2012 – Das Ende aller Zeiten
hatte damit gerechnet,dass es Wochen dauern würde, bis man genügend Material in der Hand hätte, um gegen Madison vorzugehen, doch sie waren schon nach einigen Tagen so weit. Wahrscheinlich könnte man anhand seiner Website Gefahr im Verzug geltend machen. Im Grunde hatte er in seinem Blog so viele Hinweise fallen lassen, dass man annehmen sollte, ich hätte ihn gleich zu Anfang entdecken müssen. Wie er sich über die Disney-World-Geschichte geäußert hatte, klang ganz nach jemandem, der befürchtete, ein anderer könnte ihm zuvorkommen – dass irgendein schräger Teenager ihm seinen Platz in der Geschichte stehlen könnte und nicht jemand, der sich wenigstens für das Problem interessierte. Ich hätte ihn damals schon verdächtigen müssen, warf ich mir zum n-ten Male vor. Idiot. Hätte die ganze Geschichte vermeiden können. Nur dass es nicht so einfach ist, nicht wahr? Schon gar nicht für jemanden wie mich, dem die Empathie eine gewisse Anstrengung abfordert. Wie auch immer, üb ein bisschen Nachsicht mit dir selbst. Hell Rot war keine große Seite, aber Tausende Besucher hatten sie gesehen, Profiler des Heimatschutzministeriums eingeschlossen, und keiner von ihnen hatte sie auf irgendeine Liste gesetzt, obwohl sich dort solche Perlen fanden wie:
Seit
VIERTAUSEND JAHREN
machen die Menschen Filme, Spiele und Geschichten über die ENDZEIT. Der Grund dafür ist, dass sie WISSEN, dass es das
RICHTIGE
Ziel ist. Und jetzt Endlich ist es erreichbahr [sic].
Vielleicht war sie nur einfach deswegen nicht vermerkt worden, weil Madison in keiner Hinsicht konkret geworden war. Er hatte keine Namen erwähnt, keine Orte, keine Daten genannt. Apropos Datum, was in diesem Zusammenhang wirklich merkwürdig erschien, war, dass er den 21. Dezember offenbar zufällig ausgewählt hatte. Auf den Maya-Kalender fehlte jeder Hinweis, ebenso auf alles Präkolumbische oder sonst was. Es war, als hätte er das Datum einfach aus dem Hut gezogen. Doch ich war mir sicher, dass es sich anders verhielt.
»Zwohundert Sekunden«, sagte Ana.
Jeder im Raum richtete sich ein wenig auf. Michael Weiner begannzu husten und führte es dann nicht zu Ende. Immerhin musste keiner sich übergeben. Jemand schaltete auf den allgemeinen operativen Tonkanal, und wir hörten, wie der Einsatzleiter die letzten Punkte der Checkliste durchging.
»Gefahrstoff-Einheit A«, sagte seine Stimme.
»Zur Stelle«, antwortete eine Dame aus Hazmat -Team A.
»Gefahrstoff-Einheit B«, sagte der Einsatzleiter.
In den nächsten sechzig Sekunden deckten sie einiges ab: ein Chemikalienwehrteam, einen Giftspezialisten, ein Biogefährdungswehrteam, das antivirale und antibakterielle Sprays einsetzte, zwei Atemschutzspezialisten, zwei Gaskompressions-Lkws, einen Lkw voller Spürhunde, ein Bombenräumkommando, einen Bombenräumroboter und einen Bombenräumroboterlenker. Als Nächstes meldeten sich die drei fünfköpfigen Sturmtrupps. Allerdings nannte man sie »Elemente«, nicht Trupps. Jedes Element hatte einen Anführer, zwei Stürmer, einen Beobachter und einen Mann Nachhut. Zwei Elemente würden zur Vordertür hineingehen und die vorderen Zimmer im Erdgeschoss und den ersten Stock sichern. Das dritte Element drang zur Hintertür ein, sicherte die Küche und übernahm dann den Keller.
»Späher A«, sagte der Einsatzleiter.
»In Position«, antwortete Späher As Stimme.
Sechs andere Späher oder Beobachter meldeten sich nach ihm. Jeder befand sich auf einem anderen Aussichtspunkt auf einem Hausdach oder Telefonmast. Normalerweise wären einige von ihnen Scharfschützen, aber heute waren sie unbewaffnet. Operation Bock unterschied sich von den meisten Razzien insofern, als sich keinerlei Schusswaffen auch nur in der Nähe der Sturmzone befanden. Das lag nicht daran, dass keine reale Gefahr der Feuererwiderung bestand – wen interessierte das auch, wenn wir sowieso alle Todgeweihte waren? –, sondern dass »den Verdächtigen lebendig gefangen zu nehmen« vorrangiger war »als Leib und Leben der zugreifenden Beamten«.
Schließlich kamen die offiziellen Fahrzeuge in Sicht. Zwei Krankenwagen bogen in die Marguerite Avenue ein und hielten einen Block vom Haus entfernt. Ein normaler Feuerwehrwagen bezog auf der Emerald Street Stellung. Ungefähr zwanzig Streifenwagen materialisiertenaus dem Nichts und errichteten einen Sperrkreis um Nummer 820, der vier Häuserblocks durchmaß.
»Noch Fragen?«, wollte der Einsatzleiter wissen. »Gut. Wir sind bei T minus siebzig
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