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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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ich mich nur noch an den Kampf.
    Die Lichten schlugen zu, sobald Edgar einen Schritt gemacht hatte. Nicht mit Todeszaubern, sondern mit einer ganz normalen »Presse«, die unsern Magier die Treppe hinunterdrückte. Edgar duckte sich so, als müsse er gegen Wind anlaufen. Der Kraftwirbel zu seinem Schutz nahm klar erkennbare Konturen an. Der Kampf fand auf der Ebene der reinen Energie statt, ganz primitiv und völlig unspektakulär. Wenn doch nur Sebulon an Edgars Stelle gewesen wäre! Er hätte diese Arschkriecher in null Komma nichts alle gemacht, hätte sie gezwungen, sich völlig zu verausgaben, und sie dann, aller Fähigkeiten beraubt, liegen lassen!
    Allerdings schlug auch Edgar sich tapfer. Fünf Sekunden lang hielt er sich mit seinen eigenen Kräften und drückte die »Presse« sogar bis an die Wohnungstür zurück. Dann spürte ich Kälte in den Fingerspitzen.
    Der Magier fing an, unsere Kraft aus uns herauszusaugen.
    Sofort merkte ich, wie sich die Lichten anspannten, als sie den energetischen Kanal zwischen uns und Edgar bemerkten. Ihn zu zerstören versuchten sie nicht, denn so überstürzt hätte das nur dazu geführt, dass Edgar auch noch ihre Energie aufgenommen hätte. Sie verstärkten lediglich die »Presse« und vertrauten auf ihre Überlegenheit. Offenbar bekamen sie jetzt ebenfalls zusätzliche Kraft von Magiern, die in der Tiefe der Wohnung verborgen waren.
    Eine Zeit lang ging es gleichmäßig hin und her. Der Strom unserer vereinten Kraft gab Edgar sofort die Möglichkeit, mehr Druck auszuüben, doch auch die Lichten verfügten über Reserven. Der Würfel in Iljas Hand barst, bedeckte den Fußboden mit goldfarbenen Pollen, und ihr nächster Schlag schleuderte Edgar einen Meter zurück. Die neben mir stehende Olga stöhnte auf-ihr Energievorrat ging zur Neige, sie griff jetzt auf ihre Substanz zurück, jene tiefsten Reserven, die zu erneuern wahrlich nicht einfach ist. Offenbar war sie heute nicht in Form.
    Worauf hoffte die Lemeschewa?
    Hinter den Lichten war Lärm zu hören. Aha... die Vampirbrüder ... über den Balkon vermutlich ...
    Doch die Magier schienen von dem Geschehen irgendwie nichts mitzubekommen, Auf den Lärm reagierte nur die Tigerin, die auf ihrem Weg zum Balkon die paar jämmerlichen Möbelstücke umwarf und das Linoleum mit ihren Krallen zerfetzte. Im nächsten Moment klang der markerschütternde Schrei von einem der Brüder herüber.
    Drei Vampire reichen eben doch nicht für eine Gestaltwandlerin...
    »Witali«, kommandierte die Lemeschewa scharf. Durchs Zwielicht huschte ein mentaler Befehl, und unser Tiermann stürzte auf den Hauseingang zu, riss sich im Laufen die Kleidung vom Leib und verwandelte sich in einen Wolf. Wir nährten Edgar weiterhin mit unserer Kraft. Er stürmte erneut vor und schaffte es sogar, Ilja in die Wohnung zu drängen. Dann tauchte hinter Edgar der riesige Wolf auf, der, ohne auf die Magier zu achten, vorwärts schoss.
    Eine gute Idee. Nur dass dem Werwolf aus den Tiefen der Wohnung eine Feuersalve entgegenschlug. Einer der Reserveleute der Lichten hatte in den Kampf eingegriffen. Und sofort gezeigt, dass mit ihm nicht zu spaßen war.
    Das dichte braune Fell des Werwolfs fing Feuer, er sprang auf, schlug mit den Pfoten auf sich ein und wälzte sich auf dem Boden, um die Flammen zu ersticken. Wenn es ihm jetzt würde, den Magier weiter zu attackieren, könnte er ihn vielleicht erwischen, bevor dieser einen zweiten Feuerball auf ihn abzuschießen vermochte...
    Aber anscheinend hatte er wirklich zu lange untätig im Wachzimmer herumgesessen.
    Witali versuchte noch immer, die Flammen zu ersticken, während aus der Dunkelheit weitere Salven auf ihn abgefeuert wurden. Eine zweite, dritte, vierte ... Blut spritzte, brennende Fleischklumpen flogen durch die Luft. Der Wolf heulte auf und verstummte - nur die Hinterpfoten zuckten noch, zwischen denen leblos der lodernde, einem bengalischen Feuer gleiche Schwanz lag. Was sogar ein schönes Bild abgab.
    Das Amulett auf meiner Brust - ein kleiner Kristallkrug mit einem Tropfen roter Flüssigkeit darin - knackte und zerbarst in kleine Splitter. Schlecht. Es bedeutete einerseits, dass meine Kraft ausgeschöpft war. Und stellte andrerseits meine letzte Reserve dar. Der Tropfen Blut einer Frau, die bei der Geburt eines Dunklen gestorben ist, ist eine sehr starke Energiequelle, die jedoch nicht lange ausreicht.
    »Lena!«, befahl die Lemeschewa.
    Abermals spürte ich einen wortlosen Befehl, und Lenka trat langsam,

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