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201 - Die Rachegöttin

201 - Die Rachegöttin

Titel: 201 - Die Rachegöttin
Autoren: Michelle Stern
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Mongablüten waren ein stark betäubendes Mittel.
    »Airin«, Marii klang sehr eindringlich, »dieser Maddrax ist anders als wir. Er ist vor allem anders als du. Er wird es niemals dulden, dass wir seine Waffen missbrauchen. Er und sein barbarischer Leibwächter werden das zu verhindern wissen. Aber wir sind auf ihre Hilfe angewiesen. Deshalb nehmen wir, was wir bekommen können. Soll der Fremde doch versuchen, Frieden zu stiften. Soll Herak, der Schlächter sich in Sicherheit wiegen. Hauptsache wir bekommen unsere Waffen und den Paak. Wir können noch immer jeden einzelnen Adoor abschlachten, wenn Maddrax weiter gezogen ist.«
    »Du hast ihn angelogen?« Airin war nicht glücklich darüber.
    Sie hatte noch nie ein so starkes Gefühl für einen Mann empfunden. Der Gedanke, dass er einfach wieder gehen könnte, verursachte ihr Bauchweh.
    »Es war notwendig. Um den Weißhaarigen müssen wir uns nicht sorgen. Man muss ihn nur ansehen, um zu wissen, dass er ein Tier ist. Er sieht aus wie ein Adoor, ist nur nicht so verlaust und dreckig. Aber Maddrax ist nicht so leicht zu täuschen. Ich möchte, dass du zu ihm besonders freundlich bist. Keine Wutanfälle in seiner Gegenwart. Du solltest gut zuhören, was er sagt, und so tun, als würdest du es verstehen.«
    Airin senkte beschämt den Kopf. »Wenn du es wünschst, Marii. Ich werde tun, was du verlangst. Hauptsache, wir handeln endlich. Viel zu lange warte ich schon auf meine Rache.«
    Airin berührte die klobige Waffe an ihrer Hüfte. Sie würde sie reinigen und pflegen. Die Pistole durfte nicht versagen, wenn sie auf Herak traf. Den Anführer der Adoors. Den Mörder ihrer Eltern.
    Ihre Mutter Tatjena war unter den Perons hoch geachtet gewesen. Sie war eine Heilfrau, wie heute Elina. Eine Obere der Uneska. Leider war Airin nicht so schlau und sanftmütig wie sie geraten. Vielleicht hätte sie es werden können, wenn sie die Mutter zumindest noch kennen gelernt hätte. Aber die Adoors hatten Tatjena abgeschlachtet, als Airin erst wenige Tage alt gewesen war. Marii hatte es ihr erzählt. Sie war dabei gewesen.
    »Piama sei mit uns.« Sie verneigte sich leicht und verließ das Zelt der Uneskaa.
    ***
    Draußen war die Luft kühl, die Sterne strahlten, und einen Moment empfand Airin tiefe Zufriedenheit. Sie hatte Maddrax das Leben gerettet. Selbst wenn sie ihm zu dumm und unbeherrscht war – sie würde sich immer daran erinnern können. Und vielleicht mochte er sie ja doch ein bisschen.
    Dieser Tag gehörte zu den besseren. Keiner war bei dem gefährlichen Unterfangen gestorben, Leran würde seine Verletzungen überstehen, und der Paak lag zum Greifen nah.
    Der Schmerz ihrer Wade ließ zumindest nach. Das schwarze Biest hatte sie nicht voll erwischt, sie hatte ihm bereits beim Zuschnappen mit der Faust auf die Schnauze gehauen.
    Ein faszinierendes Tier, diese Chira. Trotz der Wut über ihre Verletzung verstand Airin gut, warum dieser Rulfan sie mochte. Sie selbst hatte zwei Dingoos, die sie über alles liebte.
    Manchmal waren Tiere eben die besseren Freunde. Sie stellten nicht so viele Fragen und Ansprüche. Waren einfach da.
    Airin wollte sich gerade auf den Weg zu den leer stehenden Zelten machen, als Kiras auf sie zutrat.
    »Und?« Kiras bemühte sich nicht, seinen Unwillen zu verbergen. »Was hat Marii ausgeheckt? Sie hat doch sicher andere Pläne als eine Vertreibung der Adoors aus dem Paak?«
    »Warum fragst du sie nicht selbst?« Airin wollte an Kiras vorbeigehen. Er packte ihre Handgelenke.
    »Airin.« Seine Stimme war ein Flüstern. »Du stehst auf der falschen Seite. Immer verteidigst du Marii und glaubst, ihr etwas schuldig zu sein, weil sie sich nach Tatjenas Tod um dich kümmerte…« Er verstummte.
    »Ich bin ihr etwas schuldig!« Airin wollte sich losmachen, doch der Griff des Mannes war eisern. Sie überlegte kurz, ihn durch einen gezielten Tritt zum Lockern der Hände zu bewegen, ließ es dann aber. Sie war in zu guter Stimmung für eine Rauferei. Als Kinder hatten sie sich öfters geprügelt. Marii hatte das sehr missfallen.
    »Du schuldest ihr nichts«, drängte Kiras. »Gib sie auf und wende dich mir zu. Gemeinsam können wie die Perons in ein neues Zeitalter führen und den Geist Piamas wieder aufleben lassen.«
    »Marii möchte nicht, dass wir ein Paar sind.« Die Uneskaa hatte das immer zu verhindern gewusst. Airin bekümmerte es nicht sonderlich. Sie hatte Kiras nie geliebt. »Du weißt genau, ich kann dir keinen Erben schenken. Deshalb bin ich Hantaa.
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