2012 – Das Ende aller Zeiten
über eine Reihe gestufter Kämme in ein bebautes Tal hinab. Das Tempo war annähernd Laufschritt. Eigentlich hätten wir schneller sein können, doch wir mussten normal erscheinen. Alles klar, dachte ich. Kein Problem.
Der Pfad verlief neben einem fast ausgetrockneten Bachbett, und alle vierzig Armlängen mussten wir über einen Bewässerungsgraben steigen, der zu je einem weiteren frisch abgebrannten Maisfeld abzweigte, einem verkohlten Rechteck, das nach Regen lechzte. Danach folgten zwei brach liegende Maisfelder der vorherigen Saison und dann wieder ein abgebranntes, manchmal mit dem Gerüst eines zeitweiligen, im Bau befindlichen Kornspeichers. Einige abgebrannte Felder rauchten noch, aber die Bäume in den Seidenraupenzuchten,die zwischen den Maisfeldern angelegt waren, hatten nach wie vor ihre Blätter, und es gab keine Anzeichen, dass die Feuer außer Kontrolle geraten waren. Es hieß, dass in allen ixianischen Harpyien-Dörfern das Abbrennen ohne größere Unfälle vonstatten gegangen war. Das war ein sehr gutes Omen und zeigte, dass 2 JS trotz seiner Probleme noch immer ein straffes Regiment führte.
Und es sah so aus, als kämen wir ohne Schwierigkeiten aus der Stadt hinaus. Und ich fühlte mich gut. Vielleicht besserte sich die Lage doch noch. Und immerhin hatten wir einen Plan oder zumindest die umrisshafte Vorstellung davon. Sobald ich in Teotihuacán Fuß gefasst hatte, würde ich irgendwie eine Audienz bei Frau Koh bekommen. 2 JS und ich waren übereingekommen, ihr nicht zu sagen, wer ich wirklich war – also nichts über Jed, denn das würde sie sowieso nicht glauben, und auch nichts über Schakal, wenn es sich vermeiden ließ. Stattdessen sollte ich versuchen, mir etwas Ähnliches auszudenken, mit dem trotzdem ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen war. Dann würde ich sie überzeugen, dass ich eine besondere Information über das vorbestimmte Ende Teotihuacáns hätte und dass sie sich von uns heimlich aus der Stadt bringen lassen sollte. Ich würde also versuchen, sie umzudrehen, wie man im Polizei- und Spionagewesen sagte. Danach, sobald sie uns die Blutblitz-Drogen beschafft hätte und ich mir notiert hatte, wie man es herstellt, sollte ich das ganze Zeug mit einem Team Vier-Lichter-Kuriere zu 2 JS zurückschicken. Als Gegenleistung würde 2 JS ein versiegeltes Steinkästchen mit einer Probe der Blutblitz-Drogen und meinen Notizen über das Spiel vergraben. Das Kästchen würde im Zentrum eines Kreuzes aus Magneteisen stehen, sodass Marenas Team es finden konnte. Und an diesem Punkt könnte ich meine Mission im Grunde als erfüllt betrachten. Die Daten würden nach 2012 geschafft; Team Chocula würde das Spiel verbessern und den Doomster ausfindig machen, die Welt käme wieder ins Gleis, und jeder könnte in den Blu-Ray-Sonnenuntergang davonreiten.
Das heißt, jeder außer mir. Ich würde weiter hier festsitzen. Aber deswegen gab es eine Phase 2. Während ich auf dem Rückweg nach Ix war, würde 2 JS seinen Blutblitz-Fertigungsbetrieb als Trumpf benutzen. Wenn er die Versorgung mit den Drogen kontrollierte, müsstenalle Neun-Stein-Addierer der Welt zu ihm kommen. Und sobald er eine wirksamere Charge von dem Zeug hatte, so meinte er außerdem, würde 7-Zacke es vielleicht mit 11-Wirbeln aufnehmen können, dem Addierer der Ozelots. Da war ich mir nicht so sicher, denn ich hielt 7-Zacke für nicht besonders talentiert. Vielleicht meinte 2 JS , dass sogar 7-Zacke es mit ihm aufnehmen könnte. Wie dem auch sei, wenn 2 JS es schaffte, sich als K’alomte’ einzusetzen oder wenigstens die Bedrohung durch die Ozelots zu neutralisieren, und wenn ich rechtzeitig zurückkäme, würden wir im Grunde dasselbe tun wie vorher. Aber wir würden eine größere und kunstvollere Steinschatulle benutzen, weil mein ganzer Körper hineinpassen musste.
Natürlich war mir nicht ganz klar, wieso 2 JS glaubte, ich könnte die ganze Sache tatsächlich schaukeln. Vermutlich war er der Meinung, wenn ich es schon mal so weit gebracht hatte – das heißt, in die Vergangenheit und sogar in seinen Kopf –, könnte er mir ebenso gut eine Chance geben. Und er wusste, dass ich hochmotiviert war. Ich hatte hier keine persönlichen Ambitionen, außer den Stoff nach 2012 zu bringen, denn ich würde nicht mehr sehr lange leben. Und woanders konnte ich nicht hin. Ich gehörte ihm. Außerdem …
Was war das?
Instinktiv drehte ich die Augen nach allen Seiten wie ein Hirsch die Ohren und suchte nach einer Bewegung. Nur
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