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200 - Die Suche beginnt

200 - Die Suche beginnt

Titel: 200 - Die Suche beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Michael Schönenbröcher
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Ihre Schutzanzüge waren dreckig und zerschlissen vom vielen Herumstromern in den letzten zwei Jahren. Die Klimaanlage funktionierte nicht mehr, das Wasserwiederaufbereitungssystem sowieso nicht.
    Canterbury blieb stehen, seine Beine und sein Rücken taten ihm weh. Er schloss kurz die Augen, blickte erst auf den alten Stadtplan in seinem Gedächtnis und dann nach rechts: Dort ragte ein gespenstisches Arrangement aus Hallenruinen, Signalmasten und Zugteilen aus Buschwerk und teilweise mannshohem Gras. Nirgendwo entdeckte er eine Spur von Leben.
    Das war gut so, denn was in diesen Ruinen noch Hunger hatte und sich fortpflanzen wollte, war in der Regel übles Raubzeug auf mindestens vier Beinen. Die Primitiven hatten die Ruinen von Hermannsburg schon vor ein paar Generationen aufgegeben. Für die Bunkerkolonie im Allgemeinen kein Nachteil, denn mit ihnen war auch eine ständige Quelle von Ärger verschwunden.
    Andererseits hatten die Primitiven diese kleinen blökenden Biester gezüchtet, aus denen man Unterwäsche, Steaks und Gulasch machen konnte.
    Speziell für Canterbury jun. brachte der Abzug des Ruinenvolks einen unersetzlichen, persönlichen Verlust: Von einem Tag auf den anderen verlor er ungefähr ein halbes Dutzend Liebhaberinnen.
    Paul Canterbury jun. war ein untersetzter zäher Bursche mit Stoppelbart und langem, strähnigen Blondhaar. Er machte morgens und abends jeweils fünfzig Liegestützen und unzählbare Sit-ups.
    Entsprechend muskulös und stiernackig sah er aus. Er beschleunigte seinen Schritt und holte seinen Gefährten ein.
    Richards, mit Anfang vierzig gut und gern fünfzehn Jahre älter als Canterbury, war mittelgroß und hager.
    Wirklich auffällig an ihm war eigentlich nur der akkurate Scheitel, mit dem er sein graues Haar zu teilen pflegte.
    Mit Außeneinsätzen hatte er so gut wie keine Erfahrung.
    Trotzdem hatte Nummer Eins ihn zum Chef dieser Expedition gemacht. »Der Ältere kann nicht der Befehlsempfänger des Jüngeren sein«, hatte Nummer Eins zur Begründung gesagt. Völliger Unsinn, aber dennoch erstaunlich: Nummer Eins pflegte seine Entscheidungen sonst nicht zu begründen.
    Nach dem Güterbahnhof häuften sich die allzu vertrauten Ruinen eines Wohnviertels. Löchrige und von Mutter Natur mit Pflanzenteppichen dekorierte Hausfassaden säumten die Bahntrasse. Hinter dem Geäst des Gestrüpps sahen die Männer manchmal zerbrochene Scheiben, Balkonbrüstungen und eingefallene Außenwände. In dieser Gegend hatte die Hälfte von Canterburys Freundinnen gehaust.
    »Verfluchte Schinderei«, schimpfte er. »Zwei Tage schlagen wir uns jetzt schon durch diese Wildnis. Er hätte wenigstens zwei Ponys herausrücken können! Scheißkerl!«
    »Gib Ruhe!«, fauchte Richards. Er senkte die Machete und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »So spricht man nicht über die Nummer Eins! Er ist ein guter Boss, schäm dich!«
    »Er ist ein verdammter Tyrann!«
    »Ich werde ihm deine respektlosen Äußerungen melden müssen, Nummer Vierzig!«
    »Du musst kacken und pissen, Dany, und kein Mensch kann dich deswegen zur Rechenschaft ziehen. Doch wenn du dem Alten auch nur ein Wort von dem verrätst, was ich hier rauslasse, dann trete ich dir sonst wo hin! Ist das klar?«
    Richards antwortete nicht. Bei ihm musste man mit allem rechnen. Sogar damit, dass er seine Gefährten bei Nummer Eins anschwärzte. Der Alte würde Canterbury jun. in diesem Fall mal wieder degradieren, Canterbury jun. würde Richards verprügeln, der Alte würde Canterbury jun. noch einmal degradieren. Das übliche Programm eben, jämmerlich und langweilig.
    Im Grunde hatten Nummer Eins und die aktuelle Nummer vierzig nur zwei Probleme miteinander. Erstens konnten sie sich einander, was Sturheit und Eigensinn betraf, jederzeit das Wasser reichen, und zweitens verstand Nummer Eins sich als Erzieher der Menschheit im Allgemeinen und seines Enkels Paul Canterbury im Besonderen. Paul Canterbury jun. hingegen lehnte es grundsätzlich ab, erzogen zu werden. Vor allem gegen die Erziehungsmaßnahmen seines Großvaters Paul Canterbury sen. wehrte er sich seit dem Tod seines Vaters erfolgreich; seit über fünfundzwanzig Jahren immerhin.
    Die Ruinen des Wohngebietes blieben zurück. Die Bahntrasse führte jetzt an in Kraut und Ranken eingesponnenen Türmen, Schornsteinen und Ballonbehältern vorbei. Sie hatten das Industriegebiet von Hermannsburg erreicht. Hier hatte die andere Hälfte von Canterburys Freundinnen gewohnt. Entsprechend gut

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