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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Herdsteinen vorbei – der Gürtel des Orion – und nach Süden in Richtung Sirius und Murzim, den wir den Zweiten Herrn der Nacht nannten, und hinterließ eine Spur aus Steinen durch die Windungen der Zeit. Obwohl sie sich rasch bewegte, konnte ich ihr mühelos folgen. Ja, obwohl Chacals Gehirn nicht die Spiel-Verknüpfungen aufwies, die Jeds besessen hatte, fand ich zu Lösungen für Dinge, die ich in meinen alten Spielen vermasselt hatte. Und es kam mir nicht einmal so vor, als würde ich klarer denken. Es war etwas anderes, ein Gefühl, das nur mit der topolytischen Droge zusammenhing. Es kam mir nicht vor, als flöge ich durchs All, sondern es war eher, als wäre aller Raum vereinigt, oder als hielte ich die ganze Welt zusammengeballt in der Hand, sodass man sie nur leicht drehen musste und schon woanders war … oder vielleicht war es eher so, als wäre die Welt ein Kartenspiel, sodass man durch Neumischen weit entfernte Orte zusammenbringen könnte – Ceylon mitten in Oklahoma absetzen oder den Trifidnebel in diesen Raum holen.
    Koh setzte neun weiße Kiesel ab und begann mit ihnen den Läufer zu jagen. Er kam zu der Sonne acht Tage von heute, dem Tag der Sonnenfinsternis. Sie sagte, dort sei ein schwacher grauer Geruch, und außerdem bestehe für mich ein k’ii an diesem Tag. Das Wort bedeutete »Trick« oder eine Strategie, eine Gelegenheit, die Dinge in die Richtung zu lenken, die mir zusagte. Das k’ii hatte einen zweiteiligen Namen: chaat ha’ anachan.
    Das erste Wort, chaat, bedeutete den Westwind, der trocken und heiß und schwarz codiert war. Es konnte auch einfach Wind im Allgemeinen heißen. Das zweite Wort, anachan, bedeutete eine Gräberstadt, also eine Stadt der Toten mexikanischen Stils. Auf der langen Reise landeinwärts von San Martín waren wir an Hunderten solcher Stätten vorbeigekommen. Davon abgesehen war der »Staub zu dicht«, wie sie sich ausdrückte, als dass sie irgendetwas mit größerer Klarheit hätte erkennen können.
    Wind auf einem Friedhof, dachte ich. Hmm.
    »Fünf Sonnen, vierzehn Sonnen, dreißig Sonnen«, sagte Frau Koh.
    »Dann fünfundfünfzig Sonnen, einundneunzig Sonnen, und …«
    Als sie zwanzig Steine platziert hatte, nahm Koh den ersten hoch und fuhr fort, wie ein Bergsteiger eine Sicherheitsleine befestigt, an ihr vorbei weiterklettert, eine neue setzt und dann hinunterklettert, um die erste zu entfernen. Ich hatte gedacht, sie würde eine Zange benutzen, um die Steine auf der entfernten Seite des Brettes zu bewegen, doch sie beugte sich einfach darüber. Ich konnte einen ordentlichen Blick in ihr Dekolleté werfen. Mmmm. Manche Dinge ändern sich nie. Noch ein Kuss der Spinnenfrau würde mir wirklich nichts ausmachen. Und in gewisser Weise war die Sache mit ihrem hell-dunklen Gesicht ganz apart. Aber woran mochte es liegen? War es Überpigmentierung? Zu viel Melanin konnte durch Hormonungleichgewichte entstehen. Oder war es tatsächlich Vitiligo? Melasma? Addison-Syndrom? Chromatose? Anagina? Pigmentosum Nullosum? Ein Nullsummenspiel …
    »Null Sonnen«, sagte Koh. Sie war an das Datum gekommen, daszu dem Punkt gehörte, wo das Äffchen getötet worden war. Doch sie hörte nicht auf. Stattdessen setzte sie weiterhin ohne Zögern Kiesel, als jagte der Hundertfüßer das Äffchen noch immer durch irgendeine Kaluza-Klein’sche kollabierte Dimension. Einige der Mulden waren fast ganz mit Kieseln gefüllt. Wären es nur ein oder zwei Läufer gewesen, hätte ich dem Spiel folgen können. Aber wie ich wohl schon gesagt habe, erhöht jeder neue Läufer die Schwierigkeit um ein Vielfaches. Ein Spiel mit neun Steinen war nicht um einen Stein schwieriger als eines mit acht Steinen. Es war auch nicht neunmal schwieriger, sondern neun Fakultät, also 9! = 9 ∙ 8 · 7 · 6 · 5 · 4 · 3 · 2, sprich 362880 Mal.
    »Vierzehn, einundfünfzig, einhundertvierundzwanzig, zweihundertfünfundvierzig«, flüsterte Koh. Sie las voraus und weiter voraus. Sie erreichte 5 Kaban, 15 Chen, 8.14.17.7.17, das Datum, das im Codex als Zusammenbruch von A‘K‘aakan, also El Miradors, identifiziert wurde, und dann, während sie dem Pfad in die Zukunft folgte, bewegte sie sich 394 Tage weiter zum Rand des roten Quadranten und dem Gründungsdatum von Ix. Am Verlauf des zackigen Weges, den sie nahm, dem Pfad, den es von Punkt zu Punkt schlug wie eine Maurer-Rose, und wie sie sich immer auf Neue in unterschiedlichen Maßstäben wiederholte, während die Winkel immer größer wurden … aber

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