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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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ich. »Ein Anderer. Ein Lichter. Ein Wächter. Doch Sie sind ohnehin bereits im Bilde, Kollege Edgar, oder etwa nicht?«
    »Wir haben nicht viel Zeit, da die Lichten gleich auftauchen. Ist es das, was du mir sagen willst?«, fragte Edgar leise, der auf jede Diplomatie verzichtete und zum Du überging. Bei diesem dunkelhaarigen Esten, so begriff ich, legte ich es besser nicht auf einen Streit an.
    »Am letzten Samstag, am Abend meiner Ankunft, hat dieser Lichte eine Operation geleitet, zur Ergreifung eines wildernden Vampirs...«
    »Einer Vampirin«, verbesserte Edgar und runzelte die Stirn. »Und weiter?«
    »Zufällig stand ich neben dem Opfer. Sie haben mich neben einer Leiche vorgefunden und den Dunklen in mir erkannt. Offenbar aus Unerfahrenheit - andre Gründe vermag ich nicht zu benennen - hat Tjunnikow mir die Taten des Vampirs ... der Vampirin zur Last gelegt. Ich habe ihn in seine Schranken gewiesen, und zwar, wie ich einräume, sehr heftig. Aber das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Das war's im Grunde auch schon... Als ich heute das Zimmer verlassen habe, habe ich es mit Schutzzaubern gesichert. Als ich zurückgekommen bin, lag er hier. Ich konnte ihm nicht mehr zu helfen.«
    Der letzte Satz kam von selbst aus mir heraus, ich hatte ihn eigentlich gar nicht sagen wollen. Offenbar »trug« mich jetzt wieder etwas.
    »Diese Rotznase hat die Operation geleitet?«, fragte Schagron ungläubig. »Da waren doch weitaus erfahrenere Lichte dabei. Die Tigerin, einige Magier...«
    »Tjunnikow machte sein Praktikum, da ist das ganz normal«, brummte Edgar und richtete den Blick abermals auf mich. »Hast du den >Ring Schaabs< mit solcher Kraft aufgeladen, dass der Praktikant der Lichten sofort gestorben ist?«
    Eine eindeutig rhetorische Frage. Ich hatte also einen simplen Zauber gewirkt, in ihn aber zu viel Kraft gelegt. Schon möglich ...
    Die Ankunft der Lichten spürten Edgar und ich zugleich - sie fuhren gerade vorm Hotel vor. Ein paar Sekunden später ortete auch Schagron sie.
    »Was hast du ihnen gesagt?«, fragte Edgar, der es jetzt sehr eilig hatte. »Nur kurz.«
    Allem Anschein nach hatte er uns unter einer unsichtbaren Haube verborgen, die recht stark war. Doch ehe ich ein Wort antwortete, legte ich in die Haube auch noch meine Kraft, die ich zum Teil aus mir, aus meinem Bewusstsein, zum Teil aus meiner Umgebung geschöpft hatte. Das geschah völlig unbewusst, doch in den Augen Edgars las ich eine gewisse Verwunderung.
    »Ich habe sie angerufen und ihnen gesagt, dass in meinem Zimmer ein toter Lichter liegt. Und seinen Namen genannt. Mehr nicht.«
    Edgar nickte kaum merklich und bedachte Schagron mit einem beredten Blick. Dieser deutete ein ganz leichtes Schulterzucken an.
    Die Zeit, die noch blieb, bis es - weit weniger korrekt - an der Tür klopfte, verbrachten wir schweigend.
    Die Lichten warteten noch nicht mal die Aufforderung einzutreten ab. Sondern kamen einfach ins Zimmer.
    Es waren fünf: Tolik, Anton und die Gestaltwandlerin, die es gerade noch geschafft haben mussten, auf dem Weg von der Perwomaika hierher einen Abstecher zu ihrem Büro zu machen, und noch zwei andre, ein intelligent wirkender Mann mit Brille in einem Gestell, das über achthundert Dollar gekostet haben dürfte, sowie ein weiterer Mann mit einem so braungebrannten Gesicht, als ob hier nicht Winter herrschte.
    Die beiden und der ihnen dicht folgende Tolik sahen sich sorgfältig um, sondierten alles und scannten jeden Zentimeter des Zimmers. Vermutlich hatten die Wände hier noch nie eine derart intensive magische Behandlung über sich ergehen lassen müssen.
    Anton und die junge Frau mischten sich nicht ein, doch ich spürte instinktiv die von ihnen ausgehende Antipathie. Keinen Hass - denn die Lichten sind einfach nicht imstande, richtig zu hassen. Eher den Wunsch, mich ordentlich in die Zange zu nehmen, zu verurteilen, eine Strafe herauszuschlagen. Oder einfach kräftig genug zuzutreten, um mich für immer ins Zwielicht zu jagen.
    Außerdem hatte ich den Eindruck, dass sich draußen noch mindestens ein weiterer Lichter aufhielt. Vielleicht stand er im Gang oder an den Fahrstühlen. Offenbar gab er seinen Kollegen Deckung, wobei er sich selbst ungeheuer sorgsam abschirmte, denn ich hatte ihn sozusagen zufällig geortet. Schagron und Edgar dagegen ahnten von seiner Anwesenheit meiner Meinung nach noch nicht einmal etwas.
    Ich runzelte die Stirn. Die Lichten - doppelt so viele wie wir - waren uns zahlenmäßig überlegen. Zudem

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