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201 - Die Rachegöttin

201 - Die Rachegöttin

Titel: 201 - Die Rachegöttin
Autoren: Michelle Stern
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Stimme klang müde.
    »Ich verstehe dich ja, Airin. Ich kannte viele wie dich.« Er musste an Windtänzer denken, den obersten Waldläufer auf dem Mars, der den Tod seiner Tochter und seines Volkes gerächt hatte. [5] »Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem es gut ist. An dem man von vorne beginnen muss.«
    Airins graugrüne Augen blickten ihn aufmerksam an. »Du sprichst wie ein Alter, aber dein Körper ist nicht alt.«
    Matt lächelte. Er war sogar ein ganzes Leben älter als sie.
    Aber er hätte Airin schwerlich vermitteln können, dass er auf dem Mars das Leben von Gilam’esh geteilt hatte.
    »Und du bist noch sehr jung. Glaubst du wirklich, die Adoors sind so anders als ihr? Jeder Mensch möchte Sicherheit. Er braucht Freunde und Anerkennung, Geborgenheit und Freiheit. Selbst jedes Tier will ein Leben ohne Schmerz. Glaubst du, die Adoors wollen das nicht? Irgendwann in eurer Vergangenheit wart ihr vielleicht ein Volk. Willst du wirklich weiter töten, bis niemand mehr übrig ist, der sich an euer Volk erinnert?«
    Airin berührte verunsichert die Kette um ihren Hals. Ihre Finger umschlossen die Frauenstatuette. »Du hast viel gesehen, Maddrax. Erzähl mir davon. Bitte. Erzähl mir, was du erlebt hast.«
    »Gut.« Matt setzte sich mit einem unbehaglichen Blick auf die Schädel. Vielleicht konnte er Airin helfen, von ihren Racheplänen abzulassen. Sie wirkte nicht wirklich bösartig, und sie schien es Ernst zu meinen: Sie wollte tatsächlich von ihm lernen. »Wenn du mir dafür auch etwas erzählst. Von euch und eurem Volk.«
    Airin ließ sich mit leuchtenden Augen in den Schneidersitz sinken. »Gut«, imitierte sie seinen Tonfall. »Du fängst an.«
    ***
    Rulfan hatte sich ein wenig im Zeltlager umgesehen und sich schließlich an ein Lagerfeuer zu ein paar Kriegern gesetzt, die ihn nicht ganz so abfällig anstarrten wie alle anderen. Die Kriegerin Paggi saß bei ihnen und bot ihm einen heißen Tee an.
    Rulfan trank nur vorsichtig. Er bemerkte, dass dieser Tee zu Kopf stieg. Die Männer um ihn und Paggi wurden bald lauter und lockerer. Sie erzählten auf Rulfans behutsame Fragen freimütig über die Perons und Marii.
    »Und Marii hat wirklich gesagt, sie will Frieden?« Ein Krieger namens Asoon spuckte aus. »Kann ich mir nicht denken.«
    Paggi hob unwillig die Schultern. »Vielleicht kommt sie ja endlich zur Vernunft. So kann es nicht weitergehen. Unser Volk stirbt.«
    »Lass das mal nicht Airin hören«, nuschelte Eelton. »Unser Rachekätzchen macht die Adoors doch im Alleingang nieder.«
    Ein kurzes Schweigen entstand, als sein Blick auf Rulfan fiel. »War jedenfalls das erste Mal heute, dass Marii von Frieden sprach«, murmelte er in sich hinein.
    Paggi wechselte das Thema und erzählte etwas über die Wooliijagd. Rulfan fragte sich, ob sich Marii nur verstellte. Sie wirkte intelligenter und war sicher durchtriebener als die meisten hier.
    Als Paggi Stunden später zu ihrem Lager wankte, entschloss sich Rulfan, noch mehr über Marii zu erfahren. Er näherte sich auf Umwegen der Mitte des Zeltdorfes. Dabei fiel ihm auf, wie schlecht einige Zelte gebaut und verarbeitet waren.
    Die Perons waren ein stolzes Volk, das hatte Rulfan bereits an Airin gesehen. Trotz all ihrer Errungenschaften herrschten in dem Lager teils katastrophale Bedingungen. Der an mehreren Stellen notdürftig geflickte Zaun wies auf Tierangriffe hin. Viele der Perons wirkten erschöpft, kränklich.
    Dabei konnte es nicht an einem Mangel an Essen liegen. Es gab hier genug Beuteltiere und Gerule, die sich gut zur Jagd eigneten. Wenn man fähige Jäger hatte.
    Rulfan erreichte das Zelt der Uneskaa Marii. Die Wachen waren verschwunden und im Inneren des Zeltes schimmerte kein Licht mehr. Er erinnerte sich an die Höhlen, die Marii erwähnt hatte. Vielleicht traf er dort auf andere Uneska. Im besten Fall konnte er Marii ein wenig ausspionieren.
    Leise schlich Rulfan durch die Schatten. Die Menschen hatten sich in ihre Zelte zurückgezogen. Es war späte Nacht.
    Er näherte sich vorsichtig dem Höhleneingang. In der Deckung der Zelte kam er an die Felsen heran.
    Etwas störte ihn, und dann wurde ihm klar, was es war: Er sah keine Wachen. Was hatte das zu bedeuten? Rulfan huschte weiter auf den Eingang der Höhlen zu. Es roch schwer, süßlich.
    Zwei Wachen lagen lang ausgestreckt im Gras. Der Albino beugte sich zu ihnen hinab. Sie waren betäubt worden, atmeten aber noch.
    Rulfan zögerte nicht länger. Er enterte die Höhlen. An der ersten
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