2012- Die Rückkehr
ein paar verpassten Treffen bei den Anonymen Drogenabhängigen und mit einigen Linien Koks hier und da. Doch Drogensucht ist eine Krankheit, die nur durch Abstinenz besiegt werden
kann, und bevor Madelina begriff, was genau vor sich ging, hatte ihr Mann die gemeinsamen Ersparnisse bei Partys durchgebracht, die ganze Nächte lang dauerten.
Madelina war gezwungen, Geld, das eigentlich für ihre Medikamente vorgesehen war, für Lebensmittel abzuzweigen. Sie wurde depressiv, und damit kamen auch alle Ängste zurück, unter denen die junge Frau gelitten hatte. »Denk dran, Mädchen«, hatte Quenton immer wieder gesagt, »der Teufel wird deine Seele holen, wenn du nicht stark bist.«
Alles wurde noch dadurch verschlimmert, dass im College die Football-Saison wieder angefangen hatte, und um diese Zeit des Jahres erreichte Virgils Wut neue Höhen. Wenn er die Spiele der University of Florida im Fernsehen sah, geriet er in eine solche Raserei, dass er einfach auf etwas einschlagen musste - oder auf jemanden.
Madelina erzählte Quenton, dass sie sich den Arm beim Reparieren des Daches gebrochen habe. Die angeknackste Lunge stammte von einem üblen Sturz mit dem Fahrrad. Ihre Nase, so sagte sie dem Arzt in der Klinik, habe sie sich gebrochen, als sie im Bad ausgerutscht sei.
Ende Januar 2013 hörten die Schläge für kurze Zeit auf, als Virgil erfuhr, dass seine Frau schwanger war. Angesichts dieser Nachricht schien der frühere Football-Star ruhiger zu werden. Einen Sohn konnte man zum Arbeiten auf die Felder schicken. Einem Sohn konnte man beibringen, wie man Football spielte. Virgil junior würde das Leben führen, das seinem Vater verweigert worden war; er würde seinem alten Herrn Ruhm und Ehre einbringen, indem er es bis in die National Football League schaffte. In zwanzig Jahren wäre ein etwas älterer Virgil Robinson in der Lage, sich in großem Reichtum aus dem Arbeitsleben zurückzuziehen und vom Vermögen seines Sohnes zu leben.
Das Leben im Heim der Robinsons stabilisierte sich. Vorübergehend.
Und dann schien die Welt völlig aus dem Gleichgewicht zu geraten, und nüchtern zu bleiben war keine Option mehr.
Reverend Morehead betritt den Strip-Club, und sofort sind seine Sinne vom Geruch nach Alkohol, Rauch und Sex erfüllt. Er braucht mehrere Minuten, um seinen Schwiegersohn zu finden, der in einem der hinteren Räume einen Lapdance genießt.
»Virgil! Schaff deinen heidnischen Arsch nach Hause - dein Sohn kommt gerade zur Welt!«
»Oh, Scheiße, Quenton, gib mir noch zwei Minuten.«
»Nein, mein Junge. Sofort!«
»Schwachkopf.« Virgil schiebt sich unter der Stripperin hervor, drückt eine ihrer nackten Brüste und flüstert: »Ich ruf dich später an, Baby.« Dann folgt er Quenton hinaus auf den Parkplatz.
Boca Raton, Florida
2.13 Uhr Auf dem Parkplatz ist alles ruhig, denn die Nationalgarde hat die Klinik und das umgebende Gelände geräumt. Nur autorisierte Personen erhalten Zutritt, und niemand darf ohne Präsident Chaneys persönliche Erlaubnis die Neugeborenenstation im dritten Stock betreten.
Dominique setzt sich im Bett auf und betrachtet trotz ihrer schweren Lider ihre neue Familie. Edith strahlt wie eine stolze Großmutter, während sie den dunkelhaarigen Zwilling hätschelt. Ennis Chaney sitzt in einem Sessel und hält das blonde Kind in den Armen, und alle Schroffheit ist aus dem wettergegerbten Gesicht des alten Mannes verschwunden.
Rabbi Steinberg sitzt auf dem Bettrand neben Dominique und lässt die ganze Szene auf sich wirken. »Und? Hast du schon die Namen ausgesucht? Du weißt ja, dass es jüdischer Brauch ist, den Anfangsbuchstaben eines geliebten Verstorbenen zu verwenden, um den Toten zu ehren.«
»Ich werde den dunkelhaarigen Zwilling Immanuel nennen, nach Isadore.«
Edie blickt auf, als sie den Namen ihres verstorbenen Mannes hört, und ihre Augen werden feucht. »Dein Vater würde sich geehrt fühlen.«
»Wir werden ihn einfach Manny rufen, das ist kürzer. Er hat hispanisches Blut in seinen Adern. Man kann es an seinen Augen sehen.«
»Und was ist mit unserem blauäugigen Freund hier?«, fragt Chaney. »Wie wär’s mit einem Namen, der mit einem M anfängt, nach seinem Vater?«
»Sein Vater ist nicht tot«, platzt Dominique heraus, um einer plötzlichen Wut Luft zu machen.
»Nur die Ruhe, Schätzchen.« Edie reicht Immanuel dem Rabbi und nimmt dann Dominiques Hand.
»Tut mir leid. Ich bin einfach nur müde. Es war eine lange Nacht. Und eine lange
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