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20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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das hier wäre auf einem normalen Schiff unnütz: ein Manometer zur Messung des Wasserdrucks. Damit rechne ich die Tiefe aus, in der ich mich befinde. Diese Skalen dort sind mit Thermometersonden verbunden und zeigen mir die Temperaturen verschiedener Wasserschichten an. Tja und diese Uhren hier … dazu muss ich weiter ausholen. Setzen Sie sich doch, Professor Aronnax!«
    Wir nahmen an seinem Arbeitstisch auf zwei einfachen, harten Stühlen Platz.
    »Die gesamte Nautilus wird von einem einzigen Agens beherrscht. Es ist eine unsichtbare, starke, körperlose und rasche Kraft und sie bewirkt das Licht an der Decke ebenso wie die Bewegung meiner mechanischen Hilfsmittel: Elektrizität.«
    »Ach.«
    »Ja.«
    »Aber hören Sie: Bisher gab es keine Möglichkeit, die Elektrizität große Arbeit im physikalischen Sinne verrichten zu lassen …«
    »Meine Elektrizität ist nicht Ihre Elektrizität. Und meine Kraft gehört nicht mehr dieser Welt. Deshalb gestatten Sie, dass ich mich nicht näher darüber auslasse.«
    »Aber eine Frage müssen Sie mir erlauben.«
    »Bitte.«
    »Die Stoffe, mit denen man Elektrizität erzeugt, zum Beispiel Zink bei der Stromerzeugung mit dem bunsenschen Element, sind doch bald verbraucht. Woher nehmen Sie denn Ihre Vorräte, wenn Sie nicht mit der Erde in Verbindung geraten wollen?«
    »Sie sollen eine Antwort darauf haben. Ich könnte mir natürlich die Elemente aus dem Meer nehmen. Es gibt auf dem Meeresboden Zink-, Eisen-, Silber- und Goldminen, deren Ausbeutung sich lohnen würde. Aber ich habe auch mit diesen irdischen Metallen nichts mehr zu schaffen. Alle Grundstoffe zur Erzeugung der Elektrizität entnehme ich dem Meerwasser selbst.«
    »Elektrizität aus Wasser?«
    »Natürlich. Es gibt sogar mehrere Wege dazu. Ich hätte zum Beispiel aus dem Temperaturunterschied der Wasserschichten Strom gewinnen können. Aber es geht auch noch viel praktischer: Sie kennen doch die Zusammensetzung des Meerwassers? 96,5 % Wasser, 3,5 % Salzgehalt. Also 35 g Salze auf 1 000 g Wasser. Und diese 35 g setzen sich zusammen aus 27,2 g Kochsalz, 3,7 g Chlormagnesium, 1,6 g Bittersalz, 1,3 g Gips, 0,9 g Kaliumsulfat und 0,2 g kohlensaurer Salze, Brom und anderer Spurenelemente. Ich entziehe nun bloß das Kochsalz dem Wasser und stelle damit die Elemente für die Bunsenbatterie her.«
    »Kochsalz?«
    »Ja. Mit Quecksilber zusammen bildet es ein Amalgam, das mir das Zink völlig ersetzt. Quecksilber verbraucht sich nie, Kochsalz stelle ich selbst her – das bedeutet Unabhängigkeit auch in der Stromerzeugung. Kochsalzsäulen erzeugen übrigens auch eine viel stärkere elektrische Energie als Zinkplatten.«
    »Aber Sie müssen das Kochsalz doch erst mal gewinnen! Und ich glaube, dass die Energie, die Sie dazu brauchen, größer ist als das Quantum, das Sie bei der Energieerzeugung gewinnen!«
    »Ich benutze ja auch nicht die Bunsenbatterie dazu, sondern Steinkohle!«
    »Aha: doch eine Verbindung zur Erde wenigstens …«
    »Also gut: Meerkohle.«
    »Sie beuten unterseeische Kohleminen aus?«
    »Ja. Und Sie werden das miterleben. Nur ein bisschen Geduld, Professor Aronnax, dann werden Sie sehen, dass ich dem Meer alles verdanke, dass ich tatsächlich alles, was ich brauche, aus dem Meer bekomme.«
    »Außer der Atemluft!«
    »Stimmt! Aber auch die könnte ich mir selber erzeugen, doch habe ich mir gesagt: Wozu der Aufwand? Ich kann ja jeden Augenblick auftauchen und meine Tanks füllen – mithilfe elektrischer Pumpen übrigens.«
    »Kapitän, ich bewundere Sie. Sie haben offensichtlich lange vor der übrigen Menschheit entdeckt, wie man die wahren Kräfte gewinnt, die die Elektrizität entfalten kann.«
    »Ich weiß nicht, ob die übrige Menschheit dieses Geheimnis lüften wird, und das Problem lässt mich auch völlig kalt. Sie dürfen sehen, wozu dieses Agens fähig ist, denn Sie werden nicht unter die Menschen zurückkehren. Schauen Sie sich die Deckenbeleuchtung an: So gleichmäßig ist nicht mal das Sonnenlicht. Schauen Sie auf die Uhr dort – ich hab ihr Zifferblatt in 24 Stunden eingeteilt, weil der Unterschied von Tag und Nacht mich nichts mehr angeht –, sie arbeitet elektrisch und arbeitet genauer als jedes Chronometer der Erde. Diese Skala dort ist eine Art elektrisches Tachometer, ein Geschwindigkeitsmesser. Und das ist noch längst nicht alles.«
    Er stand auf und lud mich ein, ihm zu folgen. Während wir wieder auf den Gang traten, von wo aus er mich ins Heck der Nautilus führte, überschlug ich

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