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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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mehr tun konnten. Hun Xoc drängte sich zwischen ihnen durch und hockte sich an meine rechte Seite.
    Er fragte mich, ob es mir gut gehe. Ich sagte ja, würde aber gleich zusammenbrechen. Er sagte, ich hätte Blut unter der Nase, und halfmir, es abzuwischen. Ich fragte ihn, wie stark wir noch wären. Er sagte, wir hätten acht Harpyien-Geblüte verloren, die Gilas einundvierzig und Koh sechzig. Insgesamt wären wir fast um ein Drittel geschrumpft. Scheiße. Eingedenk dessen, was wir noch vor uns hatten, war das genug, um das ganze Unternehmen abzublasen. Abgesehen von der menschlichen Tragödie natürlich. Wie es so schön heißt.
    Wir hatten jetzt außerdem zweihundertachtundsechzig Geiseln, darunter außer Kot-Locke selbst zwei seiner Frauen, sechs andere Mitglieder der Herrscherfamilie, achtundvierzig Angehörige der Puma-Synode und neunundfünfzig sonstige alte Schwalbenschwänze. Das war gar nicht schlecht. Die Hauptsache war, dass Abgehackte Rechte Hand, der voraussichtliche Erbe, nicht auf der mul war.
    Und 4-Sonnenschauer liege im Sterben, sagte Hun Xoc. Nur fünf Stufen unter der Spitze habe ihn ein Speer der Verteidiger durchbohrt. Das hatte ich gar nicht mitbekommen.
    Mit ein bisschen Hilfe stand ich auf und wankte zwanzig Schritte nach Osten, wo sie ihn hingelegt hatten. Ich setzte mich neben ihn. Er war bleich unter dem roten Körperöl und hatte dadurch einen eigenartigen rosa Hautton wie rohe Leber. Eine Feuersteinspitze saß tief in seinem Dünndarm. Die wird nur in Stücken wieder herauskommen, dachte ich. Sauer riechender Magensaft und zu zwei Dritteln Verdautes suppten heraus. Von einer schmutzigen Wunde wie dieser erholte man sich hier nicht. Verdammt, dachte ich. Er war ein guter Kerl. Er atmete ein bisschen, und ich senkte den Kopf an sein Ohr und sagte seinen Namen, aber er war schon bewusstlos vom Blutverlust.
    Ich wollte wieder aufstehen und konnte es nicht.
    Koh bezog einen Platz auf einem aufgerichteten Altarstein vor der Mittelcella. Einer nach dem anderen schritten die alten Pumas an ihr vorbei, und jeder legte irgendetwas – eine Ohrspule, einen Mundkamm, ein Haarband oder sonst was – vor sie auf den Boden, um ihr die Treue anzubieten. Bei jeder Gabe schlug sie sich mit der rechten Hand an die linke Schulter, um den Geber anzuerkennen. Sie trug nach wie vor die Maske, aber ich bin sicher, ihr Gesicht hatte den Ernst einer Königin, als hätte sie schon immer gewusst, bereits im Mutterleib, dass dies eines Tages geschehen würde.
    Na toll, dachte ich, ich habe ein Monster geschaffen. Eine richtige Elsa Lanchester. Vorsichtig mit den Tesla-Spulen, Baby.
    Ich habe noch nie viel von der Theorie gehalten, dass die Geschichte von Helden geschrieben wird, aber jetzt, wo ich die Geschichte aus der Nähe betrachten konnte, musste ich sagen, dass Charisma doch einiges ausmacht. Manchmal braucht man nichts weiter zu tun, als die Führung zu übernehmen. Und ich schätze, es war gut, dass das auch jemand tat.
    Lass ihr ruhig den Spaß, dachte ich. Soll sie ihren Sieg auskosten. Hier steht man auf so was.
    Vergiss es, Jed, dachte ich. Das ist nicht nur unsere Schuld.



(61)
    Ascheschleier wehten mir ins Gesicht, und eine Minute lang konnten wir die Hand vor Augen nicht sehen; dann drehte der Wind, und es war wieder klar über der brennenden Stadt. Wir wollten das nicht, dachte ich. So was geschieht manchmal. 1856 war es den Xhosa geschehen – oder wird es ihnen geschehen? Sie verbrannten ihre Kornfelder und töteten ihr Vieh, und vierzigtausend von ihnen verhungerten. 1890 geschah es mit den Geistertänzern. Es geschieht jedes Jahr beim Ratha-Yatra-Fest in Puri in Orissa, wo die Leute sich unter die Räder des Jagannath warfen. Es geschah in Jonestown. Es geschah in Orlando. Es geschieht.
    Aber natürlich war das allein unsere Schuld. Meine Schuld. Todo por mi culpa . Meine Schuld, meine Schuld.
    Ich schaute nach Westen. Unten auf den vierhundert Plätzen verwirbelten die Hitzeströme den Rauch und die Funkenschauer zu dicken Strängen ähnlich den golddurchwirkten Seilen an alten Theatervorhängen, jedoch mit der Länge und Dicke von Güterzügen. Sie ringelten sich in die Höhe und an den Pyramiden hinauf und peitschten bis an die Spitzen. Ein riesiger runder Drache schwebte unter uns und rollte langsam weiter wie ein brennender Steppenläufer. Ich blickte nach Süden. Weit jenseits der Ruinen der Sternenrassler- mul konnte man sehen, dass die Feuerwirbelstürme gegen den Uhrzeigersinn durch

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