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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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sondern Milliarden. Taros Firma muss damit Geschäfte vorhersagen. Wenn sie es nicht tut, spinnen seine Vorgesetzten. Na, mach dir deswegen keine Gedanken. Konzentriere dich.
    »Ich glaube, ich bin so weit«, sagte ich.
    »Gut«, erwiderte Taro. »Die erste Frage.«
    Ich zog mir einen Priem aus der Uhrtasche. »Ajpaayeen b’aje’laj k’in ik’…« , sagte ich. »Ich borge den Atem von heute.« Fünfmal klopfte ich gegen den Bildschirm, warf so genannte virtuelle Körner übers Brett und blickte rasch über die Schulter auf LEON . Die Flüssigkeit wallte, als das Ding tatsächlich zu denken begann. Ich nickte zum Zeichen, dass ich bereit sei.
    Taro warf zunächst ein paar Softbälle; dann begann er, schwierigere Fragen zu stellen. Plötzlich erschien das neue Brett größer, als ich gedacht hätte. Es war, als könnten meine Läufer sich im Ödland verirren und erst nach dem Big Crunch wieder bekanntes Terrain erreichen. Und LEON war ein Ekel. Von Anfang an kam er mir wie einer der besten Spieler vor, denen ich je begegnet war. Und ganz gewiss war er der schnellste. Aber für einen ersten Versuch lief es gar nicht so schlecht, wie es hätte kommen können. Das Spiel war ein Aspekt des Lebens, in dem ich keineswegs zu wenig Selbstbewusstsein besaß.
    »Unser guter Student ist unterwegs hierher«, sagte Taro etwa zwei Stunden später. »Möchtest du gern einmal eine Vorhersage in Echtzeit spielen?«
    »Sicher«, sagte ich. Dennoch fühlte ich mich ein bisschen beklommen. Wettstreit hatte mir noch nie gelegen. »Die IK s sind unten«, sagte Taro. Er meinte Isolationskammern. »Prima«, sagte ich. Was soll das, fragte ich mich.
    Ich machte eine Pause, trank vier Espressi aus dem Automaten und aß eine Tüte Geleebananen; dann kam ich wieder. Taro brachte mich in ein noch tieferes Tiefgeschoss und führte mich durch einen kühlen Korridor in einen kleinen Konferenzraum.
    »Das kommt mir vor wie eine Prüfung«, sagte ich.
    »Du weißt ja, ich prüfe gern alles«, sagte Taro.
    »Wenn ich mich gut schlage, darf ich dann den Codex sehen?«
    »Wir müssten Marena Park anrufen und fragen«, sagte er. Zuerst dachte ich, er spreche von einem Gebäude. »Sie ist der große Boss.«
    »Okay«, sagte ich.
    »Tony übt mit dieser Anordnung schon über einen Monat«, sagte Taro. »Also erwarte nicht, ihn gleich besiegen zu können.« Ich nickte, als wollte ich sagen: Ich erwarte es auch nicht, denn ich bin nur ein demütiger Schüler. »Aber ich weiß, dass du dich unter dem Druck des Wettstreits besser schlägst.«
    »Klar«, sagte ich. Danke schön, dachte ich. Genau, ich muss nur ein bisschen motiviert werden. Weißt du, ich schlage mich sogar noch besser, wenn mir ein Xenonscheinwerfer ins Gesicht strahlt und an meinem Sack Elektroden festgeklemmt sind. Allmählich fiel mir wieder ein, weshalb ich dem Projekt den Rücken gekehrt hatte.
    Zaghaft wurde an die Tür geklopft. Zwei Personen kamen herein. Eine war ein untersetztes, bebrilltes Mädchen aus Südostasien, die Taro als Ashley Thieu vorstellte, und der andere, ein Junge, der nach Halbmaya aussah, war Tony Sic. Wir begrüßten uns auf Englisch; dann sagte Sic auf Yukateko, er habe gehört, dass ich aus Alta Verapaz komme. Ja, sagte ich. Sic hatte einen Bürstenschnitt, aber er schien mir nicht der Typ zu sein, der in der Army gedient hat. Er sagte, er komme gerade von einem Fußballspiel. Er trug Shorts und alte Diadora RTX 18, also richtige Profischuhe, und man konnte seinen frischen männlichen Schweiß riechen. Ich atmete durch den Mund.
    »Gehört das grüne Auto da draußen Ihnen?«, fragte er auf Englisch.
    »Ja.«
    »Schöner Wagen.«
    »Danke. Was den Kilometerstand angeht, ist er nicht mehr ganz so grün.«
    »Mein älterer Bruder hatte auch so einen, in Merida. Aber der war aus vielen Schrottteilen zusammengesetzt, wie Frankensteins Monster.«
    Ich erzählte ihm von der Zeit, als ich zwei Monate lang im Museum von Merida gearbeitet hatte. Er fragte, ob ich das Museum auf der Calle 48 meine, und ich entgegnete, nein, es sei auf der 58, und er grinste.
    Wir gingen durch eine andere Tür in einen kahlen Korridor. Die Wände, der Fußboden und die Decke bestanden aus nacktem Dura-Stone, der es schwierig machte, irgendwelche Kabel oder Sender zu verstecken, um mit deren Hilfe bei einem Experiment zu betrügen. Sic öffnete eine massive Stahltür und ging allein in seine Kammer. Mich führte man in eine IK vier Türen weiter. In der kleinen Betonzelle war nichts

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