2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
schieben sich in Richtung der Seile, doch der nach oben gerichtete Sog wird immer stärker. Er reißt Karim die Kamera aus der Hand. Caddens Sauerstoffmaske löst sich und schlackert ihm um die Augen. Er packt sie am Schlauch und drückt sie sich wieder ins Gesicht, während er geduckt seinen Kameraden auf dem immer rascher verschwindenden Pfad folgt, auf dem sie zuvor zum Gipfel gelangt sind.
Dicke Brocken gefrorenen Schnees lösen sich wie Miniatur-Eisberge und wirbeln durch die Luft. Ein kiloschweres Stück Eis kracht Karim ins Gesicht und zerschmettert seine Schutzbrille, die gleich darauf weggerissen wird.
Jurgen bekommt die Seile als Erster zu fassen. Er sichert sich mit seinem Karabinerhaken, der an seinem Gürtel befestigt ist, und beginnt sofort, sich abzuseilen. Seine beiden Kameraden folgen dicht hinter ihm.
Der Sog des Tornados reißt ihnen die Masken aus dem Gesicht und die Helme vom Kopf. Der Gipfel des Berges erzittert und schüttelt Millionen Tonnen Schnee von seinen Flanken, der zu einer blendend weißen Wolke aufgewirbelt wird. Die Männer werden Hals über Kopf von der Felswand weg in die Luft gerissen, und
ein Nylonseil ist alles, was sie noch mit dem Everest verbindet.
Durch den Eissturm hindurch, der der Schwerkraft zu trotzen scheint, sieht Sean Cadden hinauf in den drei Meilen großen Schlund der Anomalie. Ihre eisig klare Öffnung saugt das Geröll in sich hinein, während der Ereignishorizont immer näher kommt.
Der Lärm ist ohrenbetäubend. Es ist, als ob tausend donnernde Güterzüge jedes Atom im Körper des abenteuerlustigen Kanadiers erschüttern, so dass sein Schrei in diesem Toben untergeht –
Und plötzlich ist alles still.
Der Himmel ist klar, die Anomalie ist verschwunden. Noch immer an ihren Seilen hängend, sehen die drei Männer einander an. Sie begreifen nicht, was geschehen ist und wie es sein kann, dass sie noch am Leben sind.
ORGANISATION EUROPÉENNE POUR LA RECHERCHE NUCLÉAIRE CERN EUROPEAN ORGANIZATION FOR NUCLEAR RESEARCH EUROPÄISCHE KERNFORSCHUNGSORGANISATION
CERN-FORSCHUNGSKOMMISSION
Protokoll der 162. Sitzung der Forschungskommission vom Donnerstag, dem 6. Februar 2003
STUDIE ÜBER MÖGLICHERWEISE GEFÄHRLICHE EREIGNISSE WÄHREND DER KOLLISION SCHWERER IONEN IM LHC
J. Iliopoulos berichtete über die Studie, die von einem Komitee unter seinem Vorsitz erstellt wurde. Diese Studie untersuchte die Möglichkeit des Auftretens gefährlicher Ereignisse bei der Kollision schwerer Ionen im LHC. Eine frühere Studie, die für den RHIC (Relativistic Heavy Ion Collider des Brookhaven National Laboratory, USA) angefertigt worden war, war zu dem Schluss gekommen, dass denkbare Mechanismen, die zu Katastrophenszenarien führen könnten, aufgrund existierender empirischer Nachweise, zwingender theoretischer Argumente oder beidem eindeutig ausgeschlossen werden können. Bei seiner Evaluation kam das Komitee zum gleichen Ergebnis. Untersucht wurden die mögliche Erzeugung von Schwarzen Löchern, magnetischen Monopolen und Strangelets. Ebenfalls untersucht wurden die astrophysikalischen Grenzwerte, die sich aus der Interaktion kosmischer Strahlung mit dem Mond (oder mit sich selbst) ergeben und die, bei plausiblen Grundannahmen, die Möglichkeit gefährlicher Prozesse in Heavy Ion Colliders ausschließen. Zwar könnten die theoretisch postulierten Schwarzen Löcher
mit extra-kompakten Dimensionen in der Größenordnung von 1 TeV 2 auch im LHC in großer Zahl entstehen. Doch nur extrem massive Schwarze Löcher, die außerhalb der Möglichkeiten jedes lonenbeschleunigers liegen, wären stabil. Es wurde darüber spekuliert, dass magnetische Monopole zu einem Protonenzerfall führen könnten. Bei jeder Katalyse wird durch den Zerfall des Protons Energie freigesetzt, was den Monopol in Bewegung versetzt. Doch die Anzahl der Nukleonen, die der Monopol zerstören würde, bevor er die Erde verlässt, wurde als verschwindend gering eingeschätzt. Die größte Aufmerksamkeit des Komitees galt den Strangelets, einer hypothetischen neuen Form von Materie, die eine etwa gleiche Anzahl von Up-, Down – und Strange-Quarks enthält. Diese könnten in der Tat gefährlich werden, sollten sie im LHC entstehen – jedenfalls dann, wenn sie eine ausreichende Lebensdauer besitzen, negativ geladen sind, so dass sie gewöhnliche Atomkerne anziehen und absorbieren, und falls sie – als letzte Bedingung – in der Lage wären, beliebig zu wachsen, ohne instabil zu werden. Das Komitee
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