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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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mittelalterlichen Anstrich verlieh, so wie ein Berg aus erschlagenen Feinden, wie ihn ein Tamerlan auf der Steppe zurückgelassen hätte, nur dass dieses mattgrüne Fluoreszenzlicht die Szene beschien, und als der Videobot näherkam, konnte man sehen, dass viele von ihnen Harry-Potter-Zauberstäbe oder Sith-Amulette in der Hand hielten. Dann sah man, wie aufgedunsen sie waren, entdeckte die Fliegen, die auf ihnen herumkrabbelten, und konnte die Verwesung förmlich am Bildschirm riechen …
    »Nun?«, fragte Marena.
    »Oh … ja … die Familien vieler Opfer verlangen, dass ihnen die Leichen übergeben werden, aber die Behörden und die öffentliche Meinung sind sehr stark dagegen und führen an, dass man damit das Polonium-209 verbreiten würde. Eher wollen sie ein paar Robotschaufelbagger und vielleicht ein paar Priester und dergleichen in Demron-Anzügen hineinschicken und alle Leichen irgendwo im Sperrgebiet begraben.«
    Ich verstummte, doch sie sagte nichts, wahrscheinlich, weil die Leute am Stake bereits genügend Regionen meines Gehirns feuern sahen und mir keine weiteren Reize bieten wollten.
    »In der Umweltschutzbehörde gab es ein paar warnende Stimmen«, fuhr ich fort. »Sie sagten, dass selbst davon schon zu viel Staub aufgewirbelt wird und es am besten wäre, die ganze Gegend unberührt zu lassen. Sämtliche Gebäude sollen als Mahnmal stehen bleiben. Eine andere Gruppe fordert, wenigstens die Gebäude niederzuwalzen und alle Bäume zu fällen, denn wenn es noch ein Feuer gibt, verbreitet es das Polonium noch mehr, aber ich glaube, im Augenblick plant man, die Löschflugzeuge des Forstdienstes startbereit zu halten, damit sie jedes neue Feuer bekämpfen. Und was die Leichen angeht, na, da ist ein Gesetzentwurf eingebracht worden, den man als eine pompejische Lösung bezeichnet. Demnach sollen wohl Teams von Sanitätern in speziellen Anzügen hineingeschickt werden, die die Leichen mit einer Abart des von Hagen’schen Verfahrens plastinieren und mit Goldspray einsprühen oder sonst wie behandeln und einfach dort zurücklassen sollen. Wenn keine Poloniumpartikel mehr im Wind vorhanden sind, sollen die Familien Überflüge in Zeppelinen machen können. Das Ganze klingt mir ein bisschen albern, aber – «
    »Was noch?«, fragte Marena.
    »Äh, der Ayatollah Razib behauptet, der Anschlag sei im Koran, äh, vorhergesagt worden. Ted Haggard sagt, der Anschlag soll uns für die Schwulenehe strafen. Die offizielle Opferzahl an Vergiftungs-, Aufruhr- und Brandopfern nähert sich der Fünfundvierzigtausendmarke. Ungefähr ein Drittel der südöstlichen Vereinigten Staaten steht noch unter Kriegsrecht. Eine ganze Menge Leute sind gestern Nacht in Tampa um ihr Blut beraubt worden; ich nehme an, sie waren ganz blass und ausgeleert, als sie aufwachten, und ihr – «
    »Was ist außer Disney World noch in den Nachrichten?«
    »Oh. Äh, mal sehen … in Bangladesch ist Bürgerkrieg. Dieser Terrorist, den man letzten Monat festgenommen hat, Hasani, ist angeblich unheilbar krank, und die Öffentlichkeit fordert eine Folterstrafe.Richtig? Und heute hat der US -Präsident die Genfer Konvention unterzeichnet … äh, nein, die Genfer Protokolle, damit es weitergeht. Und die Maiskontrakte für Juli sind um dreißig Prozent gestiegen, und Gold steht bei ungefähr sechzehnhundert Dollar die Unze. Und …«
    »Das reicht. Gut. Ich meine, das ist nicht alles gut, aber du schlägst dich prima.«
    »Danke.«
    »Schon gut« Sie sah auf ihr Netphone. »Okay, was ist die Quadratwurzel von neunzehn?«
    »Vier Komma … äh, Augenblick … drei fünf neun.«
    »Ich finde es so sexy, dass du das kannst.«
    »Was? Oh, danke.« Was soll das denn jetzt, dachte ich. Flirtet sie mit mir?
    Hm. Ich hätte nichts dagegen, in ihre nackte Singularität gebeamt zu werden. Oder gehörte das mit zum Plan?
    Mich ein bisschen verlegen machen, ein bisschen erregt? Wahrscheinlich. Bei diesen Leuten musste man wirklich aufpassen. Sie sind raffiniert …
    »Wie lautet Kiri Kin Thas erstes Gesetz der Metaphysik?«
    »Augenblick«, sagte ich. »Ich erinnere mich … nichts ist wirklich. Oder etwas.«
    »Nichts Unwirkliches existiert«, sagte sie.
    »So war es. Ha!«
    »Ich lese dir jetzt eine Reihe von Substantiven vor«, sagte Marena, »und wir möchten, dass du sie dir merkst und sie niederschreibst, wenn du an Ort und Stelle bist.«
    »Stimmt, ich weiß Bescheid.«
    »Schuh … Radiergummi … Goldfisch … Totenkopf … Ballon …

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