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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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handelte es sich bei den beiden, die ich zuerst gesehen hatte, um sehr starke Magier, erster Grad, wohl kaum darunter. Auf alle Fälle waren sie zusammen stärker als Schagron und Edgar. Anton war ebenfalls keine völlige Null, er konnte sich sowohl mit Schagron wie auch mit Edgar messen. Dann noch die Frau, eine ausgebildete Kämpferin. Und der Unbekannte irgendwo in der Nähe. Eine sehr unangenehme Verteilung der Kräfte. Sie würden uns zu Staub zermalmen, zu feinem Vanillestaub...
    Inzwischen hatten die Lichten das Scannen beendet. Der Brillenträger trat an mich heran. »Sagen Sie einmal, war es wirklich nötig, einen Schutzzauber von solcher Kraft zu wirken?«, erkundigte er sich bewusst beiläufig.
    »Weshalb hätte ich denn Ihrer Ansicht nach sonst so viel Kraft dafür aufwenden sollen?«
    Der Brillenträger und der zweite mir unbekannte Mann wechselten rasch einen Blick.
    »Wir verlangen eine Überprüfung Ihrer Sachen.«
    »Stopp, stopp«, mischte sich Edgar sofort ein. »Mit welcher Begründung eigentlich?«
    Der Brillenträger setzte ein unschönes Lächeln auf - das sich auf die Lippen beschränkte. »Die Nachtwache hat den Verdacht, dass ein verbotener Artefakt von außergewöhnlicher Kraft in das Gebiet Moskaus eingeführt worden ist. Dass solche Handlungen unserm Abkommen entgegenstehen, sollten Sie wissen.«
    Meine Dunklen Kollegen sahen mich voller Zweifel an. Offenbar erwarteten sie eine ganz bestimmte Reaktion von mir. Aber welche? Mein innerer Erste-Hilfe-Souffleur hielt es diesmal nicht für nötig, mir irgendetwas vorzusagen. Andererseits wusste ich nur zu gut, dass sich in meiner Tasche keine verbotenen Artefakte befanden. Deshalb winkte ich großmütig mit einer Hand. »Sollen sie sie doch ruhig durchsuchen! Von mir aus die ganze Nacht durch.«
    »Einspruch«, sagte Edgar leise und anscheinend ohne allzu große Hoffnung. »Ihr Vorgehen ist nicht von der Leitung sanktioniert.«
    »Einspruch abgelehnt«, parierte der Brillenträger mit fester Stimme. »Ich selbst bin die Leitung. Zeigen Sie mir Ihre Sachen, Dunkler.«
    Mich brauchte man nicht zweimal bitten. Mit einer Handbewegung neutralisierte ich die Überreste meines Schutzschilds und öffnete den Schrank, in dem in völliger Einsamkeit neben ein paar Kleiderbürsten meine Tasche lag. Ein Teil der Aufschrift schien uns tadelnd anzublicken: »Fuj ...« Aus irgendeinem Grund stellte ich mir eine gelangweilte, knarrende Stimme vor, die »Pfui...« sagte.
    Ich holte meine Tasche hervor und kippte ihren Inhalt auf dem Bett aus. Die Lichten interessierten sich kaum für die Kleidung, spannten sich aber an, als sie die letzte Tüte entdeckten -der zweite Unbekannte griff sogar nach dem Amulett in seiner Jackentasche.
    Nachdem ich das Geld auf die Decke geschüttet hatte, starrten mich alle an. Sowohl meine eigenen Leute wie auch die Lichten. Als sei ich ein Verrückter. Ein ausgemachter und unverbesserlicher Verrückter.
    »Bitte«, sagte ich. »Das ist alles, was ich habe. Hunderttausend. Ach nein, schon ein bisschen weniger.«
    Der Brillenträger trat ans Bett, wühlte angewidert in den Sachen herum und inspizierte die Tüten. Aber ich verstand, was er eigentlich wollte: haptischen Kontakt.
    Die Sachen mit einem gewissen Abstand gescannt zu haben genügte ihm nicht!
    Mein Gott, wessen verdächtigten die mich bloß? Vermutlich hatte tatsächlich irgendein Dummkopf versucht, etwas Verbotenes nach Moskau einzuschmuggeln, und nur weil ich es mit dem Schutz meiner unglückseligen Dollar ein wenig übertrieben hatte, legten sie das jetzt mir zur Last. Ha, ha, ha! Etwas Absurderes ließ sich ja wohl kaum vorstellen.
    Eine Minute lang beschnüffelte der Brillenträger mein Gepäck. Dann gab er auf. »Gut. Hier ist nichts. Das Zimmer erklären wir zum Sperrgebiet. Sie müssen sich damit abfinden umzuziehen.«
    Die Gestaltwandlerin zuckte zusammen und sah den Brillenträger ebenso fragend wie verständnislos an. Der deutete ein Schulterzucken an, und ich verstand den Sinn dieser Geste. Es gab nichts, was er mir hätte in die Schuhe schieben können. Dafür fehlte jede Grundlage. Die Tierfrau spannte sich an, doch der zweite Magier legte ihr die Hand auf die Schulter, als wolle er sie vor einer unüberlegten Tat bewahren.
    »Ach jaa?«, brachte Edgar schmeichlerisch hervor, und in diesem Ach jaa lag endlich etwas Estnisches. »Umziehen, ja? In diesem Fall verlangen wir die offizielle Erlaubnis für eine Intervention siebten Grades. Um unnötige Fragen

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