2012- Die Rückkehr
herausgeschnitten.
Lauren weiß nicht, woher der Feind kommt, aber sie hat so ihre Vermutungen. Letzte Nacht, als sie allein am Strand lag, konnte sie sich wenigstens so weit beruhigen, dass es ihr gelang, ein paar Puzzleteile zusammenzusetzen.
Wer auch immer Gabeheart zum Schweigen bringen wollte, hatte Angst, dass der Professor die Wahrheit über die Yellowstone-Caldera herausfindet. Wenn dieser Jemand nicht einmal vor einem Mord zurückschreckt, dann kann das nur bedeuten, dass der Druck im Caldera-System steigt, und das wiederum heißt, dass eine Eruption unmittelbar bevorsteht.
Die letzte Eruption im Yellowstone führte zu einer Eiszeit. Wenn die nächste Eruption auch nur halbwegs so verheerend ist, dann … oh, mein Gott!
Lauren konnte nicht schlafen, denn die Bedrohung ihres eigenen Lebens wurde plötzlich überschattet von dem Gedanken an einen supervulkanischen Winter. Irgendwie musste sie die Öffentlichkeit warnen. Irgendwie musste sie es schaffen, dass ihr die Welt zuhörte, solange noch Zeit war zu handeln … Sofern es diese Zeit überhaupt noch gab und sofern man überhaupt irgendetwas tun konnte.
Aber wer würde auf sie hören? Sie war ein Niemand, ein Mensch, den man leicht verschwinden lassen konnte, bevor irgendjemand eine Fernsehkamera einschalten würde. Und welche Beweise hatte sie denn?
Aber es gab jemanden, auf den die Medien hören würden, jemanden, den sie ständig interviewen wollten, jemanden, über den mehr berichtet wurde als über jeden Wissenschaftler und jede Geologiestudentin.
Lauren musste Sam finden.
Aus ihrer Deckung hinter einem Gebüsch hervor beobachtet Lauren den Seiteneingang des medizinischen Zentrums für Studenten. Sie hat die Haare mit etwas Wasser gegen den Kopf geklatscht und unter ihre Baseballmütze gesteckt.
Sie überquert die Straße und schließt sich einer Familie an, die das Gebäude betritt. Sie folgt einem belebten Korridor und wartet in der Schlange, bis sie Zugang zu einem Auskunftsautomaten erhält.
Sie drückt auf das Patientenverzeichnis. »Kirk Peacocks Zimmer.«
KIRK PEACOCK LIEGT AUF ZIMMER 310, BETT B. SCHÖNEN TAG NOCH.
Sie sieht sich um, entscheidet sich gegen den Aufzug und nimmt die Treppe.
Kirk Peacock liegt im Bett. Speichel rinnt aus seinem offenen Mund, seine Augenpartie ist hinter einem Virtual-Reality-Visier nicht zu erkennen. Lauren setzt sich neben das Bett und wendet sich ab, als eine Robo-Schwester ins Zimmer kommt und seinen Infusionsbeutel austauscht.
»Kirk. Hey, Kirk!« Sie klopft gegen seinen VR-Helm und reißt ihn ihrem Mitstudenten schließlich vom Kopf.
»Was soll dieses gottverdammte … Lauren? Hey, was machst du denn hier?«
»Ich wollte dich besuchen. Geht’s dir gut?«
»Scheiße, nein. In meinem Arsch stecken lauter Nadeln und Schläuche. Ich habe mir schon seit Tagen keinen Egel mehr gesetzt. Sie haben mir meine Kontaktlinsen und meine Piercings abgenommen, meine Haare wachsen, sodass man meine Tätowierung nicht mehr sehen kann, und mein Vater zwingt mich, meine Haut zu entfärben, sodass sie wieder ihren natürlichen Rosa-Ton annimmt. Das Leben nervt.«
»Yeah, Kirk. Du musst mir einen Gefallen tun. Ich will für ein paar Tage verschwinden. Ich tausche meinen Wagen gegen dein Amphibienfahrzeug.«
»Deine Corvette? Hast du etwas eingeworfen?«
»Es ist nur für ein paar Tage. Ich verspreche dir, dass ich sorgfältig damit umgehe.«
»Von mir aus kannst du das Ding absaufen lassen. Gehört meinem Alten. Blödes Arschloch.«
»Was ist dein Zugangscode?«
»Zugangscode … verdammt … ah, ja.« Er hebt einen seiner nackten Füße hoch. Die Tätowierung auf der Ferse lautet KP-3757-D.
Lauren merkt sich den Code. »Danke, Kirk. Ich schulde dir was. Wann lassen sie dich raus?«
»Die gottverdammte Blechdosen-Ärztin hat eine weitere Blutreinigung angeordnet. Ich habe diesem mechanischen Mülleimer gesagt, dass sie mein Plasma nur bekommt, wenn sie mir dafür BLISS in die Adern jagt. Ha-ha … hey, Mann, Lauren, wo gehst du hin?«
Hangar 13
Kennedy Space Center
Cape Canaveral, Florida
Donnerstagnachmittag Gedankenverloren betrachtet Immanuel Gabriel die Augen des Psychiaters, deren Farbe unter der Deckenbeleuchtung von Hellbraun zu Grün wechselt. Das Haar des Mannes ist braun und steht steif vom Kopf ab, die Hasenscharte und die verräterischen Narben entlang des Kieferknochens deuten auf einen kürzlich erfolgten chirurgischen Eingriff hin.
»Sie sehen eindeutig nicht wie ein Psychiater
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