2009 - komplett
Mühe gemacht, es vorzuschlagen? Nein, er lehnte im Handumdrehen das ganze Unterfangen als unnötig und gefährlich ab.
Sollte ihn doch der Teufel holen!
Die Arbeit des ganzen Morgens war umsonst gewesen. Sie hatte immer noch keine Pflanzen, die sie anbauen und an Heiler verkaufen oder eintauschen konnte. Es würde diesen Leuten so viel Zeit einsparen, und Juliana wusste, dass es klappen würde. Wenn sie nur endlich richtig mit ihrer Arbeit beginnen könnte, dann würde sie zumindest genug Geld für ihren Unterhalt hier auf Byelough verdienen.
Auch Honoria hatte sie schon gesagt, dass sie keine Lust verspürte, auf Kosten ihrer Großzügigkeit zu leben. Für ihren Lebensunterhalt zu zahlen war eine Sache des Stolzes. Genauso hatte sie es auf dem Landsitz ihres Onkels im Süden gehalten.
Juliana hatte erkannt, dass sie Talente besaß, die sich in Kapital umwandeln ließen.
Sie konnte einen großen Besitz verwalten und dafür sorgen, dass er Gewinn trug, so wie sie es bereits mit großem Erfolg getan hatte. Aber kein Lord beabsichtigte, solchen Gewinn mit einer Frau zu teilen, ganz gleich, wie hart sie für ihn arbeitete.
Pflanzen großzuziehen war wahrscheinlich der einzige Weg für sie, ein wenig Geld zu verdienen.
Ihr Cousin hatte ihr ein kleines Stück des Gartens zur Verfügung gestellt, und sie hatte es bereits von den Jungen durch eine Einfriedung vom Rest des Gartens abtrennen lassen. Aber sie würde deswegen nicht mit Ian Gray streiten, sondern warten, bis er abgereist war und dann erneut beginnen.
„Juliana, einen Augenblick, wenn es Euch genehm ist“, rief Ian.
Es war ihr nicht genehm; deshalb ging sie ruhig und zielgerichtet zur Treppe. Einmal drinnen, würden sie wegen der Gerichtssitzung still sein müssen. Sie hatte keine Lust, mit Ian Gray zu sprechen. Nicht jetzt. Niemals mehr.
„Jetzt bleibt doch stehen und hört mir zu!“, verlangte er hartnäckig und hielt sie am Ellbogen fest. Als sie ihn anblickte, sah sie, dass er sich anscheinend entschuldigen wollte. „Ich habe mit dem jungen Peter gesprochen“, sagte er. „Der Junge erwähnte Euren steinernen Zaun. Kommt, ich helfe Euch, Euer Unkraut zu pflanzen. Erlaubt mir, dass ich meinen Angriff auf Euch wiedergutmache.“
„Nein, danke“, erwiderte sie. „Lasst meinen Arm los, Sir, und geht. Ich möchte dem Gericht beiwohnen.“
„Ihr seid mir böse“, erklärte er.
„Da habt Ihr recht“, antwortete sie und ging weiter ihres Weges.
„Juliana!“, rief er wieder, aber sie blieb nicht stehen. „Ihr hättet es mir sagen sollen.
Warum habt Ihr mir nicht erklärt, was Ihr vorhabt?“
Wozu, fragte sie sich. Um zu streiten? Wenn man sie nicht in die Ecke trieb wie auf dem Boot des Königs, so widersprach Juliana einem Mann nicht, ganz gleich, was er sagte. Sie wusste genau, dass das zu nichts führte. Vor langer Zeit hatte sie gelernt, abzuwarten. Männer verloren sowieso bald genug das Interesse. Und dann konnte sie immer noch genau das tun, was sie sich vorgenommen hatte.
Doch wenn eine Frau heiratete, versprach sie, ihrem Gatten in allen Dingen zu gehorchen, solange sie beide lebten. Abgesehen von der fehlenden Mitgift hatte Juliana sich geschworen, nie dieses Gelöbnis abzulegen. Nicht dem Favoriten des Königs, nicht Ian Gray und auch sonst keinem Mann.
3. KAPITEL
„Kommt, tanzt mit mir“, versuchte Ian sie zu beschwatzen. Flöte, Tambour und Laute ließen lebhafte Willkommensweisen ertönen, und rasch erhoben sich die Paare von ihren Bänken und bildeten Kreise.
Juliana bedachte ihn mit einem frostigen Lächeln und lehnte ab.
Den ganzen Tag lang und auch während des Festes hatte sie ihre kühle Haltung beibehalten. Auch wenn sie heute Abend, wie auch am Abend zuvor, ein Essbrett miteinander teilten, beachtete sie Ian kaum. Er liebte Herausforderungen, aber ihre fortwährende Gleichgültigkeit beunruhigte ihn. Wie konnte er sie zu gewinnen hoffen, wenn sie ihm keine Aufmerksamkeit schenkte?
Auch nagte die Neugier an ihm. Er hatte immer noch nicht herausgefunden, was sie dazu brachte, so zu reagieren, wie sie es gestern Abend getan hatte. Ian wusste nur, dass er ihre Rolle als liderliches Frauenzimmer der distanzierten Fremden vorzog, zu der sie seit dem Zwischenfall mit den Kräutern geworden war. Oh, da hatte er sich selbst einen schlechten Dienst erwiesen.
Was würde wohl geschehen, wenn er ein ganz klein wenig nachhalf? Er wusste, wie er sie dazu bringen konnte, ihm zuzuhören. „Nach dem Abendessen werde ich
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