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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Ohren rauschte.
    Komm schon, dachte ich. Ich weiß, dass du da drin bist. Komm raus.
    Vierzig Schläge vergingen. Ich glaubte etwas auf ihrem leeren Gesicht zu erblicken, so als beiße sie sich auf die Zunge, eine Art Schmerz, der sich völlig verbergen lässt, und dann sagte ich mir, dass ich mir vermutlich doch nur eingebildet hätte.
    Achtzig Schläge.
    Das muss nicht wie eine Vergewaltigung sein. Machen wir doch einen Moment daraus, als liebten wir uns. Okay?
    Bei einhundertzwanzigsten Schlag knackte es in meinem Rücken; ein Wirbel hatte sich verschoben. Ich empfand den Drang, meine Augen abzuwenden, aber es gelang mir, ihm nicht zu folgen. Bleib einfach dabei, Jed. Jetzt kam es mir vor, als wären wir zwei Sumo-Ringer, die in der Mitte des dohyo¯ einen Druck von einer halben Tonne oder so aufeinander ausübten. Komm schon, dachte ich. Ringen ist nicht nötig. Komm schon. Halt den Blick. Halt ihn. Bitte, nichtexistenter Typ, nur dieses eine Mal, dass da etwas sein, da, da. Bitte. Bitte.
    »Nur weil sie mir wie meine Kinder am Herzen liegen, möchte ich nicht, dass sie sich auf der nullten Ebene quälen müssen«, sprach Kohs Stimme. Sie klang, als wäre sie eine Meile entfernt. Sie sah nicht fort.
    »Die nullte Ebene ist die einzige Ebene«, würgte ich hervor.
    »Was das wahr ist, dann ist es auch gut«, sagte sie.
    »Nein, nein, nein, nein, das ist nicht auch gut, sie wollen … sie möchten so viele Tage miteinander verbringen, wie sie nur können.«
    »Also sind sie gierig und haben Angst.«
    »Nein, nein, nicht – nein, sie sind wie eine Familie, die gemeinsam zu einem Fest geht.«
    »Und was werden sie auf dem Fest sehen?«, fragte sie. Ich glaube, sie meinte damit, dass der Spaß sich nach einer Weile abnutzt.
    »Deswegen wollen sie neue Kinder haben«, sagte ich, »um es neu zu sehen, das … was du und ich hier reden, ist b’ach na tok. « Das bedeutet, das Ganze war lächerlich.
    Ja, so sei es, schnalzte sie.
    »Und wenn die Sonnen weitergehen«, fuhr ich fort, »wenn eineneue Rasse von Sonnen … wer weiß, was danach geschehen könnte? Ich und du könnten das Spiel vierhundert mal zwanzig mal spielen und wüssten es doch nicht. Vielleicht wird etwas im zehn mal zwanzigsten B’ak’tun geschehen, im hundert mal zwanzigsten B’ak’tun, für das es sich alles gelohnt hat …«
    Ich verstummt. Jesus, dachte ich. Das ist mir ein bisschen zu intensiv. Eine Milliarde Jahre Evolution und fünf Millionen Jahre menschlicher Entwicklung, und alles hängt von uns beiden ab.
    »Im schwärzesten Berg ist ein Krug«, sagte Koh. Alles yaj « – das heißt, aller Schmerz oder Schmerzensrauch oder, in diesem Fall, Tränen – »aller Wesen überall tröpfelt in diesen Krug.«
    »Ich unter dir habe davon gehört«, sagte ich.
    Sie sprach:
    »Lai can h‘tulnaac,
    lail x nuc homoaa
    cu tz‘o, cu tz‘a.«
    »Und wenn der große Krug
    Gefüllt ist bis an den Rand
    Endet er, wird er zerbrechen.«
    »X‘tan boc ch‘ana k‘awal nab«, erwiderte ich. »Du machst festen Maisbrei mit Pekariurin«, die größte Annäherung an »Du redest Blödsinn«, die im Ixianischen möglich war. Aber wahrscheinlich klingt es komischer, wenn man den ganzen Tag lang bei fünfundvierzig Grad im Schatten Hundert-Kilo-Kalksteinblöcke eine dreißig Meter hohe Pyramide hochgeschleppt hat.
    Koh machte die Gebärde für Wie-du-neben-mir-sagst.
    Und aus irgendeinem Grund – und ich glaube nicht, dass es einer von Kohs Zaubertricks war – hatte ich danach eine oder zwei Sekunden lang ein Gefühl, als würde ich gleich ohnmächtig, oder dass mir etwas Wichtiges eingefallen wäre und ich es wieder vergessen hätte, und als ich mich erinnerte, was ich vorhatte, starrten wir uns nicht mehr in die Augen. Ich senkte den Blick. Koh brachte sich unter ihrerManta in eine andere Haltung. Wir befanden uns in einer anderen Raum-Zeit.
    »Der Alte Steuermann kommt nicht hierher«, sagte Koh. Damit meinte sie, dass sie keinen Staub des Alten Steuermanns besaß, die topolytische Komponente der Blutblitz-Droge.
    »Würdest du neben mir ohne ihn spielen?«, fragte ich.
    Sie bedeutete mir, dass es keinen Sinn hätte.
    »Aber manchmal folgst du dem Steuermann, oder?«, fragte ich.
    Sie schnalzte bejahend.
    Ich hörte die Pinguinfrau hinter mir. Sie kam in Sicht und entzündete einen zweiten Weihrauchball. Na, das ist ein gutes Zeichen. Bedeutet das ein Ja? Sie watschelte zu Koh und stellte sich auf die Klauenspitzen. Koh neigte den Kopf, wisperte ihr

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