2012- Die Rückkehr
kybernetischen Augen - goldenen vertikalen Schlitzen, die von einer karmesinrot strahlenden Hornhaut umgeben sind.
Ein donnerndes Schnauben lässt Jacob zurückspringen, als die Schlange durch ihre synthetischen Nasenlöcher eine stinkende Atemwolke ausstößt. Die entsetzlichen Kiefer teilen sich und enthüllen mehrere Reihen ebenholzfarbener, skalpellscharfer Zähne.
Jacob weigert sich, noch weiter zurückzuweichen, und erwidert den Blick der Kreatur. Ein surrealer Moment
verstreicht, während Mensch und Tier einander betrachten …
… und schließlich bricht das überwältigende Gefühl des déjà vu wie eine gewaltige Woge auf Jacobs Gehirn nieder.
Das nun plötzlich sanfte Wesen senkt seinen Kopf zur Erde, während es sein rechtes Auge unverwandt auf den Zwilling richtet.
Jacob tritt vor und legt beide Handflächen auf die öligen, Schuppen ähnelnden smaragdgrünen Federn dieses Wesens und spürt seine tiefen, intensiv vibrierenden Atemzüge …
… und dann steigt ein weißer Nebel um seinen Geist auf …
Jacobs Bewusstsein schwebt über Raum und Zeit hinweg.
Mithilfe seiner Fernsicht-Gabe sieht er den Nil.
Er betritt die verborgenen Kammern der großen Pyramide von Giseh.
Er geht in die Kammer der Königin.
Er blickt durch einen Beobachtungsschacht hinauf, der in einem Winkel von neununddreißig Grad exakt auf den hellsten Stern am Abendhimmel gerichtet ist … Sirius.
»Jake!«
Die plötzliche Unterbrechung lässt ihn zusammenfahren. Er öffnet die Augen. Seine Ohren prickeln vor Energie.
Überrascht stellt er fest, dass er auf dem Rücken liegt. Seine Mutter kniet an seiner Seite. Der Himmel steht voller Sterne, und der Rote Überriese befindet sich direkt über ihm.
Der große Kopf der außerirdischen Schlange ruht noch immer am Ufer, und ihr über dreißig Meter langer Körper
ist noch immer von der fremdartigen silbernen Flüssigkeit des Sees bedeckt.
»Jake, was ist passiert? Du warst stundenlang bewusstlos. Geht es dir gut?«
Noch immer benommen, setzt er sich auf. Dominique bemerkt, dass er am ganzen Leib zittert.
»Mein Gott …« Er starrt das fremde Wesen an, und Tränen treten in seine azurblauen Augen.
»Jake, was ist?«
»Diese Bastarde, diese manipulativen fubishitting Hurensöhne … Sie haben uns angelogen.«
»Wer hat gelogen? Die Hüter?«
»Alles, was sie meinem Vater über Xibalba erzählt haben, die ganze Art, in der sie die astronomischen Karten der Balam programmiert haben … das alles war eine einzige Lüge. Dieser Planet befindet sich nicht im Gürtel des Orion, und der Rote Überriese ist auch nicht Beteigeuze … es ist Sirius-A, und der weiße Zwerg daneben ist Sirius-B!«
»Was macht das schon für einen Unterschied?«
»Verstehst du nicht, Mutter? Wir sind nicht Hunderte von Lichtjahren von der Erde entfernt, wir sind auf der Erde!«
»Was?«
» Xibalba ist die Erde … aber eine Erde, die mehrere hunderttausend, ja vielleicht sogar Millionen Jahre in der Zukunft liegt!«
»Nein … Jake, wie kann das sein? Sieh dir diesen roten Himmel an …«
»Die Atmosphäre hat sich verändert. Die Staubpartikel streuen das Licht anders.«
»Aber es gibt keine Ozeane.«
»Sie müssen verdunstet sein. Vielleicht ist die Zerstörung der Ozonschicht dafür verantwortlich, vielleicht
auch der massive Treibhauseffekt. Es könnte immer noch sein, dass sich unter der Oberfläche des Planeten gefrorene Meere befinden … genau wie auf dem Mars.« Er steht auf und streckt die Hand nach der Schlange aus. »Und diese armen Kreaturen … weißt du, was sie einst waren?«
Noch unter Schock stehend, schüttelt sie den Kopf.
»Es waren Wale, Mutter, Wale, die wir geklont und genetisch verändert haben, sodass sie ihren posthumanen Herren zu Diensten waren.«
»Ich … ich verstehe nicht.«
»Zahnwale verfügen über eine natürliche Echoortung. Die posthumanen Wesen haben diese Fähigkeit benutzt, um sich Zugang zum Nexus zu verschaffen. Sie haben die Wale versklavt … haben ihre genetische Ausstattung verändert und den armen Tieren zusätzlich kybernetische Implantate eingepflanzt. Die Fähigkeit dieser Säugetiere, sich mithilfe einer besonderen Harmonik zu verständigen, ermöglichte es den posthumanen Wesen, über den Nexus hinaus in das spirituelle Reich zu gelangen.«
Dominique reibt sich die Schläfen. »Jake, wenn das die Erde ist, wer sind dann die transhumanen und posthumanen Wesen?«
»Das sind wir. Sie werden sich in Millionen von Jahren aus dem
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