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2012- Die Rückkehr

Titel: 2012- Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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Augen auf, doch er schließt sie sogleich wieder und zwingt sich zurück in die Trance.
    »Konzentrieren Sie sich auf die Hitze, die durch Ihre Brust, Ihre Schultern und Ihren Rücken in das nasse Tuch aufsteigt. Atmen Sie durch die Nase ein und durch den Mund aus. Jeder Atemzug schürt die heißen Kohlen …«
    Immanuels Puls verlangsamt sich; er scheint kaum noch Luft zu holen. Er spürt ein Brennen in seinem Bauch, doch diesmal ist es beruhigend warm und hat nichts mit der Milchsäure zu tun, die er beim Football in den Muskeln spürt.
    Sein Geist streift umher, führt ihn immer tiefer in die Korridore der Dunkelheit, und schließlich hört er:
     
     
    Es muss langweilig sein, wenn man Gott ist … allmächtig und unsterblich, ohne Ehrgeiz oder Verlangen, Triumph oder Niederlage zu kennen. Hast Du uns deshalb geschaffen, Herr? Zu Deiner Unterhaltung? Hast Du uns deshalb mit dem zweifelhaften Segen unserer Unwissenheit beglückt, uns mit unserem Ich vergiftet, uns mit Lust und Gier, Macht und Rache versklavt? Ist die Geschichte der Menschheit ein einziger großer Hahnenkampf für Dich?
Genießt Du die Grausamkeiten, die wir einander zufügen?
    Unterhält Dich das?
    Oder hast Du, unsere elterliche Gottheit, einfach aufgegeben? Ich frage mich, wann wir wohl die entscheidende Grenze überschritten haben. Nicht während unserer frühen Jahre, als Du uns Deine Lehren durch Noah und Abraham, Jakob und Moses verkündetest. War es nach der Kreuzigung Christi? Hast Du uns wirklich vergeben? Vielleicht geschah es ja während der Jugend der Menschheit, während jener schrecklichen Teenagerjahre, wenn die meisten Eltern ihr Kind am liebsten im Stich lassen würden. War es da, Herr? Hat Dich der Holocaust dazu gebracht, beschämt Dein mächtiges Haupt zu schütteln? Hiroshima? Korea? Vietnam? Der 11. September? Der Konflikt im Jahr 2012? Die Gräuel in Afrika? Die endlosen Unruhen im Nahen Osten?
    Wann hast Du gesagt: »Zur Hölle mit ihnen?«
    Selbstsüchtig und dumm, gewalttätig und zerstörerisch, kurzsichtig und grausam. Kinder treten einem auf die Zehen, wenn sie jung sind, und sie treten einem aufs Herz, wenn sie älter werden.
    Jeder macht Fehler, Gott. Waren wir Dein Fehler?
    Oder war das alles Teil Deines größeren Plans?
    Vergib mir meine Tirade, mein Sohn, doch seit du meine Seele verlassen hast, bin ich so voller Zorn, bin ich so voller Hass, so voller Blasphemie, dass ich manchmal das Gefühl habe, ich könnte platzen …
     
     
    Immanuel reißt die ebenholzfarbenen Augen auf, stößt einen markerschütternden Schrei aus, springt auf und reißt sich das inzwischen trockene Bettlaken von den Schultern.

    Jacob fasst ihn um die Schultern. »Manny, was ist?«
    Immanuel schlingt die Arme um die Brust und geht zitternd hin und her durch den Schnee.
    »Computer, Programm beenden!«
    Der Schnee und die Berge verschwinden, und eine mit Onyxfliesen belegte sensorische Halle wird sichtbar. Wellen warmer Luft verdrängen die eisige Kälte.
    Jacob beugt sich über seinen Bruder, der auf dem feuchten Boden kniet und sich in der Wärme zusammenkauert. »Du hast ihn gehört, nicht wahr, Manny? Du hast unseren Vater gehört!«
    Immanuel blickt auf. Er zittert noch immer am ganzen Leib. »Ich habe überhaupt nichts gehört. Und jetzt schaff mich verdammt noch mal hier raus.«

33
    24. November 2033
Health South Doctor’s Hospital
Coral Gables, Florida
    Donnerstagmorgen Lauren Beckmeyer ist erschöpft.
    Es ist nicht jene wohlige Erschöpfung, die sie nach ihrem Training üblicherweise empfindet, sondern etwas, das sie noch nie erlebt hat. Eine Art überwältigende Mattigkeit, die daher kommt, dass sie auf der Flucht ist. Die permanente Anspannung schenkt ihrem Geist keine Pause und ihren angespannten Nerven keine Ruhe.
    Es ist die Art von Erschöpfung, die die Angst vor dem Tod mit sich bringt.
    Während der letzten sechsunddreißig Stunden hat sich die Star-Athletin in den Schatten der Gassen und Nebenstraßen versteckt und ist allen Menschen aus dem Weg gegangen. Sie kann nicht in ihr Studentenapartment zurück. Sie kann keinen Kontakt zu ihren Eltern oder ihren Freunden aufnehmen, weil sie befürchten muss, dass die Männer, die Professor Gabeheart umgebracht haben, die Menschen, die ihr nahestehen, dann ebenfalls verfolgen
würden. Sie hat nichts mehr gegessen, denn wenn man etwas einkaufen möchte, muss man sich einem Identitäts-Scan unterziehen, und sie hat den entsprechenden Chip aus ihrem Körper

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