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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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auszusuchen, der er vertraute; sie hatte sogar durchblicken lassen, dass er diese Frau im Haus aufnehmen könne, wusste sie doch, dass er eine indianische Mätresse hatte. Dann hatte sich Luisa der Unterstützung von Padre Xavier versichert, ihm angeboten, auf der Rückreise Rosenkränze und Gebetbücher mitzubringen und auch liebend gerne das eine oder andere aus der Mission mitzunehmen, damit der Bischof in Compostela, wo die Gebeine von Santiago bestattet waren, seinen Segen darüber spreche. Aber erst als sie Lorenzo in Aussicht stellte, ihm von ihrem Bruder und ihren Cousins in Madrid Geld für seinen Rancho zu beschaffen, hatte er schließlich der Reise zugestimmt. Als Nächstes musste ein Kapitän ausfindig gemacht werden, der willens war, zwei weibliche Passagiere mitzunehmen. Es war der Eigentümer der
Estrella,
der sich zu guter Letzt damit einverstanden erklärte, nachdem er die Höhe der Summe erfuhr, die Luisa zu zahlen bereit war. Luisa und ihre Tochter verfügten also jetzt über eine schriftliche Reiseerlaubnis, sie hatten für ihre Passage bezahlt, und morgen sollte die
Estrella,
die zurzeit vor der Halbinsel Palos Verdes ankerte, in See stechen.
    Als sich Luisa der nächsten Reihe Mohnblumen zuwandte, sah sie Angela mit wehendem Haar auf ihrem silbergrauen Araber Sirocco über die Felder galoppieren, in einem geschlitzten langen Rock, der ihr erlaubte, anstatt im Damensattel nach Männerart zu reiten. Sie hatte die Arme um den Hals des Hengstes gelegt, sodass sich ihr schwarzes Haar mit der silbernen Mähne des Arabers vermischte. Angela und Sirocco waren unzertrennlich. Jeweils bei Tagesanbruch, noch vor ihrer Morgenschokolade, sattelte das Mädchen ihr Pferd und ritt der aufgehenden Sonne entgegen. Eine Stunde lang galoppierten die beiden dann dahin, kamen atemlos und in bester Laune nach Hause, Sirocco in seinen Stall, Angela zum Frühstück und zum Unterricht bei ihrem Privatlehrer. Als sie von der bevorstehenden Reise nach Spanien erfuhr, hatte sie gefragt, ob sie Sirocco mitnehmen dürfe, woraufhin Luisa gemeint hatte, dass eine solche Reise für das Pferd anstrengend und möglicherweise gefährlich sei und dass das Tier während ihrer Abwesenheit mit Sicherheit bestens versorgt würde. Der Gedanke, dass ihre Tochter ihr geliebtes Tier niemals wiedersehen würde, war zwar schmerzlich, aber ihre Freiheit war ihr dieses Opfer wert. In Madrid wollte sie ihrer Tochter freie Hand bei der Wahl eines neuen Pferdes lassen; vielleicht würde sie mit der Zeit Sirocco vergessen.
    Luisa beobachtete, wie Angela jetzt auf den Hof ritt, absaß und das Tier einem Stallknecht überließ, um dann auf das Haus zuzugehen. Ein bildhübsches junges Mädchen, befand sie, hochgewachsen und gertenschlank, selbstbewusst und anmutig. Dazu gut erzogen, des Lesens und Schreibens kundig, auch über Geschichtskenntnisse verfügte sie und sogar über Grundlagen in Mathematik. Umso weniger wusste sie, wie es in der Welt zuging. Vielleicht gar zu wenig, überlegte Luisa besorgt. Die Missionspadres übten in der Kolonie großen Einfluss aus, und ihr Diktum, dass Frauen unterwürfig zu sein und ein zurückgezogenes Leben zu führen hätten, wurde von den meisten Familien befolgt. Dementsprechend hatte sich Angela nur sehr selten, etwa zu Besuchen in der Mission und an Feiertagen zur Messe sowie zu kurzen Streifzügen durch das kleine Dorf Angeles, vom Anwesen ihres Vaters entfernt, war also nur vertraut mit einer auf viertausend Morgen begrenzten Welt.
    Luisa wollte ihrer Tochter mehr bieten. Der Angeles-Pueblo bestand aus etwa dreißig von einer Mauer umgebenen Lehmziegelhäusern. Eine Stadt oder Kathedralen und Paläste, Universitäten und Krankenhäuser, Springbrunnen und Denkmäler hatte Angela noch nie zu Gesicht bekommen, auch keine gedrängten, engen Gassen, die sich auf sonnendurchflutete Plazas öffneten. Und erst die vielen Leute überall, auf den Märkten und Straßen! Hier dagegen konnte man meilenweit reiten, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Umherstreifenden Indianern, das ja, aber das war nicht das Gleiche.
    Angela sollte Erfahrungen sammeln, Menschen kennen lernen, erleben, was Unabhängigkeit und ein freier Wille bedeuteten und Macht aus eigener Kraft, nicht durch einen Ehemann. Dies war Luisas Meinung nach in dieser Hinterlandkolonie nicht möglich, zumal die Padres einen viel zu starken Einfluss ausübten.
    Wie war es denn Eulalia Callis ergangen, der Frau von Gouverneur Fages, als sie ihren Mann

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