2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
Dr. Dave Mohr in seinen ganz persönlichen Topf mit kaltem Wasser gestiegen.
Laura Aglers Blut scheint zu kochen. Ihr schweißüberströmter Körper zittert, als sie in den Gemeinschaftsbereich ihres Habitats geht. Elf Jahre sind vergangen, seit Borgias Männer sie und Sophia aus der wirklichen Welt verschwinden ließen – elf Jahre voll quälender Ungewissheit, ob Sam am Leben oder tot ist … oder ob etwas noch Schlimmeres mit ihm geschehen war. Wie eine Tigerin
im Käfig hatte sie ihr Kind beschützt und gegen die Männer gekämpft, die sie gefangen genommen hatten, bis sie schließlich vor Erschöpfung zusammengebrochen war. Nur der wache Geist ihrer Tochter hatte sie in all den Jahren davor bewahrt, den Verstand zu verlieren. Nachdem sie ihren Widerstand aufgegeben hatte, hatten sich ihre Hirnströme verändert; die schnellen Beta-Wellen waren den deutlich langsameren DeltaWellen gewichen.
Und dann hatte sie den Nexus entdeckt.
Eines Nachts war sie unmittelbar vor dem Einschlafen in diesen geistigen Korridor geglitten, und es war ihr so vorgekommen, als wäre sie dabei aus ihrem Körper herausgetreten. Ein anderes Reich der Existenz zu erreichen hatte ihre geschundenen Nerven beruhigt und sie mit einem Gefühl der Wärme und Ruhe erfüllt. Schließlich war es ihr mit Geduld und Übung gelungen, diese Phasen bewusst zu steuern. Um bei ihren Bewachern, die sie rund um die Uhr beobachteten, keinen Verdacht zu erregen, hatte sie um eine Yoga-DVD gebeten, mit der sie vorgab, stundenlang zu meditieren, während ihr Geist immer tiefer in das neue zerebrale Territorium eindrang.
Vor zwei Tagen hatte sie eine Stimme gehört.
Das war während der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche gewesen, und sie hatte instinktiv gewusst, dass dieser sinnlose Wortschwall von Sam kam. War er tot? Oder war er wie sie in der Lage, den Korridor eines höheren Bewusstseins zu erreichen? Sie rief hinaus in die Leere, doch die Antwort machte sie schaudern.
»Ich bin nicht Sam. Und jetzt lass mich in Ruhe, Hexe. Wenn du mich noch einmal störst, werde ich dich
in die Tiefen von Xibalba schleudern, wo die Herren der Unterwelt sich aus deinen Augen ein Festmahl zubereiten werden.«
»Wenn du nicht mein Mann bist, wer bist du dann?«
»Täuscherin! Genügt es denn nicht, dass du mich zu Dunkelheit und endlosem Leid verurteilt hast? Musst du mich auch noch mit deinen Exkrementen bewerfen? Meine Blöße zur Schau stellen? Warum hat mein Leben deinen Zorn auf sich gezogen? Nein, Hexe, ich werde dir nicht mehr zu Diensten sein. Ich bin erfüllt von Schmerz, und deine Drohungen, mich zu foltern, sind lächerlich. Verschwinde! Lass mich bluten, bis meine elende Hülle ganz leer ist, das ist mir egal. Es ist mir egal! Es ist mir egal! Es ist mir egal!«
Die schizophrene Antwort ihres gequälten Mannes war zu viel für Laura. Von einem Gefühl tiefer Hilflosigkeit erfüllt, rannte sie in den Fitnessraum, griff nach einer Zwanzig-Kilo-Hantel und schleuderte sie in das sturmsichere Glas, so dass die Scheibe in Millionen Splitter zerbarst.
Diese gewaltige Anstrengung wurde auf Videoband aufgenommen und wird schon bald von einem halben Dutzend Majestic-12-Mitarbeitern angesehen werden.
27
»Kein Problem kann auf derselben Bewusstseinsebene gelöst werden, auf der es entstanden ist.«
ALBERT EINSTEIN
8. September 2012
Miami, Florida
8:47 Uhr
D as South Florida Evaluation and Treatment Center ist ein siebenstöckiges, weißes Betongebäude, dessen Außenmauern von Efeu bewachsen sind. Es liegt unmittelbar westlich der Innenstadt von Miami in einem heruntergekommenen Viertel, das von Menschen verschiedenster Herkunft bewohnt wird. Wie bei den meisten staatlichen Gebäuden in dieser Gegend ist auch das Dach des Treatment Center mit mehreren Rollen Stacheldraht gesichert. Aber im Gegensatz zu anderen Einrichtungen soll hier nicht verhindert werden, dass jemand eindringt, sondern dass jemand ausbricht.
Dominique Vazquez fädelt sich durch den dichten Vormittagsverkehr, während sie laut fluchend auf der Route 441 nach Süden rast. Heute ist der erste Tag ihres Praktikums, doch sie kommt bereits zu spät. Sie weicht einem Teenager aus, der ihr in falscher Richtung auf motorisierten Skates entgegenkommt, biegt auf den Besucherparkplatz ab und lässt den Wagen auf dem ersten freien Stellplatz ausrollen. Sie springt aus dem Wagen und eilt im Laufschritt auf den Eingang des Gebäudes zu.
In der klimatisierten Lobby sitzt eine hispanische
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