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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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seitens der Verwaltung zu vermeiden.«
    Die Lichten zeigten sich unzufrieden, und zwar durch die Bank.
    »Wozu das? Sie können das Hotelpersonal auch manipulieren, ohne Korrekturen an der Psyche vorzunehmen.«
    »Aber Sie haben die Angewohnheit, jegliche Manipulation zum Gesetzesverstoß zu erklären«, erläuterte Edgar mit Unschuldsmiene.
    »Eine Erlaub...«, setzte Ilja an, verstummte dann aber. »Nein. Das gestatte ich nicht. Anton, geh mit ihnen runter und kümmer dich um alles. Sieh zu, dass unser Freund so weit wie möglich von hier fortkommt, damit... Also, mach es einfach.«
    Edgar seufzte enttäuscht. »Also dann... Nein heißt nein. Sagen Sie, mein Guter, haben Sie noch Fragen an unseren Kollegen?«
    In der Stimme und im Ton Edgars lagen gleichermaßen Arroganz wie Eloquenz, dass ich schon Angst hatte, der Este würde den Lichten jede Entscheidung, wie immer sie auch ausfallen mochte, verübeln. Aber offenbar kannten sie Edgar ganz gut. Möglicherweise handelte es sich aber auch um eine essigsaure Höflichkeit, die in beiden Wachen üblich war.
    »Nein. Wir werden ihn nicht länger festhalten. Wir weisen aber noch einmal darauf hin: Bis zum Abschluss der Untersuchungen in nunmehr bereits drei Fällen ist es ihm verboten, Moskau zu verlassen.«
    »Ich werde es nicht vergessen«, brachte ich in höchstem Maße unschuldig hervor.
    »In diesem Falle sind wir so frei, uns zurückzuziehen. Kollege Witali, packen Sie Ihre Sachen...«
    Wie es kam, stopfte ich meine Habseligkeiten in die Tüten und diese in die Tasche, griff mir die im Sessel liegende Jacke und stand auf. Edgar wies mit einer einladenden Geste auf die Tür.
    Wir traten in den Gang hinaus und fuhren mit dem Fahrstuhl ins Foyer, wo Edgar sich überraschend an den Lichten wandte. »Anton! Unser Kollege wird nicht länger in diesem Hotel wohnen. Wir nehmen ihn mit. Wenn Sie noch etwas von ihm wollen, erkundigen Sie sich bei der Tagwache nach ihm.«
    Den Lichten irritierte das offenbar. Unentschlossen schaute er zu dem hinter dem Empfangstresen schlummernden Mann hinüber und nickte dann unsicher. Wir gingen zum Ausgang.
    Die Jacke zog ich gar nicht erst an, denn ich machte sofort den bereits vertrauten BMW vorm Hoteleingang aus. Übrigens entdeckte ich ihn nur, weil ich ein Anderer war.
    Im Wagen war es warm und gemütlich. Und komfortabel - die Knie bohrten sich nicht in die Lehnen des Vordersitzes. Ich machte es mir bequem.
    »Und wo soll ich jetzt wohnen?«, wollte ich wissen.
    »Im Büro der Tagwache, Kollege. Genauer, im Hotel des Büros. Du hättest gleich dorthin fahren sollen.«
    »Wenn ich gewusst hätte, wohin«, murmelte ich.
    Der BMW fuhr los, steuerte flugs auf die Ausfahrt des Parkplatzes zu, tauchte unter der kaum hochgegangenen Schranke hindurch und fädelte sich in den dahinströmenden Verkehrs-fluss auf dem Prospekt Mira ein.
    Vielleicht war Schagron nicht der stärkste Magier - aber Auto fahren konnte er. Der Prospekt Mira flog unter uns dahin und verschwand ebenso schnell wie der Gartenring. Von der Twerskaja sah ich nicht mehr als die endlosen Schaufenster mit den getönten Glasscheiben. Oder nein, endlos war die Reihe nun doch nicht.
    In der Nähe des Kremls entstiegen wir dem Auto. Die Magier ließen den BMW direkt am Straßenrand stehen und machten sich nicht einmal die Mühe, ihn abzuschließen. Ich beschloss, ihn mir durchs Zwielicht anzusehen, einfach aus Neugier, weil ich die Schutzzauber studieren wollte. Um nicht noch einmal dumm aus der Wäsche zu gucken.
    Ich erstarrte. Allerdings nicht beim Anblick des Autos. Sondern beim Anblick des Hauses, das in der normalen Welt ganz gewöhnlich aussah.
    Im Zwielicht wuchs das Haus um ganze drei Stockwerke. Eines davon schob sich zwischen das eigentliche Parterre und den ersten Stock, während die beiden andern das ohnehin nicht kleine Haus noch höher machten. Die Zwielicht-Etagen bestanden aus glänzendem schwarzem Granit. Fast alle Fenster waren dunkel, mit Gardinen verhangen; nur in den weißen Kästen der modernen Klimaanlage spiegelten sich matt die ersten schwachen Sonnenstrahlen wider.
    Die Schutzzauber hatte ich prompt vergessen.
    Ein kleiner Eingang mündete direkt in die Twerskaja. Hinter einer Glastür ließ sich die Silhouette eines Anderen eher erahnen als wirklich ausmachen.
    »Oho!«, sagte ich. Meine Stimme klang tonlos wie Jeder Ton im Zwielicht. Meine Kollegen wandten mir wie auf Befehl die Köpfe zu, als sie meinen Ausruf hörten.
    »Was ist? Hast du das früher

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