2003 - Blockadegeschwader
offenbar dem Ziel, im Hyperraum eine Art Wall zu erschaffen, eben die rätselhafte Aagenfelt-Barriere, die von anfliegenden Raumschiffen im Hyperraum nicht durchdrungen werden konnte.
„Es sieht ganz so aus", faßte der Olymp-Wissenschaftler irgendwann zusammen, „als ließe sich mit den sechs Blockadegeschwadern, alle bestehend aus je vier Kugelraumern der WÄCHTER-Klasse, das komplette System von Boscyks Stern gegen anfliegende Feindflotten abschotten."
Hovv nickte. „Korrekt."
„Und wie funktioniert das?"
„Das ist ein anderes Thema."
Sackx seufzte, kniete sich erneut in die in winzigen Häppchen gelieferten Datenberge, ging am Syntronikterminal Konstruktionszeichnungen durch und versuchte, aus ungezählten Puzzleteilchen das Gesamtbild zusammenzusetzen. Die extremen Sicherheitsbedingungen auch an Bord der WÄCHTER-Raumer bedingten, daß die Techniker und Ingenieure unterer Dienstebenen zwar über die Details der ihnen anvertrauten Aggregate perfekt Bescheid wußten, der Kreis, der das Ganze überblickte, blieb jedoch auf wenige Personen beschränkt.
Humphrey „Blue" Parrot gehörte dazu - aber diesem arroganten Kerl ging Sackx wohlweislich aus dem Weg. In seinem Grimm hätte er nämlich den Kommandanten am liebsten zum Duell gefordert; richtig schön archaisch, Faustkeil gegen Faustkeil, Auge um Auge - oder so. Seine Phantasie gaukelte ihm die absonderlichsten Dinge vor, je größer sein Haß wurde. Ja, er gestand es sich ein: Er haßte diesen unerträglichen Typ aus ganzer Seele und mit aller Inbrunst!
Zum Glück hatte er in Terbot Hovv einen verläßlichen Freund gefunden. Leider verfügte dieser, zwar wissenschaftlich ausgebildet und als Erster Offizier weitgehend informiert, nicht über jenes Fachwissen, um Sackx' brennende Fragen zu beantworten - seine Hauptaufgabe bezog sich nämlich eher auf die kosmonautische Seite der Schiffsführung, an der wiederum Sackx deutlich weniger interessiert war. In Gedanken verfluchte er „Blue"; Hovv als „Aufpasser" einzuteilen mußte wohl als weitere Stufe der Schikane angesehen werden.
*
Sie standen in der riesigen Halle bei einem der Aagenfelt-Konverter und hatten die Köpfe in den Nacken gelegt. Die Aggregateblöcke waren in grober Beschreibung schlanke Zylinder, die im unteren Schiffsdrittel rings um die Zentralachse angeordnet waren - aufrecht stehende Walzen von dreihundert Metern Höhe und fünfzig Metern Durchmesser.
Umlaufende Wartungsgalerien und auskragende Balkone waren nur ein Element, das die Oberflächen in reich strukturierte Fassaden verwandelte. Es gab ringförmige Einbuchtungen, senkrecht verlaufende Röhrenstränge, vielfältige Sekundärprojektoren, kristalline Aufsätze und an Noppen erinnernde Nebenanlagen.
„Das Innere ist also im großen und ganzen eine Vakuumkammer; ultrahochevakuiert?" vergewisserte sich Sackx und sah Terbot nicken. In Gedanken rekapitulierte Sackx die hyperphysikalischen Grundlagen, indem er lautlos aus den Lehrkristallen zitierte: Ausgangspunkt zur Nutzung von Hyperraumphänomenen beziehungsweise von Hyperenergie ist - wie bei allen Geräten auf Quintadimbasis - ein „Wandler" oder Konverter, dessen eine Seite drei-, besser vierdimensional und dessen andere fünf-, hyper- oder ndimensional strukturiert und im Kern von sogenannten Hyperkristallen bestimmt ist.
„Projektoren beeinflussen, nutzen und formen hyperenergetische Vorgänge, wandeln also die Kräfte des Hyperraums in ganz spezifische Wirkungen um", murmelte Sackx kaum verständlich. „Folglich unterliegen sie den damit verbundenen Gesetzmäßigkeiten, allen voran dem akausalen Strukturprinzip.
Je nach eingesetzter Hyperfrequenz - hyperstarke Wirkung, Hyperelektromagnetik, hyperschwache Wirkung, Hypergravitation und Hyper-Psionik - unterscheiden sich die Wirkungen entsprechend dem jeweiligen Bereich des hyperenergetischen Spektrums. Weiteres Unterscheidungskriterium sind die eingesetzten Hyperfelder, bei denen es sich um statische oder dynamische, unvollständig geschlossene und in sich geschlossene handeln kann - je nach Anwendung auch auf vielfältige Weise kombiniert, unter Ausnutzung sämtlicher mit hyperenergetischen Phänomenen verbundener Effekte; Reflexion, Brechung, Beugung, Interferenz, Polarisation, Kohärenz, hypermechanische Analogien, verschiedenste Aufrißformen und -erscheinungen, Singularitätsstrukturen, Invarianzen, Inertfaktoren, Hyperladung und - influenz, Hyperlumineszenz, induktiver Kausalkollaps, Virtualität,
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