aus mir... die Mutter eines Messias machen? Noch dazu eines weiblichen Messias!«
    »Na ja, Messias ist einfach ein Terminus, der passt«, sagte Igor. »Entspann dich.«
    »Ich bin keine Jungfrau mehr!«, erklärte Swetlana finster. »Und überhaupt... Ich halte mich auch nicht für die Tugend in Person...«
    »Zieh keine überflüssigen Parallelen.«
    Seltsamerweise schien Igor sich beruhigt zu haben. Und zwar richtig. Innerlich. Jetzt konzentrierte er sich sogar.
    »Anton, nun sag doch auch mal was!«, platzte es aus Swetlana heraus, während sie ihn ansah. »Was ist denn mit dir? Geht dich das alles etwa nichts an?«
    »Ich hoffe sehr, dass es mich ganz direkt etwas angeht«, erwiderte Anton. »Und ich glaube, dass wir jetzt zu Geser gehen sollten. Schön ist das bestimmt nicht für ihn, so dazusitzen und zu warten.«
    »Er weiß doch schon alles... ahnt es...« Swetlana drehte sich um.
    »Nein. Er weiß es nicht. Wenn wir wirklich keine Bauern sind, dann weiß er es nicht.«
    Sanft erklang eine Gitarre. Igor, gegen die Wand gelehnt, hatte das Instrument in den Händen. Er sang so leise, dass Swetlana und Anton schweigen mussten.
     
Es bitten mich Teufel um Dienste, 
    Keinem jedoch will ich dienen. Nicht
    einmal mir, nicht einmal dir, Denen
    nicht, die es befehlen. Denn solange
    sie leben, Dien' ich keinem von
    ihnen. Ich hab genug Feuer
    gestohlen, Um es nie wieder zu
    stehlen 
     
    Igor legte die Gitarre weg, ließ sie sanft in den Sessel gleiten. So lässt man ein Instrument zurück, wenn man überzeugt ist, gleich wiederzukommen. »Gehen wir?« Von den Dunklen betrat Edgar als Erster den Sitzungssaal des Tribunals. So sollte es sein. Mit ihm kam Anton herein, der durch die gegenüberliegende Tür eintrat. Höflich nickten sie einander zu, begrüßten sich. Edgar hegte keine besonderen Vorbehalte gegen diesen Lichten und ging davon aus, dass es sich bei Anton ebenso verhielt.
    O ja, verglichen mit dem kleinen verfallenen Zimmer in der Lomonossow-Universität machte dieser Saal richtig Eindruck! Das hier war Europa, ohne Frage!
    Die Steingewölbe wirkten schwer und drückend, vermittelten aber gleichzeitig auch den Eindruck von Sicherheit und Ruhe. Ein einfacher Metalllüster, allerdings mit mehreren hundert Kerzen. Edgar hätte schwören können, dass die Kerzen nicht erst seit hundert Jahren brannten. Es hieß, die Berner Abteilung der Inquisition sei in einem ultramodernen Bau untergebracht gewesen; für die Prager galt das Gegenteil, es war ein sehr altes Gebäude.
    Und gefiel Edgar besser.
    Der runde Saal war in zwei Hälften unterteilt: Eine war mit hellem Marmor verkleidet, eine mit dunklem. In dieser augenfälligen Schlichtheit, die die beiden Kräfte demonstrierte, lag etwas ebenso Naives wie Erhabenes. Kleine Stehpulte - die Plätze für die Ankläger - standen in der Mitte rings um ein rundes Gitter, das ein dunkles Loch im Boden überdeckte.
    Ein dreieckiger Keil aus grauem Marmor streckte sich fast bis zur Mitte in den Saal hinein. Er war den Inquisitoren vorbehalten, die natürlich schon anwesend waren. Sieben. Im Grunde galt die Inquisition nicht als Kraft, die den Wachen vergleichbar war, aber unter diesen sieben befanden sich, wie Edgar wusste, zwei Große: ein Dunkler und ein Lichter. Falls das Europabüro wollte, konnte es vermutlich mit Geser und Sebulon fertig werden.
    Was nicht schlecht war.
    Hinter Anton kamen weitere drei Lichte aus Moskau herein. Geser... nun ja, was täten sie ohne Geser?! Swetlana, auch nicht weiter verwunderlich. Und dieser Usbeke, der Sekretär oder Adjutant Gesers.
    Hinter Edgar kamen bereits die Dunklen den Gang hinunter. Sebulon ... Edgar spürte das Nahen des Chefs, drehte sich unwillkürlich um und fing das freundliche Nicken vom Oberhaupt der Moskauer Dunklen auf. Ja, ja ... lach du nur, Judas ... nein, du bist noch schlimmer als Judas, denn der hat seinen Lehrer verraten, aber du verrätst deinen Schüler!
    Aber hinter Sebulon kamen noch zwei Dunkle herein. Und wenn Edgar mit Anna Lemeschewa gerechnet hatte, so doch niemals mit Juri, der ihm jetzt verschmitzt

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