2009 - komplett
mit Alan sprechen“, teilte er ihr vertraulich mit. Als sie ihn erschrocken ansah, nahm er lässig einen Schluck Wein und fügte hinzu: „Wegen unserer Verlobung.“
Sie umklammerte seinen Arm, sodass er um Haaresbreite den Wein verschüttet hätte. „Aber wir haben doch beschlossen ...“
„ Wir haben gar nichts beschlossen“, sagte er ruhig. „Wenn Eure Erfahrung mit anderen Männern alles ist, was Euch abhält, mich zu heiraten, liebes Herz, dann muss ich Euch sagen, dass das kaum eine Rolle spielt.“
Sie sah verblüfft und entsetzlich schuldig aus. Natürlich fühlte sie sich schuldig wegen ihrer Lügen. Es war möglich, dass sie sich ein, zwei Mal in einem Mann getäuscht hatte – gewiss nicht öfter –, aber selbst das bezweifelte er. Sie küsste wie eine Anfängerin. Und wenn sie ihm auch sehr entgegenkommend erschienen war, so hatte ihre eigene Reaktion auf ihn sie zu sehr überrascht, um selbstverständlich zu sein. „Ich weiß, dass Ihr kein loses Frauenzimmer seid, Juliana“, sagte er leise.
„Aber ich bin es!“, erklärte sie und schaute sich dann rasch um, ob auch keiner sie gehört hatte. Sie senkte die Stimme.„Ich sage Euch, es ist wahr! Ein Mann muss mich nur küssen, und schon bekomme ich weiche Knie. Es ist eine Untugend, gegen die ich nichts machen kann.“ Sie schüttelte den Kopf, als würde sie an sich selbst verzweifeln. „Warum, glaubt Ihr, bin ich in meinem Alter immer noch unverheiratet?
Ihr würdet eine wie mich nicht heiraten wollen. Denkt doch an die Probleme. Kein Vertrauen ... kein ...“
„Lasst es gut sein, Juliana“, empfahl er ihr. „Ich weiß, dass Ihr lügt. Die Frage ist nur, warum Ihr das tut. Und um die Wahrheit zu sagen, ein paar Küsse hier und da kümmern mich überhaupt nicht.“ Er strich ihr mit dem Finger über Hals und Schulter.
Sie setzte sich auf und rückte von ihm ab. Ian liebte die Art, wie sie kampfeslustig das Kinn vorreckte. Sie besaß so viel Mut, dass er Lust hatte, sie auf der Stelle in den Arm zu nehmen. „Da waren mehr als nur Küsse, das versichere ich Euch“, meinte sie mit warnendem Blick.
„Beweist es“, forderte er sie heraus und sah sie verschmitzt an. Würde sie es tun?
„Kommt heute Nacht in meine Kammer und zeigt mir, was für eine Buhlerin Ihr seid.
Ich fordere Euch heraus.“ Genau wie er es vorausgeahnt hatte, gefiel ihr sein Vorschlag ganz und gar nicht. Ihr Atem ging schneller, und ihre Nasenflügel bebten vor Zorn.
„Nun gut“, stimmte sie ihm zu. Ihre dunkelblauen Augen waren schmal geworden und funkelten ihn streitlustig an. „Das werde ich tun.“
Gut, gut, dachte Ian. Es gab immer wieder Wunder. Er hielt ihren Blick fest, während er nach dem Becher Wein griff, den sie miteinander teilten. Mit einer eleganten Handbewegung bot er ihn ihr an. „Dann lasst uns auf unser lasterhaftes Abkommen trinken, wenn Ihr wollt.“
Sie öffnete die geballte Faust und riss ihm den Becher aus der Hand. Er beobachtete die leichte Bewegung ihrer hübschen Kehle, während sie den halben Becher leer trank. Dann schob sie ihn wieder Ian zu. „Wenn ich mich mit Euch dort treffe und Ihr Euch überzeugt, dass ich die Wahrheit gesagt habe, werdet Ihr dann mit diesem unsinnigen Gerede von einer Heirat aufhören und mich in Ruhe lassen?“
Während er zufrieden über das ganze Gesicht grinste, stimmte Ian mit einem Nicken zu. Er trank den Rest des Weines, stellte den Becher auf den Tisch zurück und strich mit der flachen Hand das Tischtuch glatt. „Ja. Überzeugt mich davon, dass Ihr gewohnheitsmäßig Euren Launen nachgebt, und ich werde mir ein jungfräuliches Mädchen zur Frau suchen.“
„Versprecht Ihr das?“, fragte sie und beugte sich vor, als wollte sie seinen Gesichtsausdruck prüfen.
„Das tue ich. Doch für jetzt: Wollt Ihr tanzen?“, bestand er auf seinem Wunsch.
„Wenn Ihr entschlossen seid, mich zu verführen, solltet Ihr dann nicht zuerst mit mir spielen? Mit kleinen Berührungen und süßem Lächeln mein Blut erhitzen? In der Regel macht man das so.“
Sie verdrehte die Augen, während sie aufstand und die Hand nach ihm ausstreckte wie nach einem störrischen Kind. „Das weiß ich! Kommt jetzt, bringen wir es hinter uns.“
Ian lachte laut auf und erhob sich, um sich zu ihr zu gesellen. Verdammt wollte er sein, wenn er sich nicht auf all das freute! Dieses Rätsel zu entwirren würde genauso viel Spaß machen, wie ihre fest geflochtenen Zöpfe zu lösen. Fast genauso viel. Er wusste, dass sie
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