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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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sprossen und Bitumen absonderten. Dunkle schnelle Zecken krochen darüber, saugten das Blut der Erdkrötin, und ihr Atem ließ die Bäume verschrumpeln. Nach dem neunten K’atun des letzten B’ak’tuns vermehrten die stinkenden Zecken sich zu gewaltigen lackierten Herden in Rot, Blau und Gelb, und einige von ihnen ließen sich Flügel wachsen. Ich sagte ihr, dass ich glaubte, sie sehe Straßen, Automobile und Flugzeuge. Sie beschrieb Trauben aus Quarzkristallen, die »über Nacht wuchsen und weiße Fliegen über die aufgeplatzte blau-grüne Schale erbrachen«. Ich war mir nicht sicher, was sie damit meinte. Sie setzte ihren Saphir auf 11 Heuler, 4 Weiße im fünften Uinal des ersten Tuns im achtzehnten K’atun des dreizehnten und letzten B’ak’tuns.
    »Dein Namenstag«, sagte sie. Ich schnalzte zur Bestätigung.
    Sie setzte ihn auf den 17. Oktober 1976 – den Tag des letztes großen Erdbebens in Guatemala-Stadt – und dann weiter hinaus ins letzte B’ak’tun. »11 Bewegung«, sagte Koh. »Eine Blasrohr-Schlange, Mund und Anus vereint, erbricht eine Staubflocke ins Feuer des Gottes derNull, und der Sand schmilzt zu Kristallmessern.« Das Maya-Datum entsprach dem 2. Juni 2009, dem Tag der Beschleunigerexplosion in Huajapan de Léon. Ich wollte ihr etwas davon erzählen, doch sie zog weiter, setzte den führenden Opal nach außen, auf 6 Obsidian, 6 Gelbe.
    »Sie kämpfen hier gegen sich selbst«, sagte sie, »in der Spiel-Stadt in den Korallenuntiefen des Nordens.«
    »Disneyworld«, sagte ich.
    »Und was genau geschieht zu dieser Sonne?«
    Ich beschrieb den Tag, so gut ich konnte.
    Sie zog weiter. Wir gelangten an den Rand der Welt an der äußersten westlichen Kante des Spielbretts und die Mulde namens 4 Oberherr, 3 Gelbe, also dem 21. Dezember 2012, dem Ende aller Zeiten.
    »Ein versteckter Ahau richtet seine Soldaten gegen seine eigene Sippe«, sagte sie. »Er hat einen schiefen Schädel.«
    Ich schnalzte wieder bejahend. Trotzdem schien mir das nicht besonders viel an Information zu sein.
    »Nein, warte«, sagte sie. »Er ist kein Ahau. Er benutzt nur die Stimme eines Ahaus. Sein Name ist Trompetenblume.«
    Hoppla, dachte ich. Das ist ja nun sehr spezifisch. Nur habe ich leider noch nie von irgendwem gehört, der Trompetenblume hieß.
    Hmm.
    Das ixianische Wort, das sie benutzt hatte, t’aal chaconib, bedeutete etwas wie »Kolibri-Kakao-Blume«. Und zugleich bedeutete es definitiv »Amerikanische Klettertrompete«, Campsis radicans. Die Sache war nur die, das Wort wurde häufiger als Adjektiv benutzt, als Bezeichnung für eine lachsrosa Farbe. Wenn man an die Trompetenblume denkt, stellt man sie sich rot vor, aber die wilde Spezies, die es bei uns gab, war rosa, lachsrosa. Also meinte sie vielleicht nur »hellrot«.
    »Kannst du über mir sagen, wo er ist?«, fragte ich, aber sie bewegte sich schon weiter, setzte ihren Läufer am letzten Tag vorbei in die namenlose Zeit. Verdammt. Ich riskierte einen Blick auf sie. Spieler lernen es, geistige Ermüdung zu verbergen. Sie lernen allerdings auch, sie auszuschnüffeln. Obwohl Koh nicht mehr als einenHauch dieser stechenden Trockenheit der Augen zeigte, die man davon bekommt, wenn man sich zu lange konzentriert, und vielleicht eine leichte Schwellung einer oder zweier Äderchen, die auf der melaninfreien Hälfte ihres Gesichts zu sehen waren, hatte ich trotzdem den Eindruck, dass sie vor dem Zusammenbruch stand. Eine einzelne Schweißperle kroch ihr aus dem geölten Haaransatz. Auf dem Brett und, es schien, rings um uns, tummelten sich zahlreiche unvollständige Schemen und heulten wie irgendein Stamm nichtmenschlicher Säugetiere in einer gewaltigen Halle aus Stein. Vor uns war eine Art Kante, und daher eine Zone, die weder Nebel noch Dunkelheit war, sondern wie der Bereich außerhalb des Sichtfelds, die achtzig Prozent der Kugel um unseren Kopf, wo man nicht nur nichts sieht, sondern von dem man sich nicht einmal wirklich auszumalen vermag, wie es wäre, dorthin zu sehen. Man bemüht sich aufzusehen, sagen wir, über die Geheimratsecken, und dort ist etwas wie eine Bank aus braunem Nebel, aber dahinter ist nicht einmal Schwärze, sondern eine Art von Nichts, das vorzustellen unser Gehirn sich nicht eignet.
    »Und das ist die Felswand«, sagte sie. Das hieß, es gab sonst nichts mehr.
    Schweigen.
    Na, so ein Mist, dachte ich und unterdrückte einen Schluckauf. Mir war unwohl. Die Zwergin watschelte herbei, nahm die stehenden Steine vom Brett und räumte die

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