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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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möchte.«
    »2-Juwelenbesetzter-Schädel möchte, was er will. Aber du neben mir, was möchtest du?« Ihr Tonfall hatte sich leicht verändert, als … nun, ich war mir nicht ganz sicher, wie ich es deuten sollte. Ein Anklang von Verstimmung vielleicht, ein Hauch von Warum-vertraust-du-mir-nicht?
    »Ich unter dir möchte nur, was er will«, antwortete ich.
    »Dennoch möchtest du mehr als das«, sagte Koh.
    »Es ist, wie du über mir sagst.«
    Schweigen.
    Ich zählte vierzig Schläge.
    »Und gehörst du hierher?«, fragte sie endlich.
    Nein, dachte ich, eindeutig nicht – doch dann begriff ich, dass ich das nicht einfach nur gedacht, sondern ausgesprochen hatte. Verdammt. Ich beging einen Bruch des Protokolls und blickte auf. Sie beobachtete mich.
    Sie sieht es, dachte ich. Sie sieht Einsamkeit. Die haftet mir an wie einem Schlumpf die blaue Farbe. Ich senkte wieder die Augen und machte eine weitere »Wie-du-über-mir-sagst«-Gebärde.
    »Und wo warst du dann, ehe du nach Bolocac kamst?«
    »Ich war im Norden«, sagte ich. Ich muss das alles nicht beantworten, dachte ich. Gleich werde ich sauer …
    »Wie weit im Norden?«
    »Weiter, als es von hier bis Ix ist«, sagte ich. Hoppla, dachte ich. Das hatte ich nicht sagen wollen.
    »Du bist weiter gekommen als bis ans Knochenmeer?« Sie meinte die Wüsten nördlich des Seengebiets.
    Ich wollte ihr gerade wieder »Wie du meinst« bedeuten, doch dann sagte ich mir, dass ich damit wie eine wehleidige, Ausflüchte machende kleine Flasche herüberkam. Daher schnalzte ich für »Ja«.
    »Wie war es dort?«
    »Es war anders als hier oder in Ix«, antwortete ich.
    »Wie anders?«
    »Sehr anders.« Ich klang, als wäre ich sehr weit von mir fort.
    »Aber es war noch mehr anders als sehr anders«, sagte sie.
    Ich zögerte. »Du hast recht«, sagte ich schließlich. »Es war auf eine Weise anders, die sich nicht malen lässt.« Das bedeutete, dass es unvorstellbar war.
    Damit schien ich sie mir einen Augenblick lang vom Hals geschafft zu haben.
    »Und wer war dein erster Vater?«, fragte sie.
    Ich schwieg wieder. Verdammt, dachte ich. Sie kommt der Sache zu nahe. Du plapperst wie eine kichernde Teenagerin nach zwei Schluck banano . Gottverdammt noch mal, Jeddy, halt die Klappe. Mir gelang es, nicht zu antworten.
    Das Schweigen dehnte sich. Einhundertzwanzig Schläge. Zweihundert. Endlich blickte ich, obwohl ich es besser wusste, auf.
    Oje. Ich schlug die Augen wieder nieder.
    Ich glaubte, ich hätte etwas Gefährliches über ihr Gesicht zucken sehen. Keinen Zorn, sondern etwas Gefährliches.
    Verdammt. Sie weiß, dass du etwas verheimlichst. Etwas Ernstes. Vielleicht hat sie eine winzige Regung erhascht. Pass auf. Du könntest hier leicht verschwinden. Die Handelssippe der Harpyien war reich, aber in Teotihuacán hatte sie keinen großen Einfluss. Sogar die Seidenweberinnen konnten uns trotz aller politischen Schwierigkeiten zermalmen wie einen Sandfloh.
    »Wer war der Raucher, der als Erster das Gesicht deiner Mutter beschien?«, fragte sie mich.
    Ich verriet ihr den Namenstag von Schakals Mutter. Ich empfand den Drang, mehr zu sagen, doch ich steckte mir mit der Zunge ein Stückchen von meiner Oberlippe in eine Stelle zwischen zwei vorspringenden Zahneinlagen und zog, bis es schmerzte, und ich blieb still. Das war ein Trick von Schakal. Gottverdammt, was zum Teufel war in dem Dreckskakao gewesen? Es musste ein Dissoziativum sein, eine Zubereitung von Azteken-Salbei oder Tetrodotoxin sogar, oder … na, egal was es ist, dachte ich, du kannst es schlagen. Ganz leicht. Die Wahrheit über Wahrheitsseren ist, dass sie nicht wirken. Am ehesten erzeugen sie Logorrhöe. Jetzt halt dich mal beisammen. Und trink hier keinen Kakao mehr. Ich biss mich wieder auf die Lippe.
    Autsch.
    Die Pinguinfrau watschelte in mein Gesichtsfeld. Sie schob einen ihrer Stummelfinger durch eine Schlinge im Wandschirm, und als sie zur Seite rückte, folgte ihr der Schirm und faltete sich zusammen wie ein Akkordeon. Nun waren Frau Koh und ich im gleichen Raum, und die Wirkung war verblüffend. Es war, als hätte die Pinguinfrau nicht den Wandschirm beiseitegeschoben, sondern mir einen Schleier vor den Augen zerrissen. Ich konnte nun sehen, dass die dunkle Hälfte ihres Gesichts nicht tätowiert war, sondern die natürliche Farbe hatte. Damit war sie ein Schecke. Die rechte Seite hatte die Farbe angesammelten Melanins wie in einem Leberfleck, war also fast schwarz.Die obere Hälfte des Gesichts war nicht blau

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