2009 - komplett
Mylady“, sagte er und streckte die Hände aus, um die ihren zu umfassen. Das Herz war ihm leicht dabei. Fast wurde ihm schwindlig ohne die schwere Last, an die er sich langsam schon gewöhnt hatte. „Man hat mir zu verstehen gegeben, dass Ihr zu beglückwünschen seid.“
Ihr Lächeln wurde noch strahlender. „Danke.“ Und zu Olivia gewandt erklärte sie:
„Unser drittes Kind wird im Frühling geboren.“
Lucien unterbrach sie. Sein geringer Vorrat an Charme war durch die lange Begrüßung schon wieder erschöpft. „Ich bin am Verhungern, schließlich bin ich den ganzen Tag geritten. Sollen wir hier herumstehen, oder gehen wir in den Saal und bekommen eine Erfrischung?“
„Mein Lehnsherr“, sagte Will mit einer eleganten höfischen Handbewegung, „tretet ein und seid herzlich willkommen.“
Lucien schaute nur finster drein und führte seine Frau hinein.
Will warf den Kopf in den Nacken und lachte. Er fing Olivias Blick auf und zwinkerte ihr zu. „Er ist überhaupt nicht so wild. Du wirst noch sehen, dass ich recht habe.“
Zweifelnd hob sie die Augenbrauen. „Du scheinst ... so unbeschwert.“
„Bin ich auch. Unbeschwert, meine ich.“ In seiner Stimme schwang ein wenig Verwunderung mit. Als Olivia leicht die Stirn runzelte, fragte er: „Warum siehst du mich so misstrauisch an?“
„Tu ich das? Nein, mein Gatte, ich vertraue dir in allem.“
Es war ein fröhliches Mahl. Olivia konnte Will auf seine unterhaltsamste Art erleben.
Die meiste Zeit verbrachte er damit, absurde Geschichten über seinen Gast zu erzählen. Und wenn dieser auch so tat, als würde ihm das überhaupt nicht gefallen, war die Zuneigung der beiden Männer zueinander kaum zu übersehen.
Olivia hatte sofort gewusst, wer dieses Paar war. Auch wenn ihr Herz zuerst ein wenig schneller geschlagen hatte, war es schwer, sich lange unbehaglich zu fühlen, besonders, wenn Will so ... zufrieden schien. Da war nichts mehr von der Traurigkeit zu spüren, mit der er ihr in ihrer Hochzeitsnacht sein Geständnis gemacht hatte.
Er hatte sich jetzt erhoben und schwenkte seinen Becher, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zu ziehen. „Hört mal zu, alle zusammen. Weil ich die heilige Weihnachtszeit zusammen mit meiner Hochzeit feiere, habe ich beschlossen, dem Bohnenkönig und der Bohnenkönigin heute Abend ein Geschenk zu machen.
Also, schneidet eure Pasteten auf und schaut nach, welcher von euch erwählt wurde.“
Die Pasteten wurden serviert, zuerst den Damen, dann den Herren. Olivia wusste von der Vorliebe ihres Gatten, solche Späße zu arrangieren, und warf ihm einen neugierigen Blick zu. Doch sie erhielt nur ein jungenhaftes Grinsen zur Antwort.
Schnell sah sie zur Seite, um nicht vor allen anderen ihr Herz zu verraten.
Der Brauch verlangte, dass eine Pastete bei den Damen und eine bei den Männern eine „Bohne“ in ihrem Innern barg – was oft ein kleines Geschenk war, dessen Wert von der Großzügigkeit des Gastgebers abhing. Die Frau oder der Mann, die so ausgewählt wurden, waren Bohnenkönigin und Bohnenkönig. So wurde an Dreikönig, wenn durch das Verteilen von Geschenken der drei Weisen gedacht wurde, die letzte der weihnachtlichen Traditionen gefeiert.
„Willst du nicht deine Pastete essen, meine Liebe?“, fragte Will.
Olivia nahm ihren Löffel. Will war so leicht zu durchschauen wie nur irgendeiner. Fast griff er selbst zu, um die Bohne für sie herauszupicken. Sie tat erschrocken, als ihr Löffel auf etwas stieß. „Oh, sieh nur ... eine Bohne .“
Genau das war es – etwas ganz und gar nicht Wertvolles.
Hochrufe wurden laut, als der Fleischer einen goldenen Ring in seiner Pastete fand und zum König erklärt wurde. Will lächelte verschmitzt und rieb sich das Kinn. „Aber meine Gattin wurde um ihren Preis betrogen. Der Fleischer hat Gold und sie nur eine Bohne. Ärgere dich nicht, meine Liebe, ich habe ein besonderes Geschenk für dich.
Elbert, hol mein Paket für die Königin.“
Belustigtes Misstrauen stieg in Olivia auf, als man eine große Kiste vor sie stellte, die mit vielen bunten Bändern umwickelt war.
„Soll ich darauf vorbereitet sein, Gegacker zu hören, mein Gatte?“, fragte sie.
Will wedelte ungeduldig mit der Hand in der Luft herum. „Man verrät nicht, was man schenkt. Du musst die Kiste schon öffnen, um es herauszufinden.“
„Das verstehe ich nicht“, sagte Alayna zu Lucien. „Gegacker?“
Olivia knüpfte die Bänder auf, hob den Deckel ... und fand einen Haufen
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