2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
aufglüht.
Er stößt das bellende Knurren eines Kriegers aus und greift an.
Die Bewegung, mit der Manny zu einem Tritt ansetzt, scheint zu verschwimmen. Die Sohle seines Stiefels trifft den Brustpanzer seines Neffen wie ein Gewehrschuss, zerschmettert Devlins Rüstung und schleudert den Teenager sechs Meter nach hinten.
Der sprachlose Vierzehnjährige liegt auf dem Rücken und kann nur mühsam atmen. Er hat sich eine schwere Prellung am Brustbein zugezogen.
Manny steht über ihm, sein Schwert schwebt über dem zerschmetterten Brustpanzer. »Auf Leben und Tod, oder wie war das noch?«
Devlins Augen füllen sich mit Tränen. »Tu es, Onkel. Bereite meinem Leiden ein Ende.«
»Huch! Jetzt hast du schon wieder Onkel gesagt. Das bedeutet, dass ich gewonnen habe.« Manny lächelt und schleudert die Waffe weg.
Der verwirrte Jugendliche setzt sich unter großen Schmerzen auf. »Warte. Es ist noch nicht vorbei!«
»Du hast Onkel gesagt. Wenn man zu meiner Zeit Onkel gesagt hat, bedeutete das, dass man aufgibt.« Er geht davon in Richtung Ausgang.
Die Schwerkraft, die ihn von hinten trifft, ist so mächtig wie eine Lokomotive, die in einen Pick-up rast. Sie ist viel mächtiger, als Manny erwartet hatte. Hätte er sich bei diesem Angriff nicht mehr im Nexus befunden, wäre die knochenzerschmetternde Wucht tödlich gewesen.
In jenem eisigen Korridor, der zu den höheren Dimensionen führt, pariert Immanuel Gabriel den Schlag. Dann wirbelt er herum und legt seinem überraschten Neffen von hinten mit einem festen Griff den Arm um den Hals.
Und genau da fühlt er sie – jene dunkle Macht, die in Devlins Aura brodelt, eine Energiequelle, die seiner eigenen weit überlegen ist und die den Teenager immer weiterkämpfen lässt, obwohl der Würgegriff, mit dem sein Onkel ihn festhält, umso lebensgefährlicher wird, je mehr Widerstand er leistet.
Manny muss all seine Kraft aufwenden, um seinen Neffen, der sich wild hin und her wirft, festzuhalten. Schließlich erschlafft der Körper in seinen Armen. Genauso stur wie sein Vater …
Die beiden Hunahpu verlassen den Nexus.
Manny lässt den bewusstlosen Jungen in der holographischen Arena zurück und macht sich mit Hilfe seines hoch entwickelten Geruchssinns auf die Suche nach dessen Mutter.
8
»Das Böse existiert nicht, oder wenigstens existiert es
nicht für sich genommen. Das Böse ist einfach die
Abwesenheit Gottes. Es ist, genau wie Dunkelheit und
Kälte, ein Wort, das der Mensch geschaffen hat, um die
Abwesenheit Gottes zu beschreiben. Gott hat das Böse
nicht geschaffen. Das Böse ist das Ergebnis dessen, was
geschieht, wenn der Mensch Gottes Liebe nicht in seinem
Herzen gegenwärtig trägt. Es ist wie die Kälte, die
kommt, wenn es keine Wärme gibt, oder die Dunkelheit,
die kommt, wenn es kein Licht gibt.«
ALBERT EINSTEIN
D ie Olfaktion, das Aufspüren von etwas anhand seines Geruchs, ist bei verschiedenen biologischen Arten höchst unterschiedlich entwickelt. Haie können einen Tropfen Blut oder Aminosäuren unter Milliarden Tropfen Meerwasser riechen. Der Geruchssinn eines Hundes ist tausendmal leistungsfähiger als der eines Menschen.
Als sich im Lauf der Evolution der moderne Mensch aus seinen hominiden Vorfahren entwickelte, verringerte sich die Leistung seines Geruchssinns. Die Zahl der entsprechenden Rezeptoren in der Nase sank von achtzig auf fünf Millionen. In der posthumanen Gesellschaft jedoch, die sich auf der Erde der Zukunft aus dem Homo sapiens entwickelte, kehrten sich die Verhältnisse wieder um: Die Individuen benutzten ihren verbesserten Geruchssinn, um über weite Entfernungen hinweg geeignete Sexualpartner zu finden.
Während er durch Hangar 13 geht, entdeckt Immanuel Gabriel sehr schnell den berauschenden Geruch von Lilith Eve Mabus’ Pheromonen. Das Hunahpu-Halbblut ist so erregt, dass alle vasomotorischen Nervenenden in seinem Körper darauf ausgerichtet sind, neue Sinneseindrücke aufzunehmen.
Schließlich findet er sie: Sie wartet an einem Reparaturterminal an der Nordostseite des Gebäudekomplexes auf ihn. Das Herz hämmert ihm in der Kehle, als er näher kommt, ihr Duft dringt unter ihrem hautengen rot-weißen HOPE-Overall hervor, dessen Reißverschluss sie gerade so weit geöffnet hat, dass man eine Andeutung des Spaltes zwischen ihren Brüsten sehen kann. Sie trägt ihr langes, rabenschwarzes Haar in einem straffen Pferdeschwanz über eine Schulter drapiert.
Von Mannys Gegenwart erregt, lehnt
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