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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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unverwackeltes, scharfes Bild zeigte, wie eine kevlargeschützte Hand Mrs. Czerwick den Mund zuhielt. Auf Helmkamera 9 war zu beobachten, wie Madisons kleinem Bruder – er war 28 – eine Kapuze über den Kopf gezogen wurde, um ihn ruhig zu stellen, während er sich wand und wild um sich trat, ohne etwas zu erreichen. Und auf der Kamera von Nr. 6 – der, die mit der Katze zu tun gehabt hatte und sich nun in Madisons Zimmer befand – sah man …
    Hmm. Madison war nicht in seinem Zimmer.
    »Oh, coño «, sagte Tony Sic.
    »Auf Nummer sechzehn«, sagte Larry Boyle. Seine Stimme klang unnatürlich hoch. »Nummer sechzehn.«
    Wir sahen alle auf Fenster 16, das von den Helmkameras eines Stürmers aus Element C gespeist wurde. Wir sahen etwas, das wie eine Kellertreppe erschien, dann mehrere leuchtende Umrisse im Zentrum eines schwarzen Feldes und schließlich, einige Bilder lang und weniger als eine halbe Sekunde, ein Sofa. Auf dem Sofa befand sich ein pummeliger nackter Oberkörper. Oberhalb dieses Oberkörpers war ein Gesicht. Mitten im Gesicht war ein großer aufgerissener Mund. Das Gesicht gehörte Madison. Es gab ein Geräusch, wie wenn einem großen alten Tieftonlautsprecher die Spule durchbrennt, und die Fenster der Elemente wurden grau.
    »Das war eine BSSG «, übertönte Anas Stimme Schimpfen oder Wimmern im Hintergrund.
    »Was ist das?«, fragte Michael Weiner. Die Videoprozessoren der Helmkameras hatten sich rejustiert, und erste unvollständige Bilder trieben in die Fenster zurück.
    »Blitz- und Schall-Schockgranate«, erklärte sie. Einer der Stürmer hatte etwas in den Kellerraum geworfen, was sie einen »Double Whammy« nannten. Das Ding sah aus wie zwei gelbe Squashbälle, die man aneinander befestigt hatte. Der eine Ball enthielt eine konventionelle Blitz- und Schallgranate mit Acht-Millionen-Candela-Blitz und 180-Dezibel-Knall. Der andere war ein Stingball , der ungefähr zweihundert kleine Hartgummikugeln freisetzt. Die Kombination machte auch dann kampfunfähig, wenn es der Zielperson gelang, während der Explosion die Augen zu schließen und die Ohren zu bedecken.
    »Richtig so«, sagte Michael.
    »Pst, wir möchten das hören«, sagte Larry Boyle.
    Wir lauschten, hörten aber nichts außer einem schrillen Quietschen. Es verebbte zu einem schweren Atmen, und dann plötzlich schien Madison seine Stimme zurückzuerhalten.
    »Wie lautet die Anklage?«, fragte er. Sein hoher Tenor war von den Abhörgeräten bekannt, doch ihn in Echtzeit zu hören kam mir richtig unheimlich vor, zumal er seltsam gelassen klang. Die Stürmer hatten die Scheinwerfer ihrer Kamerahelme nun eingeschaltet, und wir erhielten eine weitere wenig schmeichelhafte Nahaufnahme von Madisons Hängebacken. Ich glaube, er setzte an, das Wort »Officer« auszusprechen, doch plötzlich hatte er Kevlarhandschuhe über dem Mund. Die Stürmer waren angewiesen, ihn kein Wort sagen zu lassen, für den Fall, dass es irgendwo einen stimmaktivierten Schalter gab. Zwei weitere Sekunden lang sahen wir abstrakte verwischte Flecke in den Fenstern; dann löste Helmkamera 13 sich in ein Händepaar auf, das Madisons Mund offen hielt, während eine dritte Hand unter seiner Zunge herumsuchte, als wäre er ein SMERSH -Agent aus den Sechzigerjahren, der gleich auf seine Zyankalikapsel beißen würde. Schließlich zerrten sie ihn die Treppe hoch. In Fenster 5 hatten sich das Grundstück der Czerwicks und die Marguerite Avenue mit einer Plötzlichkeit, die mich an Die Vögel erinnerte, mit einem Schwarm schwarz uniformierter Polizisten gefüllt. Jemand hatte den Ton auf Außenaufnahme umgeschaltet, und man hörte Hubschrauber über sich, und die Sirenen meldeten sich zu Wort. Keine dreißig Minuten später war Madison auf eine Trage geschnallt und wurde in einen eigens für ihn bereitgestellten Rettungswagen geschoben. Die andere Ambulanz fuhr mit dem Rest seiner Familie bereits ab. Wir alle konzentrierten uns auf Helmkamera 13, deren Besitzer in Madisons Rettungswagen mitfuhr und uns, wie es schien, einen weiteren Blick auf ihn schenken wollte. Plötzlich wurde das Fenster grau.
    »Haben wir keine Kamera da drin?«, fragte Michael.
    »Nein, das wollten sie uns nicht zugestehen«, antwortete Ana. »Tut mir leid.« Und schon wieder wurde zensiert, was wir erfuhren.
    Nimm es nicht persönlich, dachte ich. Die Leute im VIP -Anhänger, die Direktoren in den Hauptstädten und vermutlich sogar Lindsay mussten sich wahrscheinlich die Möglichkeit offenhalten,

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